Einige Zeit hatte sich die neue US-Regierung bemüht, nicht den Eindruck zu erwecken, man wolle aus der Präsidentschaft Profit schlagen. Eine von Ivanka Trumps Firmen warb einmal für ein Armband der Präsidententochter, das diese während eines Interviews nach dem Wahlsieg ihres Vaters getragen hatte. Sofort kam die Entschuldigung, eine Mitarbeiterin habe einen Fehler gemacht.
Der Präsident und seine Berater betonten häufig und deutlich, dass Trump die Kontrolle über seine Unternehmen an seine beiden Söhne Eric und Donald jr. abgegeben habe und diese keinen Einfluss auf seine Politik hätten. In dieser Woche beziehen die Trumps Position. Der US-Präsident persönlich nutzt seinen Twitter-Account, um die Kaufhauskette Nordstrom zu attackieren, die Ivankas Produkte aus dem Sortiment geschmissen hatte; auch Donald jr. verteidigt seine Schwester.
Für einen Eklat sorgt nun Kellyanne Conway, die wichtigste Beraterin des Milliardärs. Im Gespräch mit Fox News rief sie die Amerikaner dazu auf, Ivanka Trumps Produkte zu kaufen. Sie selbst besitze Dinge mit dem Label der Trump-Tochter, man könne diese übrigens auch im Internet kaufen. Wohlgemerkt: Conway sagt diese Sätze nicht als Privatperson, sondern beim Interview aus dem Presseraum des Weißen Hauses.
"Geht und kauft Ivankas Sachen!", ruft Conway in dem Clip. Das sei ein "wunderbares Label" und Ivanka eine sehr erfolgreiche Geschäftsfrau. Allen, die womöglich ihren Ohren nicht trauten, sagt Conway ganz genau, was sie gerade tut: Sie mache hier "kostenlose Werbung" für die Marke Ivanka Trump.
Mit #GrabyourWallet rufen Social-Media-Nutzer zum Boykott auf
In vielen amerikanischen Medien und sozialen Netzwerken lösten die Äußerungen einen Sturm der Empörung aus. Bereits seit Längerem rufen Trump-Kritiker unter dem Hashtag #GrabyourWallet zu einem Boykott der Trump-Marken auf. Die Entrüstung über Conways Interview ist nun so groß, dass sogar das Weiße Haus vorsichtig auf Distanz zu dem TV-Auftritt geht.
Conway sei wegen ihres Interviews "ein Rat erteilt" worden, teilte Sprecher Sean Spicer mit. Was genau dieser war, ist aber unklar. Don W. Fox, der früher für das zuständige Office of Government Ethics arbeitete, kommentiert den Fall so: "Mir ist die Kinnlade heruntergeklappt." Laut Washington Post könnten die üblichen Disziplinarstrafen für ein solches Verhalten Gehaltskürzungen sowie ein mehrtägiges Arbeitsverbot sein. Die Entscheidung trifft aber die zuständige Behörde - in diesem Fall also das Weiße Haus.