15 Jahre auf der Schweizer Hörnlihütte:Unser Mann am Matterhorn

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Kurt Lauber lebt von Mai bis September auf 3260 Metern Höhe am "schönsten Berg der Welt". Er ist Wirt der Hörnlihütte am Matterhorn und er rettet notfalls seine Gäste, wenn sie auf dem Weg zum Gipfel in Not geraten. Nun hat er seine Erinnerungen aufgeschrieben.

Jesko Habert

Kurt Lauber hat einen klaren Blick. Auf die Landschaft und auf die Dinge. Das bringen die beiden so verschiedenen Knochenjobs mit sich, die Lauber ausübt. Er ist der Wirt der Hörnlihütte am Matterhorn, und er ist Bergretter. Jeweils von Mai bis September lebt der Familienvater auf 3260 Metern Höhe, verpflegt und versorgt Bergsteiger, die um vier Uhr nachts zur Matterhornbesteigung aufbrechen, und Tagestouristen, die dort zum Mittagessen einkehren.

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Den ganzen Sommer über leidet er unter Wasser- und Schlafmangel und steht unter Stress, um die Touren der Kletterer und auch der Ausflügler überhaupt erst zu ermöglichen. Wenn etwas schiefgeht, hilft er.

Regelmäßig wird er mit Kollegen im Helikopter in die Nordwand geflogen. Lauber ist "Der Wächter des Matterhorns", ganz so, wie seine Erinnerungen an die ersten 15 Jahre auf der Hörnlihütte heißen. Das Matterhorn, dessen Abgründe er bestens kennt, ist für ihn "der schönste Berg der Welt".

Laubers Buch steckt voller Erlebnisse und Anekdoten. Er erzählt von spanischen Campern, die sich Toilettenwasser aufkochen und am nächsten Tag mit Magenkrämpfen vom Gipfel gerettet werden müssen, von einem tibetisch-buddhistischen Sherpa, der am Gipfelkreuz erschöpft zum christlichen Gott für einen heilen Abstieg betet, und von einem alleine kletternden Tschechen, der einen 500 Meter tiefen Sturz überlebt.

Kurt Lauber, der in jungen Jahren eher zufällig durch einen Bekannten zum Bergsteigen gekommen ist, erzählt, als säße er plaudernd bei einer Brotzeit. Die Kapiteleinteilung des Verlags unterbricht diesen Fluss eher willkürlich.

All das ändert jedoch an der Ernsthaftigkeit der Berichte nichts. Den stärksten Eindruck hinterlassen ohnehin nicht die einzelnen, teils skurrilen Anekdoten. Sondern die genauen Einblicke in die Maschinerie.

Lauber verdeutlicht, welcher logistische Aufwand notwendig ist, um den Betrieb der Hörnlihütte sowie ein effektives System der Bergrettung zu gewährleisten. Wie viel Arbeit und Engagement also dahintersteckt, um die Schönheit des Matterhorns für viele Menschen aus der Nähe erlebbar zu machen.

KURT LAUBER: Der Wächter des Matterhorns. Mein Leben auf der Hörnlihütte. Droemer Verlag, München 2012. 248 Seiten, 22,99 Euro.

© SZ vom 03.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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