Streit um Waffendeal:Erdoğans Hybris wird ihm zum Verhängnis

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan (Foto: AFP)

Der türkische Präsident glaubte, die USA und Russland beim Kauf von Kriegsgerät gegeneinander ausspielen zu können. Nun zahlt er den Preis dafür.

Kommentar von Stefan Kornelius

Es ist nicht verwunderlich, dass die USA dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan einen Tag nach der desaströsen Kommunalwahl den nächsten Stoß versetzen und ihm faktisch die Zusammenarbeit beim wohl wichtigsten Rüstungsprojekt aufkündigen, der Lieferung von 100 Kampfflugzeugen. Erdoğan hat sich diesen Lieferstopp selbst eingehandelt, weil er auch die russische Flugabwehr S-400 bestellt hat. Das geht nicht zusammen. Rüstungssysteme sind durch Wartung und Datenauslese mit dem Hersteller verknüpft. Füttert die türkische Luftverteidigung die S-400 mit den Daten der amerikanischen F-35, kann sie auch gleich die Baupläne nach Moskau liefern.

Der Konflikt zeugt von der Hybris der türkischen Führung, die glaubte, die Antagonisten USA und Russland gegeneinander ausspielen zu können. Konsequenterweise könnte Erdoğan jetzt zwar auch russische Kampfflugzeuge kaufen, dann kann er aber gleich aus der Nato austreten. Das wird er sich überlegen.

Die Episode bietet Lehrmaterial für die deutsche Rüstungsdebatte. Wer Waffen verkauft, erkauft sich einen politischen Hebel. Die USA sichern sich über die Türkei großen Einfluss in der Region. Dafür sind sie bereit, viel zu geben und zu zahlen. Wird der Deal so eklatant gebrochen wie jetzt durch Erdoğan, dann hat das seinen Preis.

© SZ vom 03.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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