Zwist zwischen Afghanistan und den USA:Karsai will Friedensgespräche mit den Taliban boykottieren

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Erneuter Rückschlag für mögliche Verhandlungen mit den Taliban: Erst werden die angekündigten Gespräche zwischen den Islamisten und den USA in Katar von einem neuen Anschlag überschattet - jetzt lehnt auch Afghanistans Präsident Karsai eine Beteiligung seiner Regierung strikt ab.

Die afghanische Regierung von Präsident Hamid Karsai will die Friedensgespräche mit den Taliban in Doha boykottieren. Der Hohe Friedensrat werde nicht an Verhandlungen teilnehmen, solange es sich nicht um einen vollständig von Afghanen geführten Friedensprozess handele, teilte der Präsidentenpalast mit.

Die US-Regierung hatte am Dienstag mitgeteilt, direkte Gespräche über ein Ende des Konflikts mit den Taliban in Doha aufzunehmen. In der Hauptstadt Katars hatten die Aufständischen am selben Tag ein Verbindungsbüro eröffnet. Der afghanische Präsident Hamid Karsai fordert nun aber, die Taliban müssten mit seiner Regierung verhandeln. Anders als früher hatten die Taliban das zwar nicht mehr kategorisch ausgeschlossen. Bei dem ersten Treffen in Doha, das der Washington Post zufolge an diesem Donnerstag stattfinden soll, ist aber keine Teilnahme afghanischer Regierungsvertreter vorgesehen.

Das sorgt nun offenbar für Verärgerung in Kabul. Afghanistan wolle Friedensgespräche mit den Taliban auf der Basis der Errungenschaften der vergangenen zehn Jahre, hieß es aus dem Präsidentenpalast. "Aber von diesem Büro (der Taliban) geht eine Botschaft von Krieg und Blutvergießen aus." Die Taliban hatten angekündigt, ihre Angriffe und Anschläge in Afghanistan trotz der bevorstehenden Gespräche mit den USA fortzusetzen.

Bereits zuvor hatte die Regierung Verhandlungen mit Washington über ein Sicherheitsabkommen für die Zukunft des Landes ausgesetzt. Grund seien "Widersprüche zwischen den Taten und den Aussagen der Vereinigten Staaten von Amerika hinsichtlich des Friedensprozesses", teilte das Büro des Nationalen Sicherheitsberaters in Kabul mit. Zentraler Teil des Abkommens ist das Truppenstatut, das ausländischen Soldaten auch nach dem Ende des Nato-Kampfeinsatzes 2014 Immunität zusichert. Ohne das Abkommen steht die geplante Folgemission infrage.

Erneuter Anschlag der Taliban in Afghanistan

Die positiven Signale wurden bereits einen Tag später von einem erneuten Anschlag überschattet. Durch "indirekten Beschuss" sind auf dem Luftwaffenstützpunkt Bagram nördlich von Kabul, dem größten US-Feldlager in Afghanistan, vier Soldaten getötet worden. Sechs weitere wurden verletzt. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag. Wie sich dies politisch auswirken wird, ist unklar.

Als Bedingung für Gespräche hatte Washington gefordert, dass die Taliban sich vom Terrornetz al-Qaida lösen und der Gewalt abschwören. Eine Sprecherin des Außenministeriums in Washington erklärte, der Bruch zwischen den Taliban und al-Qaida sei das langfristige Ziel eines Verhandlungsprozesses.

Bei dem ersten offiziellen Treffen von US-Vertretern mit Taliban seit Jahren sollten zunächst die Verhandlungsthemen erörtert werden, sagten US-Vertreter. Nach der Kontaktaufnahme mit den USA sollten die Taliban den Angaben zufolge mit einem Hohen Friedensrat in Kontakt treten, der im Auftrag des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai Friedensverhandlungen mit ihnen führen sollte.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/rela - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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