Der Streit um Michelle Fields (die übrigens bei Breitbart kündigte, weil ihr Arbeitgeber sie nicht unterstützte) illustriert die Art, wie Trump über Frauen denkt und diese behandelt. Franklin Foer argumentiert in Slate, dass der Frauenhass das einzige Thema sei, in dem Trump seine Meinung in den letzten Jahrzehnten nicht geändert habe. Die Beispiele, die er anbringt - die Liste hier ist nicht vollständig - sind eindeutig:
- Seine erste Ehefrau Ivana warf Trump im Gesprächen mit dem Journalisten Harry Hurt vor, sie 1989 aus Wut vergewaltigt zu haben. Sie habe dies nicht vor Gericht bringen wollen, aber der Milliardär habe Gewalt angewendet. Heute sagt Ivana, diese Geschichte sei unbedeutend.
- Trump wollte einst eine Reality-TV-Show namens "Lady or a Tramp" starten, in der er Party-Girls in einem "strengen Kurs" Manieren beibringt. "Es ist schrecklich, dass die Medien junge Frauen verherrlichen, die sich nicht unter Kontrolle haben."
- Anfang der Neunziger Jahre sagte er dem New York Magazine: "Frauen, man muss sie wie Dreck behandeln."
- Dass er Frauen wie die Schauspielerin Rosie O'Donnell als "Bimbo" und "fettes Schwein" bezeichnet und Witze über Carly Fiorinas Gesicht gemacht hat, ist hinreichend dokumentiert und wird von seinen Gegnern bereits in Wahlvideos verwendet. Wie rechtfertigt sich Trump? "Alles normal im Show-Business."
- Als sich der konservative Journalist Tucker Carlson vor 15 Jahren über ihn lustig macht, hinterlässt Trump ihm eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter, die sich höflich so übersetzen lässt: "Es stimmt, dein Haar ist schöner, aber ich habe mit mehr Frauen geschlafen."
Mehreren Beobachtern ist aufgefallen, dass Trump besonders dünnhäutig reagiert, wenn ihn Journalistinnen kritisieren oder hartnäckig nachfragen. Als die New York Times-Kolumnistin Gail Collins eine bissige Kolumne schrieb, schickte er ihr eine Zeitung: Ihr Foto war umkreist und es stand "Hundegesicht" daneben. Für Trump gibt es scheinbar nur ein Kriterium, um Frauen zu beurteilen: Sind sie in seinen Augen gutaussehend oder nicht.
Kompetenz oder Faktenkenntnis sind in seinen Augen nebensächlich - und diese zeigt er ja selbst nicht, wenn er in Interviews mit der Washington Post und der New York Times jegliches Verständnis für Außenpolitik (oder die Folgen seiner Wortwahl) vermissen lässt. Karen Attiah von der Post fragte Trump bei dessen Besuch in der US-Hauptstadt nach seinen schlechten Popularitätswerten unter Afroamerikanern und Latinos.
Wie das Transkript zeigt, kontert Trump mit einer durch Fakten nicht gedeckten Behauptung, wonach er bei diesen Gruppen sehr beliebt sei. Am Ende des Gesprächs sagt er zu Attiah: "Ich hoffe, dass ich Ihre Frage beantwortet habe." Und ergänzt dann etwas, was die schwarze Journalistin minutenlang erstarren lässt: Er nennt sie "wunderschön."
Wer dachte (oder hoffte), dass Trump seine Meinungen - oder seine Kriterien, wonach er Frauen beurteilt - im Laufe der Jahrzehnte geändert habe, den muss diese Episode ernüchtern. Sie ist acht Tage her.
Linktipps:
- Ben Terris von der Washington Post stand direkt hinter Michelle Fields, als Lewandowski sie von Trump wegzog. Unter der Überschrift "Trumps Mitarbeiter sind bereit, für ihn zu kämpfen" schilderte er seine Eindrücke.
- Welche Rolle Breitbart.com in der konservativen Medienwelt spielt und wieso die Seite Trump seit Monaten stark unterstützt, beschreibt dieser Text aus der Post.
- Wieso viele Breitbart-Reporter - neben Michelle Fields - wegen der Pro-Trump-Linie kündigten, beleuchtet dieser NYT-Artikel.
- Wie die US-TV-Sender auch an diesem Tag wieder mal nur ein Thema hatten - nämlich Donald Trump -, beschreibt Politico.