Wikileaks: US-Botschafter über Deutschland:Angela "Teflon" Merkel

Westerwelle habe eine "überschäumende Persönlichkeit", Seehofer einen "begrenzten Horizont" und Schäuble sei ein "zorniger alter Mann": US-Diplomaten gehen mit dem deutschen Führungspersonal hart ins Gericht. In Bildern.

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Angela Merkel und Barack Obama

Quelle: dpa

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Ob der Bundeskanzlerin der Spitzname Angela "Teflon" Merkel wohl gefällt? Mit dieser undiplomatischen Bezeichnung spielen US-Botschafter darauf an, dass vieles an unserer Kanzlerin abgleite. An ihrer Kompetenz jedoch haben sie nichts auszusetzen. Sie sei "methodisch, rational und pragmatisch", finden die Diplomaten. Mit ihr arbeite man lieber zusammen als mit dem Außenminister. Allerdings kabelte die US-Botschaft in Berlin auch nach Washington, Merkel "meidet das Risiko und ist selten kreativ".

Ausstellung '20 Jahre 2+4 Vertrag'

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Guido Westerwelle steht im Schatten eines großen FDP-Außenministers vergangener Tage - so sieht es die US-Vertretung am Brandenburger Tor: "He's no Genscher", lautet eines der noch zahmeren Urteile über den liberalen Politiker. Es fallen auch die Adjektive arrogant, eitel und amerikakritisch. Westerwelle habe eine "überschäumende Persönlichkeit", so zitiert der Spiegel aus den Dokumenten. Seine Gedanken hätten wenig Substanz, heißt es außerdem und er habe keine tiefe Kenntnis von außen- und sicherheitspolitischen Themen.

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Afrikareise Westerwelle und Niebel

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... Westerwelles Parteifreund Dirk Niebel kommt nicht gut weg: Eine "überraschende Wahl" sei der 47-Jährige als Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, er bringe keine Qualifikation für das Gebiet mit. Laut Spiegel urteilt die US-Botschaft: "Seine bisherige Berufserfahrung umfasst acht Jahre als Fallschirmspringer bei den deutschen Streitkräften und fünf Jahre als Arbeitsvermittler in einem Heidelberger Arbeitsamt."

Dieser wundert sich angeblich über die Aufgeregtheit der Medien über diese Urteile. Wörtlich sagte er: "Man hätte genauso gut den Spiegel der letzten drei Monate veröffentlichen können. Das hätte ähnliche Inhalte mit sich gebracht."

Südafrika-Reise von Horst Seehofer

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Horst Seehofer kommt in den Depeschen nicht gut weg: Mangelndes außenpolitischen Know-how, ein "begrenzter Horizont" und ein unberechenbares Wesen werden dem bayerischen Ministerpräsidenten von US-Seite attestiert.

Wirtschaftsminister Guttenberg zu Antrittsbesuch in den  USA

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Als "enger und bekannter Freund der USA" gilt dagegen Seehofers schärfster Konkurrent um die Vorherrschaft bei den Christsozialen, Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Der US-Botschafter in Berlin, Philip Murphy, zitiert Guttenberg in seinen Depeschen dahingehend, dass die FDP und Westerwelle "das größte Hindernis" für eine deutliche Erhöhung der deutschen Truppen in Afghanistan seien, nicht die SPD.

Bundestag Schäuble

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Den langjährigen Innen- und derzeitigen Finanzminister Wolfgang Schäuble halten US-Diplomaten laut Spiegel ebenfalls für einen ihrer engsten Verbündeten im Bundeskabinett. Große Fans sind sie trotzdem nicht. Schäuble sei "neurotisch", heißt es in den vertraulichen Memos. Die FDP halte den Politiker für einen "zornigen alten Mann", der versuche, als "graue Eminenz" der CDU aufzutreten. Die Quelle für diese Einschätzungen soll angeblich der Informant aus den Reihen der FDP gewesen sein.

German Interior Minister de Maiziere delivers speech during Bundestag session in Berlin

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Innenminister Thomas de Maizière, habe in der Terrorbekämpfung weniger Expertise und zeige weniger Enthusiasmus als sein Vorgänger Schäuble, monieren die Amerikaner.

Sabine Leutheusser Schnarrenberger

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Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger sehen die US-Diplomaten als Kontrahentin beim Thema Datenschutz. Sie müsse aggressiv angegangen werden, kabeln sie den Wikileaks-Dokumenten zufolge nach Washington.

Guenther Oettinger

Quelle: AP

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Auch zum ehemaligen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Günther Oettinger, hatten die Diplomaten eine Meinung. Bei dessen Wechsel nach Brüssel sei es darum gegangen, "eine ungeliebte lahme Ente von einer wichtigen CDU-Bastion zu entfernen".

Andrea Nahles

Quelle: AP

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Dass im politischen Berlin viel übereinander gelästert wird, überrascht vermutlich keinen. Dass im Beisein der Amerikaner gelästert wird, sogar über Parteifreunde - das ist allerdings bedenklich. So gelangte das harsche Urteil von Andrea Nahles über Frank-Walter Steinmeier in die US-Depeschen. Nahles soll ihren Unmut darüber geäußert haben, dass die USA mehr über Steinmeier wissen als sie. Damit soll sie sich auf die Rolle Steinmeiers als Kanzleramtschef unter Gerhard Schröder bezogen haben. Sie soll weiter angedeutet haben, dass der linke Flügel der SPD Steinmeiers Nähe zu den USA kritisch sähe.

Bundestag Brüderle

Quelle: dpa

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Auch Rainer Brüderle lästert mit. Der FDP-Politiker kommentierte Guttenbergs Wahl zum Wirtschaftsminister 2009 angeblich mit den Worten, die CSU sei offenbar schon froh, wenn sie jemanden aufbieten könne, "der lesen und schreiben kann".

Bundestag Steinmeier

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Steinmeier selbst war während seiner Zeit als Außenminister offensichtlich recht beliebt bei US-Diplomaten - auf jeden Fall wesentlich angesehener als sein Nachfolger Westerwelle. "Mehr Technokrat als Politiker" soll das Urteil in den Memos gelautet haben, Steinmeier sei wie Merkel ein "Realist".

Gabriel auf '100-Dialoge-Tour'

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Sigmar Gabriel wurde angeblich von US-Entsandten auf einem SPD-Parteitag beobachtet. Dort sollen diese festgestellt haben: "Er hat die Menge schnell für sich eingenommen." Seine Einstellung zum Afghanistan-Einsatz teilte der SPD-Politiker dem US-Botschafter in Berlin laut Spiegel höchst selbst mit: Er könne ein Aufstocken der US-Kampftruppen nicht befürworten.

Bundesdelegiertenkonferenz von Bündnis 90/Die Grünen

Quelle: dpa

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"Nicht als bedeutende Persönlichkeiten" gilt bei den Amerikanern die Führungsriege der Grünen. Wohl deswegen findet sich kaum etwas über sie in den US-Depeschen.

© sueddeutsche.de/jobr/plin/bavo
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