Italien-Urlaub:Wo der Gardasee glücklich macht

Lesezeit: 3 Min.

Angeln bei Riva. (Foto: mauritius images)

Mehr Licht, mehr Wärme, mehr Leichtigkeit: Der Lago di Garda verspricht viel. Doch wo ist es am schönsten? Zwei sportliche Empfehlungen.

Mit dem Gardasee verbinden wir wettergeplagten Nordmenschen eine besondere Sehnsucht. Wir haben nach den besten Orten gesucht - für Sportliebhaber, aber auch für Genussmenschen und Muße-Suchende.

Im Kletterort Arco: Express-Shopping, Trost-Toast und gutes Eis

Klettern wird olympisch, und zwar schon 2020. Für manch traditionsbewussten Alpinisten ist dies der Beweis, dass sich das Klettern von der nicht ganz risikofreien Lebensphilosophie einiger zottelhaariger Anarchisten nun endgültig zur massentauglichen Sportart entwickelt hat. In Arco, ein paar Kilometer nördlich des Gardasees, ist diese Entwicklung schon länger zu verfolgen. Dort ist das Klettern längst keine Lebensphilosophie und auch keine einzelne Sportart mehr, jedenfalls nicht für die große Mehrheit der Klettertouristen. Vielmehr ist aus dem Klettern in Arco ein Vierkampf geworden, bestehend aus: VW-Bus-Driving, Express-Shopping, Schlappzittern und Trost-Toast-Essen.

Schwitzen am Fels. (Foto: Johannes Simon)

Im besten Fall wohnen die Vierkämpfer im vom wirklich kundigen Kletteranarchisten und studierten Theologen Hans-Martin Götz betriebenen Guesthouse in Arco. Da der beste Fall aber nicht die Regel ist, schlafen viele irgendwo in ihrem VW-Bus, weil sich die Anschaffungskosten schließlich irgendwann amortisieren müssen. Auf jeden Fall aber geht es für die zweite Disziplin zum Red Point oder einem anderen der grob geschätzt 97 Kletterläden in Arco, um sich mit Helm und Expressschlingen einzudecken, weil man die bislang beim Hallenklettern nicht gebraucht hat. Der arconische Vierkämpfer ist nämlich häufig auch ein Neuling am Fels.

Anschließend heißt es: Ab zu den leichten Einstiegsfelsen wie den Placche di Baone oder zum Klettergarten Massone, Sektor A. Dort ist der Fels durch die vielen Steilgänger mindestens so glatt poliert wie der Fußboden in der Kathedrale von Florenz. Denn Arco hat das gleiche Problem wie viele andere Klettergebiete: Es gibt zu wenige Anfängerrouten - oder, je nach Sichtweise, zu viele Anfänger. Nachdem man sich dann drei Marmorrouten hoch gezittert hat, ist man als Vierkämpfer ziemlich platt, mehr psychisch als physisch. Deshalb tröstet man sich im Kreise Gleichgesinnter und einiger Mountainbiker mit einem dieser wunderbaren Toastbrote im Straßencafé direkt am Dom, wo die Angestellten trotz teutonischer Übermacht erstaunlicherweise immer noch beharrlich Italienisch parlieren; oder mit einem großen Eis in der sehr guten Gelateria Tarifa, deren Wände mit berühmten Kletterern behangen sind, die hier schon mal Eisessen waren. Am nächsten Tag tun dann die Finger weh. Blöd nur, dass es trotzdem so viel Spaß macht. DOMINIK PRANTL

Übernachtung: www.guesthouse-arco.com, Tel.: 0039 33 55 24 13 12; Informationen zum Klettern am Gardasee: www.gardatrentino.it

Die Tremalzorunde bietet alles, um Bergradler zum Schwärmen zu bringen

Eine Mountainbiketour, die an der Hafenmole beginnt? Hier am Hafen von Riva legt die Fähre an, mit der viele Orte am Seeufer schneller, auf jeden Fall aber bequemer zu erreichen sind als mit dem Auto. Die Räder stehen vorne am Bug, das Wasser rauscht am Rumpf des Schiffes, die felsigen Wände der Bergflanken ziehen langsam vorbei. Wer die Tremalzorunde auf diese Weise beginnt, erweitert diesen klassischen Mountainbike-Höhepunkt um eine köstliche Zutat - eine Panorama-Bootspartie in großartiger Kulisse.

In Limone gehen die Radler von Bord, schieben die Mountainbikes durch die Gassen des puppenstubenhaften Ortes, vorbei an Souvenirläden, an Lebensmittelgeschäften, hinaus aus der Altstadt, hinein in die Zitronenhaine. Ziel ist der Tremalzo - ein Tunnel oberhalb des gleichnamigen Passes. Vom See bis hinauf in die Felsröhre unter dem 1974 Meter hohen Monte Tremalzo sind es gut 1800 Höhenmeter, die teilweise über steile Rampen und grobgeschotterte Wege führen. Hinter Limone rollen die Räder noch eine Weile über Asphalt, vorbei am Gärten und Häusern. Bald befindet man sich in seinem inneren Tunnel, ergibt sich der Anstrengung und taucht immer wieder auf, wenn sich in einer der Serpentinen der Blick auf den See öffnet. Das Panorama erfrischt wie ein tiefer Atemzug.

Die Hütte am Passo Nota ist ein erster feiner Ort, um zu rasten. Das Geschütz auf der Wiese davor erinnert daran, dass hier einst Krieg geführt wurde und die Tremalzostraße samt Tunneln 1917 vom italienischen Militär gebaut wurde, um Nachschub an die Front zu führen. Auch ohne schweres Gerät fordert die Steigung viel Schweiß, Serpentine um Serpentine, Rampe um Rampe geht es hinauf zum Tunnel, an dessen Ausgang das Rifugio Garda liegt, noch eine Verpflegungsgelegenheit, falls die Passfahrt eine weitere Pause fordert. Richtung Nordwesten liegt das Adamello-Gebirge, im Südosten der Gardasee - und vor einem die ganze Welt. Schifffahrt, Panorama, anspruchsvolle Auffahrten, schwungvolle Abfahrten, die Tremalzo-Runde bietet alles und sie lässt sich um viele Tourbausteine erweitern oder modifizieren. Zurück rollen die Radler über den Lago di Ledro bis nach Riva. Dabei sollte man das Mountainbike auf die Ponalestraße lenken, die sich in den Hang direkt über den See drückt und und autofrei ans Nordufer führt. Diese ist ebenso ein Höhepunkt wie die Bootspartie zu Beginn. SEBASTIAN HERRMANN

Fähre ab Riva, Fährpläne unter www.garda-see.com. Varianten der Tremalzorunde finden sich etwa unter www.gpsies.com oder www.bikemap.net

© SZ vom 04.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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