USA:"Aber wir ziehen nicht unseren Präsidenten zur Rechenschaft"

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Rachel Crooks, Jessica Leeds and Samantha Holvey (v. li.) auf ihrer Pressekonferenz nach der TV-Sendung. (Foto: REUTERS)
  • Drei Frauen behaupten seit Längerem, von Donald Trump vor seiner Präsidentschaft sexuell belästigt worden zu sein.
  • Im TV-Sender NBC wiederholen sie nun ihre Anschuldigungen und fordern eine Untersuchung im Kongress.
  • Das Weiße Haus wiegelt erneut ab.

Das Weiße Haus hat auf die erneuten Aussagen dreier Frauen reagiert, die Donald Trump sexuelle Belästigung vorwerfen. Demnach hat sich der heutige US-Präsident direkt um die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen gekümmert. Er habe sie bereits zurückgewiesen, und die Wähler hätten ihn im vergangenen Jahr trotz der Vorwürfe gewählt, sagte Pressesprecherin Sarah Huckabee Sanders.

Jessica Leeds, Samantha Holvey und Rachel Crooks hatten im Fernsehsender NBC ihre Vorwürfe gegen Trump wiederholt. In einer anschließenden Pressekonferenz appellierten sie an den Kongress, eine Untersuchung gegen den Präsidenten einzuleiten. Leeds wurde nach ihren Angaben vor drei Jahrzehnten von Trump während eines Fluges betatscht, als sie zufällig neben ihm saß. Holvey war 2006 Kandidatin beim Schönheitswettbewerb "Miss USA", als dieser zum Trump-Imperium gehörte. Laut ihrer Schilderung kam der Unternehmer damals ohne Ankündigung in die Umkleideräume, als die Frauen dabei waren, sich umzuziehen. Crooks beschuldigt ihn, sie 2005 in einem Fahrstuhl auf den Mund geküsst zu haben.

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Leeds sagte, der Fall Weinstein zeige, dass manche Männer inzwischen für ihr sexuelles Fehlverhalten zur Rechenschaft gezogen würden. "Aber wir ziehen nicht unseren Präsidenten zur Rechenschaft", kritisierte sie. Insgesamt werfen 16 Frauen Trump sexuelle Belästigung vor. Das Weiße Haus hat die Anschuldigungen stets als unwahr zurückgewiesen.

Trump unterstützt Moore im Wahlkampf in Alabama

Die Belästigungsvorwürfe gegen Trump waren während des Wahlkampfs 2016 aufgekommen. Damals wurde auch eine Aufzeichnung veröffentlicht, auf der der Unternehmer und TV-Star damit prahlte, als Prominenter Frauen küssen und zwischen die Beine greifen zu können, ohne dass sie sich wehrten.

Trump unterstützt den ebenfalls mit Belästigungsvorwürfen konfrontierten Senatskandidaten Roy Moore. Der ultrakonservative Republikaner tritt an diesem Dienstag im Bundesstaat Alabama bei einer Nachwahl an. Moore wird von mehreren Frauen beschuldigt, sie vor Jahrzehnten sexuell belästigt zu haben - eine gibt an, zur mutmaßlichen Tatzeit erst 14 Jahre alt gewesen zu sein. In den vergangenen Tagen hatten insgesamt drei Mitglieder von Senat und Repräsentantenhaus infolge von Belästigungsvorwürfen ihren Rücktritt aus dem Kongress erklärt. Dabei handelt es sich um zwei Demokraten und einen Republikaner.

© SZ.de/AP/AFP/dpa/mane - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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