USA:"Wenn jemand einen Orden vom Kreml bekommt, dann gibt es viel zu bereden"

Lesezeit: 3 min

  • Der gebürtige Texaner und Chef des Ölkonzerns Exxon Mobil Rex Tillerson wird neuer US-Außenminister. Er hat keinerlei politische Erfahrung, das teilt er mit Trump.
  • Die Personalie könnte für Ärger mit dem US-Kongress sorgen, denn Tillerson hat enge Kontakte zu Russland.
  • Die Senatoren John McCain und Lindsey Graham äußerten sich besorgt und skeptisch über Tillersons Nähe zu Russlands Präsident Wladimir Putin.

Eine der wichtigsten Personalfragen in der künftigen US-Regierung ist gelöst: Der Chef des Ölkonzerns Exxon Mobil, Rex Tillerson, wird neuer US-Außenminister. Der künftige US-Präsident Donald Trump gab dies nach wochenlangem Gerangel um den wichtigen Posten in einer Erklärung bekannt.

Der 64-jährige Tillerson ( lesen Sie hier ein Porträt über ihn) ließ einige bekannte Persönlichkeiten der amerikanischen Polit-Szene hinter sich: Der frühere Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney, galt als der eigentliche Favorit für das Amt, erhielt CNN zufolge dann aber eine telefonische Absage von Trump. Auch hoch im Kurs stand der treue Trump-Unterstützer und frühere New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani. Er zog sich jedoch überraschend selbst aus dem Rennen zurück. Als weitere mögliche Kandidaten für das Amt des US-Außenministers wurden in den vergangenen Wochen auch Ex-CIA-Chef David Petraeus und der Senator Bob Corker gehandelt.

Nun also Tillerson. Der künftige US-Präsident hatte den Chef des weltgrößten Energiekonzerns schon vor seiner Nominierung mit Lob überschüttet. Tillerson sei ein "Weltklasse-Akteur und Macher", schrieb Trump auf Twitter, gleichgültig, ob er ihn zum Außenminister mache oder nicht.

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Der gebürtige Texaner hat keinerlei politische Erfahrung, das teilt er mit Trump. Tillerson, der seit 2006 Geschäftsführer und Vorsitzender des texanischen Ölgiganten ist, gilt dafür aber als erfahrener Verhandler. Exxon Mobil macht einen jährlichen Umsatz von etwa 300 Milliarden US-Dollar. Noch ist nicht klar, was während seiner Amtszeit mit seinen Exxon-Anteilen geschieht, die der New York Times zufolge auf 218 Millionen Dollar geschätzt werden.

2012 wurde Tillerson von Putin der Freundschaftsorden verliehen

Die Personalie könnte für Ärger mit dem US-Kongress sorgen. Viele Beobachter hatten erwartet, dass Trump Mitt Romney wählen würde, als Versöhnungsgeste gegenüber der Republikanischen Partei. Tillerson, der enge Kontakte zu Russland pflegt, dürfte vielen republikanischen Senatoren und Abgeordneten hingegen ein Dorn im Auge sein.

Trumps Wahl gilt als richtungsweisend für seinen künftigen Kurs gegenüber Russland, China sowie den Verbündeten in Europa. Im Wahlkampf versprach Trump ein viel besseres Verhältnis zu Russland. Die Berufung Tillersons, der die Wirtschaftssanktionen gegenüber Russland nach der Krim-Annektion ablehnt, würde ganz auf dieser Linie liegen.

Die Senatoren John McCain und Lindsey Graham äußerten sich besorgt und skeptisch über Tillersons Nähe zu Russlands Präsident Wladimir Putin. Exxon Mobil ist in mehr als 50 Staaten tätig und unterhält besonders enge Geschäftsbeziehungen mit Russland. Im Jahr 2012 zeichnete Wladimir Putin Tillerson mit dem Orden der Freundschaft aus. Allerdings sind unter den Trägern dieses Ordens auch Politiker wie der letzte DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière und UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, sowie Ex-Siemens-Vorstandschef Peter Löscher, Ex-IOC-Chef Jacques Rogge, Astronaut Ulf Merbold, Clown Oleg Popow und auch ein Cousin der Queen, Prinz Michael of Kent.

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"Ich kenne den Mann nicht, aber sagen wir es so: Wenn jemand einen Orden vom Kreml bekommt, dann gibt es viel zu bereden. Die Sache beunruhigt mich", sagte Graham. McCain bezeichnete den russischen Präsidenten als Tyrannen und Mörder. "Jeder, der ihn als etwas anderes bezeichnet, lügt." Beide haben angekündigt, die russischen Hacker-Angriffe rund um die US-Wahl im Senat untersuchen zu wollen. Ähnlich wie McCain und Graham sieht es auch Floridas Senator Marco Rubio, der einst gegen Trump um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner antrat:

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Gegen Exxon wird wegen Umweltvergehen ermittelt

Ganz auf einer Wellenlänge scheinen aber auch Trump und Tillerson trotz ihrer Russland-Neigung nicht zu liegen. Anders als Trump wirbt der Exxon-Chef überzeugt für Freihandel. Sein Unternehmen unterstützt im Gegensatz zum künftigen Präsidenten nach offizieller Verlautbarung auch das Klima-Abkommen von Paris.

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