Radfahren im Voralpenland:Wassertreten

Lesezeit: 1 min

Am Grund des Sylvenstein-Speichersees liegt ein Dorf mitsamt dem Wirtshaus. (Foto: Michael Malorny/imago)

Chiemsee, Schliersee, Sylvensteinsee: Wer den Süden Bayerns erkunden will, umrundet am besten seine Seen.

Von Thomas Gröbner

"Ich muss nicht wohin, ich bin schon da." Gut, das kann nicht jeder von sich behaupten, Gerhard Polt schon. Der Kabarettist hat die Untiefen der bayerischen Seele und der Seen ausgelotet, als Kind träumte er von einem Leben als Bootsverleiher. Heute lebt und rudert er am Schliersee, selten kommt man der Gemütlichkeit näher als hier am Südufer des Sees, wo das Klingeln des Eiswagens untergeht im Glockenläuten der Kühe.

Für alle anderen, die noch irgendwo hinwollen mit dem Rad, lohnt sich ein Blick auf die Landkarte: Das oberbayerische Voralpenland zwischen München und den Alpen sieht aus, als wäre eine Wasserschlacht ziemlich aus dem Ruder gelaufen. Unzählige Seen gibt es. Praktisch, dass sich viele bequem per Bahn erreichen lassen.

Der Schliersee lässt sich aus Holzkirchen ansteuern und umrunden (35 Kilometer), es geht der Mangfall entlang durch Miesbach an das Nordufer. Wer sich nicht vom steilen Anstieg schrecken lässt, der kann den Aufstieg zum Spitzingsee wagen und über den Tegernsee zurück nach Miesbach radeln zu einer Tagestour, nach der die Beine brennen.

Wer gerne Gesellschaft hat, der ist am Chiemsee besser aufgehoben, an schönen Tagen ist der 60 Kilometer lange Radweg um den See allerdings so voll wie am Abend die Autobahn Richtung München, wenn alle Ausflügler wieder nach Hause fahren. Es lohnt sich also, früh dran zu sein, mit dem Zug anzureisen und in Prien zu starten. Wer abkürzen mag, der kann mit dem Schiff von Gstadt oder Seebruck über die Fraueninsel und Herreninsel zurücksetzen. Man verpasst aber dann jede Menge Einkehrmöglichkeiten und Essensbuden am Ostufer.

Weit weg von allen Verpflegungsstationen liegt der Sylvensteinsee. Das einzige Wirtshaus weit und breit steht seit Jahrzehnten auf dem Grund des Stausees, seit 1959 das ganze Tal mitsamt dem Dorf Fall geflutet wurde. Wie zwei kräftige Arme greift der See heute in die Felsen, aber nach langer Trockenzeit tauchen manchmal die Umrisse des alten Dorfes wieder auf. Über Bad Tölz und Lenggries führt der Weg an der Isar entlang (26 Kilometer), durch einen Tunnel an den Stausee, über eine Brücke gelangt man bis nach Neu-Fall. Die Bewohner des Dorfes mussten damals ihre Heimat aufgeben und neu aufbauen, für sie galt der Spruch von Gerhard Polt nicht. Sie mussten weg, obwohl sie schon da waren.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: