Geheimdienst-Kooperation:Großer Bruder, hilf!

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Aufgrund amerikanischer Geheimdienst-Informationen von den Ukrainern versenkt? Das frühere Flaggschiff der russischen Schwarzmehrflotte, der Lenkwaffenkreuzer "Moskwa". (Foto: Can Merey/dpa)

Der amerikanische Geheimdienst arbeitet sehr eng mit der Ukraine zusammen, Informationen werden oft direkt übermittelt. Ohne sie hätte Kiew den Krieg wahrscheinlich längst verloren.

Von Nicolas Freund

Es ist davon auszugehen, dass die amerikanischen Geheimdienste hervorragend über alles informiert sind, was im Krieg in der Ukraine passiert. Wahrscheinlich sogar deutlich besser als die Ukrainer selbst. So warnte Washington, basierend auf Erkenntnissen der US-Nachrichtendienste, bereits im Dezember 2021 vor einem unmittelbar bevorstehenden russischen Angriff auf die Ukraine. Daran wollte damals kaum jemand wirklich glauben, nicht die Bundesregierung, und selbst in Kiew waren die Zweifel groß.

Im Nachhinein stellten sich die Prognosen der amerikanischen Dienste aber als zutreffend heraus. Sie waren sogar so präzise und detailliert, dass einzelne geplante Operationen der russischen Streitkräfte genau vorhergesagt wurden, was mit dazu beitrug, dass die Invasion an vielen Orten so kläglich scheiterte. So wurden gleich zu Beginn des Krieges mehrere Flugzeuge mit Fallschirmjägern, russischen Elitetruppen, an der Landung gehindert und einige sogar abgeschossen. Auch spätere Erfolge der ukrainischen Armee, wie gezielte Angriffe auf russische Generäle und die Versenkung des russischen Flaggschiffs Moskwa im April 2022, gehen wahrscheinlich auf die Hilfe amerikanischer Geheimdienste zurück, auch wenn das in vielen Fällen nicht mit Sicherheit gesagt werden kann.

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US-Geheimdienst liefert der Ukraine Informationen in Echtzeit

Sicher ist aber inzwischen, dass die USA teilweise in Echtzeit Informationen mit der Ukraine austauschen, die auch für militärische Operationen genutzt werden. Das bestätigten bereits im vergangenen Frühjahr amerikanische Geheimdienstmitarbeiter gegenüber der New York Times. "Dynamic Targeting" oder "Joint Targeting" wird dieses Verfahren genannt, das in der Praxis wahrscheinlich noch nie so intensiv angewandt wurde. Diese sehr enge Zusammenarbeit zwischen den USA und der Ukraine sorgte nicht bei allen internationalen Partnern für Freude: Als sie bestätigt wurde, stand schnell die Frage im Raum, wo bei einem solchen intensiven Austausch die Grenze zur Konfliktteilnahme verlaufe. Die USA antworteten, man teile nur Informationen und helfe der Ukraine damit, sich selbst zu verteidigen. Es deutet auch alles darauf hin, dass die ukrainische Führung noch selbst entscheidet, wann ihre Streitkräfte wo angreifen. Beispiellos ist diese Zusammenarbeit trotzdem.

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Wie genau die Amerikaner ihre Daten sammeln, ist nicht bekannt. Drohnen, wie die über dem Schwarzen Meer zum Absturz gebrachte, spielen mit Sicherheit eine wichtige Rolle für die Beobachtungen von Truppenbewegungen. Ihr Einsatz ist aber, wie auch dieser Vorfall zeigt, begrenzt und mit Risiken verbunden. Sehr wichtig sind wahrscheinlich Satellitendaten. Es ist nicht bekannt, welche Fähigkeiten die USA in dieser Hinsicht genau haben. Es ist aber davon auszugehen, dass sie über hochauflösende Bilder des Schlachtfelds in der Ukraine sowie über genaue Informationen zu den Flugbahnen von Raketen verfügen.

Denn die USA sind stets sehr gut über die Standorte russischer Truppen informiert, wie schon die Warnungen vor Beginn des Krieges zeigten, als Russland seine Streitkräfte an der Grenze zur Ukraine zusammenzog. Und als vergangenen November eine Rakete auf polnischem Staatsgebiet einschlug, teilten die USA schnell mit, man gehe anhand der Flugbahn davon aus, dass es sich nicht um einen russischen Marschflugkörper handele, sondern um eine fehlgeleitete ukrainische Flugabwehrrakete. Auch das erwies sich als wahrscheinlich richtig. Ob die Amerikaner zusätzlich über Informationen direkt aus Russland verfügen und ob amerikanische Geheimdienstmitarbeiter in der Ukraine im Einsatz sind, ist nicht bestätigt. Beides ist aber gut möglich.

Auch der britische Geheimdienst ist sehr aktiv

Neben den Amerikanern sticht seit Kriegsbeginn der britische Militärgeheimdienst hervor. Er dürfte ebenfalls viele Informationen mit der Ukraine austauschen. Außerdem veröffentlicht er jeden Tag in einem kurzen Post in sozialen Netzwerken Einschätzungen zum Kriegsverlauf, die sich im vergangenen Jahr als sehr verlässlich erwiesen haben. Das hat auch den Zweck, russischer Propaganda und gezielten Missinformationen entgegenzuwirken.

Auch der deutsche Bundesnachrichtendienst teilt Informationen mit der Ukraine, allerdings nicht so direkt und intensiv wie die Amerikaner. Dazu fehlen wahrscheinlich, wie bei den meisten anderen Geheimdiensten, die Fähigkeiten. Die amerikanischen Informationen sind für die Ukraine deshalb im Krieg gegen Russland kaum zu ersetzen. Ohne sie hätte Kiew wahrscheinlich längst verloren.

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