US-Außenminister Tillerson in Asien:Neue Eskalation zwischen USA und Nordkorea

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  • Die Situation zwischen den USA und Nordkorea eskaliert: Ein Abgesandter des Pjöngjang-Regimes sagt, man stehe "an der Schwelle zu einem Atomkrieg".
  • US-Außenminister Tillerson reagiert mit deutlichen Worten: Ein Militärschlag sei eine denkbare Option.
  • Zuvor hatte Tillerson im Rahmen seiner Asien-Reise die Bemühungen, Nordkorea zur Aufgabe seines Nuklearprogramms zu bewegen, für "gescheitert" erklärt.

Noch am Donnerstagmorgen hatte US-Außenminister Rex Tillerson beschwichtigende Worte in Richtung Pjöngjang geschickt: Das nordkoreanische Volk müsse sich vor den USA nicht fürchten, sagte der amerikanische Chefdiplomat bei seinem Besuch in Tokio. Im gleichen Atemzug erklärte Tillerson allerdings auch: Die 20 Jahre andauernden diplomatischen Bemühungen Amerikas und anderer Länder, Pjöngjang zur Aufgabe seines Atomprogramms zu bewegen, seien "gescheitert". Die Reaktion folgte prompt: Nordkorea warnt die USA vor einem bevorstehenden Atomkrieg, das berichtet die Washington Post.

Tillerson hat nun nachgelegt. Während eines Besuchs in Südkorea sagte er, ein Militärschlag gegen Nordkorea sei eine "Option auf dem Tisch". Die Politik der "strategischen Geduld" sei beendet, nun würden neue diplomatische, sicherheitspolitische und wirtschaftliche Maßnahmen erwogen.

Pak Myong-ho, ein hochrangiger Beamter der nordkoreanischen Botschaft in Peking, sagte auf einer Pressekonferenz in Peking: Die vereinten militärischen Bemühungen "feindlicher Kräfte" seien darauf ausgerichtet, Präventivschläge gegen die Demokratische Volksrepublik Korea auszuführen. Die Situation sei so weit eskaliert, dass man sich "bereits an der Schwelle zu einem Atomkrieg" befinde. Pak warnte, die militärischen Übungen könnten jederzeit in einen "echten Kampf" umschlagen.

Nordkorea behalte es sich deshalb vor, aus Gründen der "Selbstverteidigung" weiterhin Atomwaffentests durchzuführen. CNN zufolge gehen Geheimdienstkreise und das US-Verteidigungsministerium davon aus, dass Nordkorea in naher Zukunft Test mit Raketen und nuklearem Arsenal plane. Dafür sprächen aktuelle Daten von geheimen Satelliten. Allerdings, so der Sender, reichten diese Informationen nicht aus, um Aussagen darüber zu treffen, was genau Pjöngjang plane. Außerdem verschleiere das Regime seine Aktionen, weil es wisse, dass es aus der Luft ausgespäht werde.

China warnt vor "Frontalzusammenstoß" zwischen den USA und Nordkorea

Nordkorea bezeichnet sich selbst als demokratisch, tatsächlich gilt das Land als eine der abgeschottetsten Diktaturen der Welt. Es gibt mit der Partei der Arbeit eine einzige Partei, die sämtliche politischen Ämter besetzt. An der Spitze des Staates steht seit Jahrzehnten die Kim-Familie, aktueller Machthaber ist Kim Jong-un. Der Diktator ist für seine Drohgebärden bekannt - allerdings ist es äußert ungewöhnlich, dass Nordkorea seine Verlautbarungen im Ausland platziert, wie jetzt auf der Pressekonferenz in Peking.

Das Verhältnis zu den USA ist seit langer Zeit angespannt. Zwei Atomversuche und mehr als 20 Raketentests von Seiten Nordkoreas im vergangenen Jahr hatten die Beziehungen weiter verschlechtert. Zuletzt hatte das kommunistische Regime in Pjöngjang wenige Tage vor Tillersons Besuch in der Region erneut vier Raketen getestet. Die USA verlegten einen Tag später erste Bauteile eines Raketenabwehrsystems nach Südkorea, das sich gegen das isolierte Nachbarland richten soll. Die Abwehrraketen des Systems THAAD sollen noch in diesem Jahr stationiert werden.

China - der letzte Verbündete Nordkoreas - protestierte heftig gegen die Maßnahme. Peking warnte vor einem drohenden "Frontalzusammenstoß" der USA mit Nordkorea.

Nach einem Gespräch mit seinem japanischen Kollegen Fumio Kishida sagte US-Außenminister Tillerson: "Angesichts der stets eskalierenden Bedrohung ist es klar, dass eine andere Herangehensweise erforderlich ist." Wie genau die Regierung von Präsident Trump mit der Bedrohung durch Nordkorea umgehen will, sagte Tillerson jedoch nicht. Nordkoreas Raketen- und Atomprogramm sei "nicht hinnehmbar", so Kishida. Die Minister drängten China, seinen Einfluss zu nutzen, um Nordkorea zur Kursänderung zu bewegen.

USA wollen Beziehungen zu Verbündeten in der Region weiter vertiefen

Die USA wollen angesichts der Bedrohung durch Nordkorea die Allianz mit Japan und Südkorea weiter vertiefen. Eine Stärkung der Kooperation mit Tokio sowie zwischen Japan, den USA und Südkorea sei "äußerst wichtig", erklärte Tillerson nach Angaben japanischer Medien. Die Sicherheitsallianz ihrer beiden Länder sei das "Fundament" für die Asien-Pazifik-Region. In Japan und Südkorea haben die Vereinigten Staaten Zehntausende Soldaten stationiert.

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Im Anschluss an seine Gespräche in Tokio reiste Tillerson weiter in das ebenfalls verbündete Südkorea und danach zu Gesprächen nach Peking.

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