USA:Florida senkt Schwelle für Todesurteile

Lesezeit: 1 min

Ron DeSantis, Gouverneur von Florida, unterzeichnete Medienberichten zufolge die Gesetzesänderung, wonach bereits acht Stimmen über das Leben eines Menschen entscheiden. (Foto: IMAGO/USA TODAY Network)

Künftig soll keine einstimmige Empfehlung der Geschworenen mehr nötig sein, um die Todesstrafe zu verhängen. Der Vorstoß des Gouverneurs kommt zu einer Zeit der wachsenden Kritik an der Todesstrafe.

Der US-Bundesstaat Florida hat das Verfahren zur Verhängung von Todesstrafen zulasten der Angeklagten verändert. Laut einem neuen Gesetz ist künftig bei Strafverfahren keine einstimmige Empfehlung der zwölf Geschworenen mehr erforderlich für ein Todesurteil. Floridas republikanischer Gouverneur Ron DeSantis unterzeichnete Medienberichten zufolge die Änderung, wonach bereits acht Stimmen genügen.

Florida hat damit die niedrigste Schwelle für Todesurteile in den USA. Der Direktor der römisch-katholischen Bischofskonferenz von Florida, Michael Sheedy, äußerte sich "schockiert". Die Todesstrafe lindere Leid nicht und stärke "Gewalt und Rachsucht". DeSantis habe das Gesetz im Beisein von Hinterbliebenen der Opfer des Massenmordes an der Marjory Stoneman Douglas-Schule in Parkland in Florida 2018 unterzeichnet, berichtete die Zeitung Miami Herald.

Alle Nachrichten im Überblick
:SZ am Morgen & Abend Newsletter

Alles, was Sie heute wissen müssen: Die wichtigsten Nachrichten des Tages, zusammengefasst und eingeordnet von der SZ-Redaktion. Hier kostenlos anmelden.

Ein junger Mann hatte damals 17 Menschen erschossen. Ein Geschworenengericht sprach den Täter schuldig. Nur neun Geschworene sprachen sich jedoch für die Todesstrafe aus. Der Mörder wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Ein "einziger Geschworener sollte nicht in der Lage sein, ein Todesurteil zu verhindern", erklärte DeSantis.

27 der 50 US-Bundesstaaten ziehen die Todesstrafe in Erwägung bei besonders schweren Verbrechen. In fast allen Staaten müssen sich die Geschworenen einstimmig für ein Todesurteil aussprechen. In Alabama genügen zehn Ja-Stimmen, und in Indiana und Missouri entscheidet der Richter, wenn die Geschworenen nicht einer Meinung sind.

DeSantis' Vorstoß kommt zu einer Zeit der wachsenden Kritik an der Todesstrafe. Die Hinrichtungszahlen in den USA gehen zurück seit einem Höhepunkt 1999 mit 98 Exekutionen. Laut dem Todesstrafen-Informationszentrum in Washington wurden 2022 im Land 18 Menschen aufgrund eines Gerichtsurteils getötet. In keinem Staat seien so viele Todesurteile gegen Unschuldige bekannt wie in Florida, berichtete das Zentrum. Seit den 1970er Jahren seien landesweit 191 Todesurteile wegen der erwiesenen Unschuld der Verurteilten aufgehoben worden, 30 davon in Florida.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusBerichterstattung über Donald Trump
:Der Wahnsinn der US-Medien ist zurück

Donald Trump erscheint als erster ehemaliger US-Präsident vor Gericht - und die amerikanischen Politik-Medien drehen völlig durch. Wo hat man all das nur schon mal gesehen? Ach ja: 2016.

Von Jürgen Schmieder

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: