"Das Store-Front-Projekt war für uns eine Herzensangelegenheit", sagt das Fotografenpaar Karla und James Murray. Die beiden leben in New York und versuchen, das "verschwindende Gesicht" der Stadt festzuhalten. Zu sehen sind die Ladenfronten in einer Ausstellung in München sowie in Bildbänden. "Traurigerweise sind die Hälfte der Geschäfte, die wir für unser Buch fotografiert hatten, inzwischen geschlossen", bedauern die Murrays. Auf Süddeutsche.de zeigen sie eine Auswahl an kleinen Eckläden, Bars und Bäckereien, die mit ihren historischen Fronten ein Bild von New York prägten, das so wohl bald nicht mehr zu sehen sein wird. Das "Ideal Hosiery" auf der Grand Street/Ludlow Street wurde 1950 eröffnet - Schild sowie Ladenfront sind noch original erhalten. Nur das Sortiment hat sich verändert: "Hosiery" kann man mit den auch hierzulande veralteten Begriffen Strumpf- oder Wirkwaren (industriell hergestellte Stoffe) übersetzen.
Die Bäckerei "Vesuvio" finden Besucher in der Price Street (nahe der Thompson Street). Um das Bild eines original italienischen Ladens zu vervollständigen, wartet ein Holzstuhl davor auf Kunden.
Das Neonschild der "Smith's Bar" in der 8th Avenue (Ecke West 44th Street) sieht alt aus - und ist es auch: 1954 war Neueröffnung, seitdem prangt der Schriftzug über der Tür.
"Wir waren schon hier, bevor Sie geboren wurden", steht an der Frontscheibe des "McSorley's Old Ale House". Zu Recht, schließlich wird hier in der East 7th Street (nahe Copper Square) seit 1854 Bier getrunken. Zur Sicherheit weisen die Inhaber darauf hin, dass das Bier frisch ist.
Die "niedrigsten Preise der Stadt" versprach "Ralph's Discount" seinen Kunden von 1963 an. Seit 2007 gibt es die niedrigsten Preise woanders - der Laden in der Chambers Street schloss 2007.
Die Stammgäste konnten mit der "Reynold's Bar" alt werden, die 1932 am Broadway (an der West 180th Street) eröffnet hatte. Das Neonschild ist zwar alt, aber nicht so alt wie die Bar selbst: Es ziert die Ecke seit 1964.
Diese Ladenfront ist in Würde gealtert: Seit 1935 preisen "Ottomanelli & Söhne" hochwertige Fleischwaren in ihrer Auslage an der Bleeker Street (nahe 7th Avenue) an. Besondere Spezialität: Wild. Auch Schinken, der "Stolz von Parma", wird feilgeboten. Und Strauß - man muss schließlich mit der Zeit gehen.
"Altmodisch, aber gut", lautet das Motto des "M&G"-Diners an der West 125th (Ecke Morningside Avenue). Hier gibt es Soul Food, bereitet nach traditionellen Rezepten der Afroamerikaner aus dem Süden der USA.
Am Wochenende spielt eine Jazz-Band in der historischen "Lenox Lounge" in Harlem, seit 1939 an der Lenox Avenue, dem heutigen Malcolm X Boulevard (nahe West 124th Street).
"Unsere Preise sind unschlagbar", brüsten sich die Inhaber des "Ideal Dinettes". Sie scheinen ihr Wort zu halten, jedenfalls zieht es seit 1953 Kunden in das Diner. Die Neon-Lettern und die Front sind Originale aus dieser Zeit. Zu finden ist "Ideal Dinettes" in einer Straße mit einprägsamen Namen: Knickerbocker Avenue (nahe DeKalb Avenue).
Das Cheyenne Diner (9th Avenue/West 33rd Street) konnte sich hingegen nicht behaupten, obwohl es rund um die Uhr geöffnet hatte und "Bison Burger" feilbot: Es schloss 2008 nach 68 Jahren.
Stets "bestes Kalbsfleisch" verheißt "Albanese Meet & Poultry" (Grand Street, nahe Mott Street), und das seit 1925.
An dieser Stelle in der West 23rd Street befindet sich schon seit den 1940er Jahren ein Musikgeschäft. "Chelsea Guitars" hat 1989 eröffnet.
Und nach dem Film noch schnell etwas essen - das geht im "Film Center Cafe" an der 9th Avenue (Ecke West 45th Street) bis vier Uhr morgens. Das US-Fotografenpaar James und Karla Murray stellt diese und weitere Bilder erstmals in Europa aus: Im Blauen Haus in München, vom 29. März bis 26. Mai 2012: "Store Fronts - The Disappearing Face of New York", fotogalerie-im-blauen-haus.de