Nordrhein-Westfalen hat über einen neuen Landtag abgestimmt. Die Sozialdemokraten jubeln: Den Prognosen zufolge hat Rot-Grün eine komfortabe Mehrheit eingefahren. Die Wahlbeteiligung war ähnlich niedrig wie vor zwei Jahren, was am Muttertag liegen kann oder der Double-Feier des BVB.. Strahlende Siegerin: "Was für ein toller Abend!", ruft Hannelore Kraft ihren jubelnden Anhängern in Düsseldorf zu. Die Ministerpräsidentin kann Hochrechnungen zufolge auf stabiler Basis weiterregieren. Text- und Bildauswahl: Süddeutsche.de/dpa/dapd/cag/bbr
SPD-Anhänger brechen nach ersten Hochrechnungen im Düsseldorfer Landtag in Jubelstürme aus: Auf satte 39 Prozent schafft es die Partei.
Die Ministerpräsidentin, hier mit Mann Udo und Sohn Jan an der Wahlurne in Mühlheim/Ruhr, hatte beste Aussichten auf eine Wiederwahl. Auf die Frage, ob sie sich selbst gewählt habe, antwortete sie bei ihrer Stimmabgabe schmunzelnd: "Ja natürlich! Wenn ich kein Vertrauen in mich selbst habe, wer sollte es dann haben?"
Über 11,5 Prozent der Stimmen freuen sich auch die Grünen um ihre Spitzenkandidatin. "Wir haben uns nicht kirre machen lassen und keine Mätzchen gemacht", so Sylvia Löhrmann. Sie will nur mit der SPD koalieren, ...
... ein Bündnis mit der FDP schließt Sylvia Löhrmann aus, stattdessen setzt sie auf Rot-Grün. Dieses Bündnis kann erfolgreich weiterregieren. Das Interesse an der Grünen-Spitzenkandidatin in Solingen war am Nachmittag groß.
Kein Wunder, dass sich die alte und neue Ministerpräsidentin Kraft und Grünen-Frontfrau Löhrmann nach Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen herzlich in den Armen liegen.
Grünen-Politikern Bärbel Höhn jubelt über das Ergebnis. Sahra Wagenknecht, stellvertretende Bundesvorsitzende der Linken, schaut im Hintergrund hingegen skeptisch: Ihre Partei schaffte nur 2,6 Prozent.
Sichtlich betroffen sieht auch Linken-Spitzenfrau Katharina Schwabedissen aus. Schon vor den ersten Hochrechnungen ging sie ohne viel Überschwang in den Abend. "Es sieht unwahrscheinlich aus", sagte Schwabedissen, "aber die Hoffnung stirbt immer als allerletztes."
Auch die FDP jubelt: Mit 8,4 Prozent der Stimmen erzielten die Liberalen deutlich mehr als nach den ersten Prognosen.
"Das ist ein großes Ergebnis für die FDP in NRW", sagte Lindner zum Wiedereinzug seiner Partei in den Düsseldorfer Landtag. "Prinzipienfestigkeit in der Politik ist Ausdruck von Tugend und Charakter."
NRW müsse weg von den Schulden und mehr sparen, betonte FDP-Spitzenmann Christian Lindner bei seiner Stimmabgabe in Meerbusch. Viele hoffen mit Lindners Einzug ins Parlament auf die Rettung der gesamten Partei.
Anhänger der Piratenpartei freuen sich über die ersten Hochrechnungen. Demzufolge kommt ihre Partei auf 7,7 Prozent.
Fundamentalopposition will die Piratenpartei im neuen Landtag jedoch nicht betreiben. Joachim Paul sagt, seine Partei wolle im Landtag "konstruktiv mitmachen".
Der Spitzenkandidat - mit seiner Ehefrau Ursula in Neuss - konnte den übrigen Parteien Wählerstimmen abgraben und den Piraten erneut zum Triumph verhelfen.
"Die Niederlage ist bitter, sie ist klar - und sie tut richtig weh." CDU-Spitzenkandidat Norbert Röttgen zum katastrophalen Ergebnis seiner Partei, die laut Hochrechnungen auf lediglich 26,3 Prozent kommt.
Den CDU-Anhängern in der Düsseldorfer Parteizentrale steht die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.
Mit umstrittenen Äußerungen und einem unambitionierten Wahlkampf hatte Röttgen im Vorfeld für Unmut gesorgt. Bei der Stimmabgabe am Nachmittag zeigte er sich jedoch noch optimistisch.
Mit seiner Gattin Ebba kam er zu Fuß in ein Wahllokal in Königswinter. "Jetzt entscheiden die Bürger", sagte Röttgen den anwesenden Medienvertretern.
Etwa 13,2 Millionen Menschen waren im bevölkerungsreichsten Bundesland aufgerufen, über den neuen Düsseldorfer Landtag abzustimmen. Das Ergebnis in Nordrhein-Westfalen gilt als richtungsweisend für die Bundestagswahl.
Doch die Bürger beteiligten sich nur mit verhaltenem Interesse an der Landtagswahl. Die Wahlbeteiligung lag bei 56,1 Prozent und damit über dem Wert der vergangenen Wahl 2010 von 55,8 Prozent. Dabei hatten viele gefürchtet, nicht nur der Muttertag, sondern auch ...
... der Double-Sieg des BVB könnte viele von den Urnen fernhalten. Bis zu 250.000 Menschen wurden zur Double-Feier des Fußballmeisters und -pokalsiegers Borussia nach Dortmund erwartet.