Wenn sich Christian Lindner wirklich Hoffnungen auf ein baldiges Ende der schwarz-roten Koalition gemacht haben sollte, so hat er sie erst einmal begraben. Beim Stuttgarter Dreikönigstreffen hat er zwar noch einmal die Bereitschaft bekräftigt, Regierungsverantwortung zu übernehmen.
Aber das hatte mehr zu tun mit der immer noch nicht abgeschlossenen Image-Korrektur nach dem Aus der Jamaika-Verhandlungen als mit realistischen Planspielen. Lindner ist vor allen Dingen damit beschäftigt, die FDP in ihrer Marktlücke einzurichten.
Diese Lücke verortet Lindner in alter liberaler Tradition vor allem in scharfer Abgrenzung zu den Grünen. Sie will er ausgerechnet beim Thema Ökologie angreifen. Lindner verspricht der Wählerschaft eine Art Umweltschutz der guten Laune - ohne Diesel-Fahrverbote, rigide Klimapolitik und angebliche Kommandowirtschaft. Dahinter steckt der Versuch, Wähler gerade durch Angriffe auf das klassisch-grüne Lebensgefühl zu mobilisieren. Das ist legitim, birgt aber auch eine Gefahr.
Ohne die Option Jamaika wird es künftig schwer werden, handlungsfähige demokratische Mehrheiten im Bund zu konstruieren. Ob der nächste Versuch glückt, wird im Wesentlichen von Grünen und FDP abhängen. Das sollten beide Parteien bei aller legitimer Abgrenzung nicht vergessen.