Weltklimakonferenz:Ein "Hoffnungsschimmer" für die Ärmsten

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Sultan al-Dschaberr auf der Klimakonferenz in Dubai. Er ist nicht nur Präsident der COP28, sondern auch Chef der staatlichen Öl- und Gasfirma Adnoc der VAE. (Foto: Peter Dejong/AP)

Am ersten Tag der Weltklimakonferenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten einigen sich die Länder auf einen Fonds für "Schäden und Verluste", die der Klimawandel anrichtet. Einer der ersten Spender ist Deutschland.

Von Thomas Hummel, Dubai

Um 16.16 Uhr Ortszeit in Dubai fiel der Hammer im Plenarsaal der Weltklimakonferenz, wobei sein Aufschlag bereits weitgehend unterging im Applaus. Ein jahrelang hoch umstrittener Fonds für "Schäden und Verluste" in ärmeren Ländern als Folgen des Klimawandels war plötzlich real. Der Präsident der Konferenz, Sultan Ahmed Al Jaber, nannte es eine "historische Entscheidung".

Erst ein Jahr zuvor in Ägypten hatten die Entwicklungsländer durchgesetzt, einen solchen Fonds überhaupt auf die Tagesordnung zu heben. Das war zuvor stets gescheitert an der eisernen Blockade der USA und auch der Europäischen Union. Diese fürchteten, für die immer sichtbareren Schäden durch stärkere Stürme, Überschwemmungen, Hitzewellen oder einen steigenden Meeresspiegel in Haftung genommen zu werden.

Die alten Industrieländer werden nun aufgefordert, freiwillig Geld einzuzahlen

Einen solchen Rechtsanspruch auf Geld gibt es in der nun beschlossenen Vereinbarung nicht. Das war die rote Linie von Amerikanern und Europäern. Die alten Industrieländer, die durch ihre jahrzehntelange Nutzung von fossilen Brennstoffen viel zur Erderwärmung beigetragen haben, werden nun lediglich aufgefordert, freiwillig Geld einzuzahlen. Wie alle anderen Länder auch.

Dennoch war das Echo auf die Entscheidung fast euphorisch. Selbst in der kritischen Umwelt- und Klimaschutzszene. Die Emirate als Gastgeber platzierten gleich 100 Millionen US-Dollar, gefolgt von der Bundesregierung, für die Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) den gleichen Betrag ankündigte. Auch die USA, Großbritannien und Japan stellten am Donnerstag Millionen in Aussicht.

Einige ärmere Länder sehen den Fonds als eine Art Reparationszahlung der Reichen an

Dieses Geld ist nötig, um den Fonds überhaupt bei der Weltbank zu installieren und ins Laufen zu bringen. Anschließend soll der Fonds ärmeren Ländern helfen, nach extremen Naturkatastrophen wieder auf die Beine zu kommen. Finanzexperten zufolge dürfte dafür künftig ein Betrag von 100 Milliarden US-Dollar jährlich nötig sein, im Gespräch sind deshalb auch neue Erlöse etwa aus Abgaben für den Schiffs- und Flugverkehr, eine Finanztransaktionssteuer oder Extra-Steuern für Öl- und Gasfirmen.

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Dass die Einigung nicht reibungslos verlaufen war, verdeutlichte die Finnin Outi Honkatukia. Sie war eine der beiden Vorsitzenden des Gremiums, das versuchte, sich auf ein Rahmenwerk des Fonds unter den 196 Mitgliedstaaten der UN-Klimakonvention zu einigen. "Das war kein leichter Weg", sagte Honkatukia, sie und ihr Co-Vorsitzender aus Südafrika mussten dabei Erfahrungen machen, die sie nie wieder machen möchten.

Der Druck von allen Seiten war offenbar enorm, einige ärmere Länder sehen den Fonds als eine Art zwingende Reparationszahlung der Reichen an. Das Ergebnis der Verhandlungen sei nun aber ein "Hoffnungsschimmer für all die besonders Gefährdeten durch den Klimawandel überall auf der Welt", sagte die Finnin.

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