WM-Flitzer in Russland:Pussy-Riot-Mitglieder erneut festgenommen

  • Vier Mitglieder der russischen Punkband Pussy Riot sind aus der Haft entlassen - und dann sofort wieder in Gewahrsam genommen worden.
  • Sie hatten wegen einer Flitzeraktion beim WM-Endspiel eine 15-tägige Haftstrafe verbüßt.
  • Warum sie nun erneut festgenommen wurden, ist unklar.

Unmittelbar nach ihrer Freilassung aus einem Arrest sind vier Mitglieder der russischen Protestgruppe Pussy Riot erneut festgenommen worden. Die drei Aktivistinnen Veronika Nikulschina, Olga Kuratscheva, Olga Pachtusowa und der Aktivist Pjotr Wersilow waren wegen einer Flitzer-Aktion beim Finale der Fußball-Weltmeisterschaft in Moskau zu 15 Tagen Haft verurteilt worden.

Die drei Aktivistinnen waren sichtlich verblüfft, als sie am Montagabend nach der Freilassung aus einer Moskauer Haftanstalt direkt wieder in Gewahrsam genommen wurden. Pjotr Werzilow, der in einer anderen Haftanstalt einsaß, schrieb auf Twitter, auch er sei erneut festgesetzt worden.

Der Grund für die erneuten Festnahmen war zunächst unklar. Nach Angaben der Pussy-Riot-Aktivisten auf Twitter werden ihnen unangemeldete öffentliche Auftritte vorgeworfen. Ihnen drohten weitere Arreststrafen von zehn Tagen oder hohe Geldbußen. Sie seien zunächst in Polizeistationen gebracht worden, wo sie die Nacht verbringen müssen, hieß es.

In Polizeiuniformen das Spielfeld gestürmt

Während des WM-Endspiels Frankreich gegen Kroatien am 16. Juli hatten die vier Pussy-Riot-Mitglieder das Spielfeld gestürmt. Dabei waren sie als Polizeibeamte verkleidet gewesen. Schließlich wurden sie von Ordnern niedergerungen und abgeführt.

Pussy Riot ist vor allem bekannt für eine Protestaktion 2012 in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale: Dort hatte die Gruppe ein "Punk-Gebet" aufgeführt, in dem sie Putin offen kritisierte. Wegen "Rowdytums" und "Aufwiegelung zu religiösem Hass" wurden drei Bandmitglieder zu zwei Jahren Arbeitslager verurteilt. Bei Jekaterina Samuzewitsch wurde die Strafe zur Bewährung ausgesetzt, Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Alechina waren nach 22 Monaten freigekommen.

© SZ.de/AFP/AP/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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