US-Präsident:Trump ist Kritik nicht gewohnt

Trump will zu sehr geliebt werden. Sein ausufernder Narzissmus ist vielfältig beschrieben worden. Als Unternehmer konnte er machen, was er wollte. In dieser Welt blieb er immer erfolgreich. Immer der Größte. Er wird genug Leute um sich gehabt haben, die ihm das tagtäglich vermittelt haben. Er musste sich ja nur in seinem goldenen Trump-Tower umschauen, um sich großartig zu fühlen.

Jetzt steht Trump wie wohl nie zuvor in seinem Leben in der Kritik. Sein angeblich glorioser Wahlsieg wird nicht als solcher anerkannt. Landesweit knapp drei Millionen Stimmen weniger als Hillary Clinton, das nagt an seinem Ego. Er hat auch nicht die meisten Stimmen im Electoral College seit Ronald Reagan gesammelt, wie er auf der Pressekonferenz verkündete. Und es kam auch nicht das größte Publikum seit Menschengedenken zu seiner Amtseinführung.

Trumps Problem: Er kann nicht verlieren. Er gehört zu jenen, die das Monopoly-Spiel vom Tisch fegen würden, wenn sie merken, dass sie keine Chance mehr auf den Sieg haben. Und dann alle Mitspieler bezichtigen, betrogen zu haben. Nicht geschummelt. Das wäre zu harmlos. Nein, betrogen.

Die USA brauchen keinen Erlöser

Die US-Wirtschaft brummt, die Arbeitslosigkeit ist so gering wie seit Jahrzehnten nicht, Millionen Amerikaner können sich endlich eine Krankenversicherung leisten. Die Mordrate ist, ganz im Gegenteil zu dem was Trump behauptet, die niedrigste seit mehr als 40 Jahren. Trump aber sieht das Land immer noch am Abgrund. Und sich selbst als Erlöser. Doch das Land muss nicht erlöst werden, es muss nur weiter gut regiert werden.

Die Hoffnung liegt auf den Republikanern. Sie müssen erkennen, dass dieser Präsident ein großer historischer Irrtum ist. Trump dürfte ihnen mehr als eine Gelegenheit geben, ein Amtsenthebungsverfahren einzuleiten. Wenn den Republikanern das Wohl der Nation am Herzen liegt, werden sie sich dazu durchringen müssen. Vier volle Jahre Trump: Spätestens nach dieser Pressekonferenz muss auch der konservativste Republikaner bei diesem Gedanken Angst bekommen.

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