Aufrüstung:Trump und Putin verschärfen Atom-Rhetorik

Lesezeit: 2 min

Donald Trump und Wladimir Putin. (Foto: dpa)
  • Sowohl Donald Trump, als auch Wladimir Putin deuten an, die nuklearen Fähigkeiten ihres Landes verstärken zu wollen.
  • Ob sich damit ein neues Wettrüsten andeutet, ist noch nicht gesagt.

Bereits in der Vergangenheit hat Donald Trump großes Interesse an dem Zustand von Amerikas Nuklearwaffen-Arsenal erkennen lassen. In seinen Wahlkampfreden kam "The Nuclear" immer wieder vor. "Unser Nuklear ist sehr alt", erzählte er im Wahlkampf beispielsweise Anhängern in Atlanta, "Putins ist tip-top, so wie ich gehört habe. Wir müssen vorsichtig sein." Der Washington Post hatte er erklärt, dass "der Klimawandel uns am stärksten in Form einer Atombombe Sorgen machen sollte."

Am Donnerstag nun ging er erstmals als gewählter Präsident auf das Thema ein, gewohnt via Twitter und gewohnt mehrdeutig. "Die USA müssen ihre nuklearen Fähigkeiten erheblich verstärken, bis die Welt in Sachen Atomwaffe zur Vernunft kommt."

Über den Kontext lässt sich spekulieren: Am Mittwoch hatte Trump hohe Militärs sowie Offizielle der beiden größten Rüstungsfirmen der Welt, Boeing and Lockheed Martin, getroffen. Deren Einschätzungen könnten Trump zu seinem Tweet bewogen haben.

Allerdings hatte sich auch Wladimir Putin Stunden zuvor geäußert. Der russische Präsident hatte laut der russischen Nachrichtenagentur Itar-TASS erklärt: "Wir müssen die strategischen Atomwaffen stärken und dazu sollten wir Raketen entwickeln, die in der Lage sind, jedes gegenwärtige und künftige Raketenabwehrsystem zu überwinden."

Auch Obama unterstützt Modernisierung

Ein Sprecher Trumps relativierte die Äußerungen des designierten US-Präsidenten später: Trump habe sich auf die Bedrohung durch die Verbreitung von Kernwaffen insbesondere in den Händen von Terroristen und instabilen Regimes beziehen wollen. Er habe deutlich machen wollen, dass dies verhindert werden müsse. "Er hat ebenfalls die Notwendigkeit betont, das Abschreckungspotenzial zu verbessern und zu modernisieren, als entscheidenden Weg, Frieden durch Stärke zu erzielen", erklärte der Sprecher.

Putin hatte zuvor erklärt, auch die nicht-nukleare Schlagkraft der russischen Armee müsse auf ein höheres Niveau gebracht werden, um alle militärischen Bedrohungen neutralisieren zu können. Dazu gehöre auch die Weiterentwicklung von Präzisionswaffen, modernen Möglichkeiten von Kommunikation und Aufklärung sowie Systemen der elektronischen Kriegsführung.

Jeffrey Lewis, Rüstungsexperte und Professor am James Martin Center for Nonproliferation Studies, wollte im Atlantic noch keine Schlüsse auf eine Änderung der Atomwaffen-Strategien beider Länder ziehen. Auch der amtierende US-Präsident Obama hatte eine kostspielige Erneuerung der nuklearen Waffen und ihrer Träger (nicht aber eine numerische Aufrüstung) stets unterstützt. "Es unklar, ob das mit einer geopolitischen Perspektive zu tun hat", sagte Lewis über Putins und Trumps Äußerungen. "Es ist nur ein pubertäre Begeisterung für größere und bessere Spielzeuge."

Die beiden größten Atomwaffen-Arsenale der Welt

Andere Analysten weisen allerdings darauf hin, dass ein neuer "nuklearer Wettlauf" zwischen Russland und den USA auch andere Atomwaffen-Staaten wie China, Indien oder Pakistan zur Aufrüstung bewegen könnte. Trump hatte im Wahlkampf erklärt, dass auch Südkorea und Japan sich womöglich atomar bewaffnen müssten, um gegen Nordkorea gewappnet zu sein.

Die USA verfügen derzeit über das größte Arsenal an stationierten Atomwaffen auf der Welt mit knapp 2000 nuklearen Sprengköpfen. Russland folgt knapp dahinter auf Rang zwei mit rund 1800 stationierten Sprengköpfen. Beide Länder haben jedoch noch Tausende weiterer Sprengköpfe auf Lager, Russland mehr als die USA.

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Als Unterzeichnerstaaten des Atomwaffensperrvertrages sind beide Länder zur nuklearen Abrüstung verpflichtet. Kritiker hatten wiederholt bemängelt, dass dies höchstens numerisch geschehe, sich die Qualität und Flexibilität der zur Verfügung stehenden Kernwaffen aber sogar noch erhöhe.

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:Fürchten Sie ein neues Wettrüsten?

Donald Trump und Wladimir Putin deuten an, die nuklearen Fähigkeiten ihres Landes verstärken zu wollen. Als Unterzeichnerstaaten des Atomwaffensperrvertrages sind beide Länder eigentlich zur nuklearen Abrüstung verpflichtet.

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