US-Präsidentschaftsvorwahlkampf:Milliardär gegen Milliardär

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Michael Bloomberg war 2001 als Republikaner zum Bürgermeister von New York gewählt worden und führte die Stadt bis 2013. Nach der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten schloss er sich den Demokraten an. (Foto: Brian Snyder/Reuters)
  • Noch im März hatte Michael Bloomberg eine Kandidatur bei der US-Wahl im nächsten Jahr ausgeschlossen.
  • Nun will der Milliardär doch für die Demokraten ins Rennen gehen.
  • Einen Sieg über Präsident Trump nennt er "den dringendsten und wichtigsten Kampf unseres Lebens".

Von Christian Zaschke, New York

Er denke darüber nach, hieß es vor einigen Wochen aus seinem Umfeld. Er denke intensiv darüber nach, hieß es wenig später. Dann hielt Michael Bloomberg, Unternehmer, Politiker, Milliardär, vor einer Woche eine Rede in New York, in der er sich als moderater Demokrat präsentierte, und spätestens da war den politischen Beobachtern klar, dass Bloombergs Nachdenken zu einem Ergebnis geführt hatte.

Im Lauf der vergangenen Woche reservierte er bei verschiedenen TV-Sendern Platz für Werbespots im Wert von 35 Millionen Dollar. Und am Sonntag machte er es schließlich offiziell: Michael Bloomberg, 77, bewirbt sich darum, demokratischer Präsidentschaftskandidat zu werden.

Überraschend kam das nicht mehr, allerdings hatte Bloomberg in der Vergangenheit schon öfter - mal leiser und mal lauter - über eine Kandidatur nachgedacht und die Idee jedes Mal wieder verworfen. Was nun den Ausschlag gab, war wohl, dass ihn das demokratische Bewerberfeld nicht überzeugte. Er traute offenbar keinem der aktuellen Kandidaten zu, Präsident Donald Trump bei den Wahlen im Herbst 2020 besiegen zu können.

Bloomberg tritt sehr spät in das Rennen ein, das könnte ein Nachteil für ihn sein

Bloomberg tritt sehr spät in das Rennen ein, und das könnte ihm zum Nachteil gereichen. Elizabeth Warren hat ihre Kampagne bereits Anfang des Jahres begonnen, die anderen Kandidaten stiegen nach und nach ein. Bereits im kommenden Februar stehen die ersten Vorwahlen an, in denen die Demokraten entscheiden, wer für ihre Partei antreten soll. Bloomberg bleibt also kaum Zeit, eine Kampagne aufzubauen und durchs Land zu touren. Das ist aber nötig, nicht zuletzt, um bei den Wählern im Kernland Amerikas bekannter zu werden.

Um diesen Nachteil auszugleichen, wird Bloomberg sehr viel Geld ausgeben. Sein Vermögen wird auf mehr als 50 Milliarden Dollar geschätzt. Er hat erklärt, keine Spenden anzunehmen und seinen Wahlkampf komplett selbst zu finanzieren. Das ist in Anbetracht seines immensen Reichtums einerseits verständlich, hat aber andererseits einen entscheidenden Nachteil. Um an den demokratischen TV-Debatten teilnehmen zu dürfen, müssen die Kandidaten eine gewisse Zahl von Spendern vorweisen können. Wenn Bloomberg gar keine Spender hat, wird er auch nicht an den Debatten teilnehmen können. Daher wird er sich voraussichtlich im Fernsehen breite Präsenz erkaufen.

Seit Sonntag läuft im Internet ein knapp zwei Minuten langer Spot, in dem Bloomberg sich vorstellt. Er präsentiert sich darin als Kind der Mittelklasse, das es geschafft hat. Er verweist auf seine Zeit als Bürgermeister von New York; von 2001 bis 2013 stand er an der Spitze von Amerikas größter Stadt. Und er erläutert, dass es nun wieder an der Zeit sei zu handeln: "Donald Trump zu besiegen - und Amerika wieder aufzubauen - ist der drängendste und wichtigste Kampf unseres Lebens", sagte Bloomberg am Sonntag. Er bezeichnete den Präsidenten als "existenzielle Bedrohung für unser Land und unsere Werte". Es gilt als wahrscheinlich, dass Bloomberg wegen der kurzen Zeitspanne bei den frühen Vorwahlen im Februar in Iowa und New Hampshire nicht antritt und sich auf die Vorwahlen im März in Kalifornien und in Texas konzentriert. Beide Staaten stellen besonders viele Delegierte.

Zum New Yorker Bürgermeister wurde Bloomberg 2001 als Republikaner gewählt. 2007 registrierte er sich als Unabhängiger, bei seiner Wiederwahl 2009 jedoch erneut als Republikaner. Nach der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten schloss er sich den Demokraten an und unterstützte die Partei in den Kongresswahlen im Jahr 2018 mit 100 Millionen Dollar. Ursprünglich war sein Plan gewesen, auch bei den Wahlen im kommenden Jahr als Geldgeber und nicht als Kandidat zu fungieren. Offenbar haben ihn aber insbesondere die wenig überzeugenden Auftritte des demokratischen Favoriten Joe Biden dazu bewogen, nun selbst anzutreten.

Mitbewerber Bernie Sanders, der wie Elizabeth Warren vor allem für den linken Flügel der Partei spricht, warf Bloomberg vor, dieser versuche, die Wahl zu kaufen. Bloomberg sei ein Symptom des Problems, dass "die reichsten Menschen in unserem Land viel zu großen Einfluss auf die Regierung haben". "Wir glauben nicht, dass Milliardäre das Recht haben, sich Wahlen zu kaufen", schrieb der linke Senator am Sonntag auf Twitter. "Deswegen werden Multi-Milliardäre wie Michael Bloomberg bei dieser Wahl nicht sehr weit kommen."

© SZ vom 25.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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