Westjordanland:Palästinenser zünden jüdisches Heiligtum an

Lesezeit: 2 min

  • Palästinensische Demonstranten haben in der Nacht zum Freitag das Josefsgrab in Nablus in Brand gesetzt.
  • Nach der Überlieferung ist das Heiligtum die letzte Ruhestätte der biblischen Gestalt Josef, Sohn des Erzvaters Jakob.
  • Die radikalislamische Hamas heizt die Stimmung an und ruft zu einem "Tag des Zorns" gegen Israel auf.

Brandstiftung mit Molotowcocktails

Nach zweiwöchigen Unruhen im Nahen Osten ist es in der Nacht zum Freitag erneut zu einem schwerwiegenden Zwischenfall gekommen. Diesmal wurde das Josefsgrab, das sich im palästinensisch verwalteten Nablus im Westjordanland befindet, Ziel von militanten Palästinensern.

Nach Angaben der israelischen Streitkräfte versuchten etwa 100 Palästinenser die Ruhestätte der biblischen Gestalt stürmen. Ein Teil der Anlage sei mit Molotowcocktails in Brand gesetzt worden, heißt es. Die Menge sei dann von palästinensischen Sicherheitskräften zurückgedrängt worden. Sie hätten das Feuer gelöscht.

Plattform X

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von X Corp. angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von X Corp. angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Nach der Überlieferung ist das Heiligtum die letzte Ruhestätte der biblischen Gestalt Josef, Sohn des Erzvaters Jakob. Das Josefsgrab gilt Juden und Samaritanern als heilig. Auch Christen und Muslime verehren die Stätte. Allerdings gibt es auch in der Machpela - der Höhle der Patriarchen in Hebron - ein Josefsgrab.

Die israelische Armee erklärte mit Blick auf die Brandstiftung, sie verurteile jeden Angriff auf heilige Stätten. Man werde die Täter festnehmen.

In der jüdischen Siedlung Kiriat Arba bei Hebron wurde ein Palästinenser erschossen, der einen israelischen Soldaten mit einem Messer angegriffen und leicht verletzt hatte. Der Attentäter hatte sich offenbar als Reporter getarnt, wie das israelische Militär bekannt gab. Kiriat Arba liegt im von Israel besetzten Westjordanland. Es ist das jüngste Attentat in einer neuen Welle der Gewalt in Jerusalem und im Westjordanland, durch die in den vergangenen Wochen bereits 32 Palästinenser und sieben Israelis getötet worden sind.

Zusammenstöße in Ramallah und Bethlehem

Zu neuen Zusammenstößen mit gewalttätigen Demonstranten kam es auch in Bethlehem und Ramallah. Die im Gazastreifen regierende radikalislamische Hamas rief für diesen Freitag zu einem "Tag des Zorns" im Westjordanland aus.

Die Proteste hauptsächlich jugendlicher Palästinenser richten sich gegen angebliche israelische Pläne, die Verhältnisse auf dem Juden wie Muslimen heiligen Tempelberg in Jerusalem zu verändern.

Israel bestreitet derartige Pläne. Auch die jüngste Serie palästinensischer Messerattacken auf Israelis wird auf den Streit um die heilige Stätte zurückgeführt. Für diesen Freitag verfügten die israelischen Behörden, dass muslimische Männer auf dem Tempelberg nur beten dürfen, wenn sie mindestens 40 Jahre alt sind. Für Frauen gilt keine Altersbeschränkung.

Steinmeier dringt auf Wiedereinstieg in politischen Prozess

Wegen der Krise soll am Freitag der UN-Sicherheitsrat zu einer Sondersitzung (17:00 Uhr MESZ) zusammenkommen. Eine Resolution wird aber nicht erwartet.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier äußerte sich "zutiefst besorgt über die anhaltende Gewalt" in Israel und den Palästinensergebieten. Beide Seiten müssten alles vermeiden, was die Spannungen anheize. "Wir brauchen den Wiedereinstieg in einen politischen Prozess, der eine Perspektive auf eine nachhaltige Lösung des Konflikts schafft", erklärte der SPD-Politiker in Berlin.

Scheich Raed Salah
:Antisemit aus Israel

Scheich Raed Salah predigt einen radikalen Islam, fordert eine neue palästinensische Intifada - und ist Israeli.

Porträt von Peter Münch

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kommt nächste Woche nach Deutschland. Er werde am Mittwochabend von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin empfangen, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit. Vergangene Woche hatte Netanjahu geplante deutsch-israelische Regierungskonsultationen wegen der anhaltenden Unruhen zwischen Israelis und Palästinensern kurzfristig abgesagt.

© SZ.de/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: