Wolfgang Ambros:"Das dürfte den FPÖ-Herren zu denken geben"

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Wolfgang Ambros, Erfinder des Austro-Pops und leidenschaftlicher Kritiker der FPÖ. (Foto: Patrick Seeger/dpa)

Der österreichische Liedermacher hat sich mit der radikal rechten Regierungspartei angelegt. Darauf wird Ambros' uralte Winterhymne "Schifoan" zum Sommerhit.

Von Oliver Das Gupta

Mit dem Digitalen hat es Wolfgang Ambros nicht so. Ein Smartphone besitzt der Erfinder des Austro-Pop nicht, E-Mails liest der 66-Jährige meistens am heimischen Computer. Und doch ist dem gebürtigen Wiener in der schönen neuen Elektro-Welt etwas gelungen, das bislang ohne Beispiel ist: Ambros führt mit seinem 42 Jahre alten Hit "Schifoan" seit Tagen die iTunes-Download-Charts in Österreich an - und das mitten im Hitzesommer.

Zehn weitere Songs von Wolfgang Ambros schafften es zwischenzeitlich ebenfalls in die Top 100. "Ist Hitze oder die Hetze der Grund?", fragte die österreichische Nachrichtenagentur Apa anlässlich des Revivals. Letzteres ist der Fall, denn Ambros hatte sich einen verbalen Schlagabtausch mit der FPÖ geliefert, der sich in Österreichs Innenpolitik auswächst.

Zunächst hatte der 66-Jährige in einem Interview mit der Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung die radikal rechte Regierungspartei kritisiert. Mit Blick auf die regelmäßigen rechten und ausländerfeindlichen Vorkommnisse rund um FPÖ-Personal sagte Ambros, in der FPÖ gebe es "viele braune Haufen".

Den Distanzierungen von Parteichef Heinz-Christian Strache schenke er keinen Glauben. Auch die Äußerung der von der FPÖ gestellten Sozialministerin, dass man mit 150 Euro im Monat leben könne, wenn man eine Wohnung habe, brachte den Sänger in Wallung. Und Österreichs Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) warf er vor, skandalöse FPÖ-Aussagen unkommentiert zu lassen: "Der schweigt immer, wenn es unangenehm wird."

Einer, der zum rot-weiß-roten Inventar gehört

Die Aussagen trafen einen Nerv in Österreich. Das liegt auch daran, dass der inzwischen in Tirol lebende Sänger mit seinen Hits wie die "Blume aus dem Gemeindebau", "Zwickt's mi" und "Es lebe der Zentralfriedhof" zum rot-weiß-roten Inventar gehört.

Aufgewachsen ist Ambros als Kind eines Lehrerehepaars bei und in Wien. Von seiner Ausbildung zum Siebdrucker sattelte er mit 19 in die Musik um. Gleich seine erste Single "Da Hofa" wurde 1971 Nummer-1-Hit in Österreich. Es folgten weitere Erfolge, darunter die krachlederne Platte "Der Watzmann ruft".

Ambros hat sein Rock'n'Roller-Leben nie verhehlt, ebenso wenig wie seine Abneigung gegen rechte Tendenzen. Gleich zu Beginn seiner Karriere widmete er ein Lied einem Neonazi, der versucht, Adolf Hitler zu imitieren. Später thematisierte er den Hass von Ausländerfeinden in seiner Musik. Überraschend kommt Ambros' Kritik an der rechtspopulistisch agierenden Wiener Regierung also nicht.

Trotzdem reagierten die FPÖ und ihre Anhänger mit Eskalation: Generalsekretär Christian Hafenecker nannte Ambros und seinen ebenfalls regierungskritischen Kollegen Rainhard Fendrich "abgehalftert" und suggerierte, beide würden sich von linken Politikern durchfüttern lassen. Aufgebrachte FPÖ-Anhänger zerstörten Ambros-CDs, manche bombardierten den Sänger mit Gehässigkeiten per Mail und mit Todeswünschen per Postkarte.

Ambros' Ode an das "Leiwandste, was man sich nur vorstellen kann"

Dann jedoch formierte sich eine Gegenbewegung: Auf Twitter wurde die Idee geboren, den Angriffen aus der FPÖ etwas entgegenzusetzen - und "Schifoan" nach 42 Jahren zur Nummer eins zu machen. Am Donnerstag, dem bis dato heißesten Tag des Jahres in Österreich, übernahm Ambros' Ode an das "Leiwandste, was man sich nur vorstellen kann" die Spitzenposition bei iTunes.

Das Ambros-Management wandte sich mit einem offenen Brief an FPÖ-Chef Strache. In seinen 47 Musikerjahren habe Ambros keine einzige staatliche Subvention in Anspruch genommen. "Herr Ambros versteuert seine Einkünfte in Österreich", heißt es in dem Brief weiter, "und finanziert damit gezwungenermaßen unter anderem Leute wie Sie und Ihresgleichen."

Die FPÖ ist in der Causa Ambros inzwischen still geworden. Generalsekretär Hafeneckers zwischenzeitliches Angebot, sich bei Gulasch und Bier zu versöhnen, lehnte der Sänger ab. Stattdessen legte Ambros nach: Er glaube, dass Kurz und Strache nach der nächsten Parlamentswahl nicht mehr gemeinsam regieren. "Die werden noch genug Blödsinn machen, bis es der letzte Depp merkt."

Ein erstes Anzeichen dafür erkennt Ambros, auch wenn er selbst kein Smartphone besitzt, in den jüngsten Vorgängen in der digitalen Welt: Dass "Schifoan" jemals zum Sommerhit werden würde, habe er sich "nicht vorstellen" können, sagt Ambros am Montag zur SZ: "Das dürfte den FPÖ-Herren zu denken geben."

© SZ vom 14.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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