Es ist etwas ruhiger geworden um Hans Kammerlander, den Südtiroler Extrembergsteiger. Dabei geht der 54-Jährige zwar nicht mehr an die höchsten Berge oder steilsten Felsen der Welt, beweist bei seinen Projekten aber durchaus Einfallsreichtum. Neben den Seven Second Summits möchte er die Matterhörner weltweit besteigen. SZ: Herr Kammerlander, wann ist für Sie ein Berg ein Matterhorn? Kammerlander: Touristiker bezeichnen jeden einigermaßen markanten Berg sofort als Matterhorn der Region. Aber das Matterhorn ist der Inbegriff eines schönen Berges, schöner geht es nicht. Für mich muss der Berg wirklich Ähnlichkeit haben, allein stehend, dominant sein. Und er muss diesen spitzen, pyramidenförmigen Gipfel haben. Im Bild das Original: das Matterhorn in der Schweiz
SZ: Was treibt Sie auf die Matterhörner der Erde? Kammerlander (im Bild): Zu dem Original in der Schweiz habe ich eine besondere Beziehung. Ich hatte dort einige wunderschöne Tage, schon als junger Kerl. Später habe ich alle vier Grate innerhalb von 24 Stunden bestiegen. Als ich vor einiger Zeit in Russland den Belalakaja gesehen haben, dachte ich mir: Der schaut wieder einmal genau so aus wie das Matterhorn. Das Tolle ist, dass Matterhörner in den verschiedensten Teilen der Welt liegen.
SZ: Auf wie vielen Matterhörnern außer dem Original waren Sie denn schon? Kammerlander: Auf dem Shivling, das ist das Matterhorn Indiens. Jasemba und Ama Dablam in Nepal, dem K2 im Karakorum und dem Cimon della Pala, dem Matterhorn der Dolomiten. Ama Dablam in Nepal
SZ: Fehlen also noch? Kammerlander: Der Alpamayo in Peru, der Belalakaja, der Stetind in Norwegen und der Hochvogel im Allgäu. Bei zehn werde ich es dann wohl belassen. SZ: Auch der Trettach und der Geiselstein werden öfter als "Matterhorn des Allgäus" bezeichnet. Kammerlander: Was, die auch! Die sind mir dann doch zu unbedeutend. Der Hochvogel hätte außerdem den Reiz einer Steilabfahrt auf Skiern. Alpamayo in Peru
SZ: Den K2 als Matterhorn des Karakorums zu bezeichnen ist ungefähr so, als würde man Sie den Reinhold Messner des Ahrntals nennen. Kammerlander: Das stimmt schon, jeder hat seinen eigenen Charakter. Aber den K2 musste ich einfach einbeziehen, da kommt man nicht drumrum. Obwohl im Karakorum ja auch der Masherbrum ein Kandidat wäre. K2 im Karakorum im Norden Pakistans
SZ: Ihr zweites Projekt, das Sie im Winter vollenden wollen, sind die Seven Second Summits, die zweithöchsten Berge der Kontinente. Muss man sich als Profibergsteiger solche Sachen einfallen lassen, um interessant zu bleiben? Kammerlander: Natürlich bin ich immer auf der Suche nach etwas Neuem. Und natürlich glaube ich, dass mein Publikum, zum Beispiel bei Vorträgen, sehr viel Freude daran haben wird. Und zum Schluss nochmal das Original-Matterhorn