Kalifornien-Kolumne:Männer mit Zopf am Kopf

Kalifornien-Kolumne: Männlein, Weiblein? Hauptsache Zopf, aber bitte geflochten.

Männlein, Weiblein? Hauptsache Zopf, aber bitte geflochten.

(Foto: Illustration: Jessy Asmus/SZ.de)

Sind das Wikinger? Hat sich Hänsel als Gretel verkleidet? Leider nicht. Es ist ein neuer Trend für Männer, die noch Haare haben: der Man Braid.

Von Beate Wild, San Francisco

Erst hatte ich die beiden für zwei Hippies gehalten: Mitte 20, übergroße Pullis und auf dem Kopf geflochtene Zopffrisuren. Solche Jungs hängen häufig in Haight-Ashbury ab, San Franciscos Viertel für Drifter - so nennt man heute die Blumenkinder und Aussteiger.

Doch dann sagt meine Freundin Kimberly: "Ich glaube, die zwei haben die neue Kollektion von Kanye West an." Überrascht blicke ich den Kerlen hinterher. "Und sie tragen Man Braids! Voll hip!", fügt sie hinzu. Ich bin zwar in San Francisco, aber offenbar noch nicht am Puls der Zeit. Außerdem sind hier Hippies und Hipster nicht immer auf den ersten Blick auseinander zu halten. Kimberly erklärt, ohne sich ein mitleidiges Lächeln zu verkneifen: Braids sind die neuen Man Buns.

Für alle, die sich jetzt verwirrt das Haar raufen: Der bislang trendige Männerdutt wird in den USA jetzt übertroffen - vom Männerzopf. Den Dutt hatte die New York Times vor drei Jahren in den New Yorker Hipstervierteln Williamsburg und Bushwick entdeckt, wo der Haarknödel gerne mit einem Vollbart kombiniert wurde - so sind die Männer immerhin von vorne als solche zu erkennen.

Wobei ich der Meinung bin, dass Fußballer von Argentinien bis Schweden den Dutt bereits seit den späten Neunzigern übers Spielfeld tragen. Aber hip wird es eben erst, wenn es der New Yorker macht. Und dann Leonardo di Caprio und Orlando Bloom. Und mit einiger Verzögerung auch der deutsche Nicht-Fußballspieler, wobei dies eher das Ende des kurzen Trend-Lebens ankündigt.

Kaum hat der Mann hierzulande gelernt, seinen Dutt korrekt zu drehen und verschnüren, ist ihm der Trendsetter in Übersee schon wieder einen Schritt voraus.

Das Flechtwerk am Männerkopf ist durchaus eine Herausforderung für Grob- und selbst Feinmotoriker. Anfänger wählen erst einmal den einfach geflochtenen Pferdeschwanz. Mutigere lassen zwei Kleinmädchenzöpfe über die Schultern baumeln. Fortgeschrittene zurren den Gretelkranz à la Julia Timoschenko fest oder eine Flechtkreation im Stil einer Bayerin auf dem Weg zum Oktoberfest.

Wer Anregungen braucht, die in der deutschen freien Wildbahn so noch nicht zu sehen sind: Dieser Blog zeigt die neuesten Kreationen. Trendsetter, heißt es hier ermutigend, würden damit ihre Frisuren "auf das nächste Level heben". Na dann.

Nur sollten Männer dabei sanft zu Werke gehen und nichts mit aller Kraft nach hinten zerren: Schon der Dutt könnte auf lange Sicht Haarausfall beschleunigen, wenn nicht sogar - ach - hervorrufen. Schließlich müssen die Haare auch noch für den nächsten Trend herhalten. Außer, dieser tendiert überraschenderweise zu blank poliert statt herausgeputzt.

Kalifornien-Kolumne
Neues aus San Francisco
Illustration: Jessy Asmus/ Sz.de

In "USA, Land der Fettnäpfchen" hat Autorin Beate Wild über Stolpersteine beim Ankommen in den Vereinigten Staaten berichtet. In der Kolumne "Neues aus San Francisco" schreibt sie über das Leben in Kalifornien, das für Zugereiste mitunter gewöhnungsbedürftig ist:

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