Liveblog zum Krieg in der Ukraine:IAEA-Chef: Lage am AKW Saporischschja ernst, aber stabil

Rafael Grossi, der Chef der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA), bei einem Besuch des Atomkraftwerks Saporischschja im Juni 2023. (Foto: IAEA/via REUTERS)

Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde hat sich vor Ort einen Eindruck verschafft. Die russische Atombehörde warnt indes vor steigenden Risiken für das Kraftwerk.

Alle Entwicklungen im Liveblog

Dieser Liveblog ist archiviert und wird nicht mehr aktualisiert. Die aktuelle Berichterstattung finden Sie auf unserer Themenseite zum Krieg in der Ukraine .

Wichtige Updates

Ukraine: In der Nacht 53 von 56 russischen Drohnen abgefangen 

Charkiw: Eine Tote und Dutzende Verletzte nach russischem Luftschlag

Drohnen- und Raketenangriffe in der Nacht

Wechselnde Erfolge bei Kämpfen um Kursk 

Erneuter Austausch von Kriegsgefangenen

Leopold Zaak
Leopold Zaak

Selenskij bittet Verbündete, Einschränkungen für gelieferte Waffen aufzuheben um "Leben zu retten"

Der ukrainische Präsident hat nach dem jüngsten russischen Luftangriff auf die östliche Großstadt Charkiw mit einem Todesopfer und 42 Verletzten erneut um freie Hand bei möglichen Gegenschlägen gebeten. „Dieser Terror kann nur durch eine systemische Lösung bekämpft werden, dies wäre eine Lösung mit langer Reichweite“, sagte Wolodimir Selenskij in seiner abendlichen Videoansprache – damit meint er die Erlaubnis zum Einsatz von Waffen mit großer Reichweite gegen Ziele tief auf russischem Staatsgebiet.

Russische Militärflugzeuge dort zu zerstören, wo sie stationiert sind, sei eine „naheliegende, logische Lösung“, sagte Selenskij. Den Partnern seines Landes sei bereits mehrfach erklärt worden, warum die ukrainischen Streitkräfte eine ausreichende Reichweite ihrer Waffen benötigten. „Jeder solche russische Angriff, jede Manifestation des russischen Terrors, wie heute gegen Charkiw, gegen unsere Region Sumy, gegen unsere Region Donezk, beweist, dass die Reichweite ausreichend sein muss“, sagte Selenskij. Die Ukraine erwarte entsprechende Entscheidungen in erster Linie von den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Italien - „von allen, die mit ihrer Entschlossenheit helfen können, Leben zu retten“.

Die Verbündeten der Ukraine verweigern Kiew bisher die Erlaubnis, von ihnen gelieferte schwere Waffen mit großer Reichweite gegen Ziele in Russland einzusetzen. Stattdessen setzt die Ukraine Drohnen aus eigener Produktion ein, die jedoch nur geringe Sprengkraft haben. Moskau hat zuletzt gedroht, es werde einen solchen Einsatz schwerer Waffen als Beteiligung der Nato am Krieg gegen Russland betrachten. 

Die westlichen Partner der Ukraine sind sich in dieser Frage nicht einig. US-Präsident Joe Biden zögert bei der Freigabe amerikanischer ATACMS-Raketen, Bundeskanzler Olaf Scholz zählt auch zum Lager der Vorsichtigen. Eine Lieferung der Taurus-Marschflugkörper lehnt er immer noch ab. Der britische Premier Keir Starmer scheint weiterhin eine Freigabe für die britischen Storm-Shadow-Marschflugkörper zu befürworten. Am Montag will er sich mit Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni beraten.
Maximilian Kornprobst

Acht Verletzte nach ukrainischem Beschuss auf Belgorod 

Bei Beschuss der westrussischen Großstadt Belgorod an der Grenze zur Ukraine sind nach offiziellen Angaben acht Menschen verletzt worden. „Eine der Verletzten ist im kritischen Zustand, die übrigen haben mittelschwere Verletzungen davongetragen“, schrieb der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, auf seinem Telegramkanal. Ein privates Wohnhaus und „mehr als 15 Fahrzeuge“ seien durch den Beschuss der ukrainischen Streitkräfte ausgebrannt. Insgesamt seien vier Wohnhäuser beschädigt worden. Zudem sei eine Gasleitung getroffen worden, schrieb Gladkow. Belgorod liegt in der Nähe der ukrainischen Großstadt Charkiw, in der erst am Vortag durch einen erneuten russischen Bombenangriff ein Mensch getötet und mehr als 40 Personen verletzt wurden. 
Maximilian Kornprobst

Ukraine: In der Nacht 53 von 56 russischen Drohnen abgefangen 

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben einen massiven russischen Drohnenangriff in der Nacht weitgehend abgewehrt. 53 von 56 russischen Drohnen seien über zehn Regionen abgeschossen worden, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Der russische Angriff habe sich vorwiegend gegen die Region Kiew gerichtet. Die Luftabwehr habe rund 20 Drohnen zerstört, die auf die Hauptstadt zugesteuert seien, erklärte das Militär.

Laut Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko sind Trümmer auf dem Gelände eines Versorgungsunternehmens abgestürzt. Die russischen Angriffsdrohnen seien aus verschiedenen Richtungen gekommen, schrieb der Chef der Militärverwaltung von Kiew, Serhij Popko, auf Telegram. Nach vorläufigen Informationen habe es keine Opfer und Schäden gegeben.
Paulina Würminghausen
Paulina Würminghausen

Charkiw: Eine Tote und Dutzende Verletzte nach russischem Luftschlag

Bei einem russischen Luftangriff auf die Großstadt Charkiw im Nordosten der Ukraine sind nach offiziellen Angaben eine Frau getötet und Dutzende Zivilisten verletzt worden. „Beschädigt wurde ein Wohnhochhaus“, schrieb der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij auf seinem Telegram-Kanal. Am Abend berichteten die Behörden von einer Toten und 42 Verletzten. Bürgermeister Ihor Terechow sagte, unter den Verletzten seien auch mehrere Kinder.
Der Bürgermeister von Charkiw, Ihor Terechow, bei einer Diskussionsveranstaltung im Juli in Berlin.
Der Bürgermeister von Charkiw, Ihor Terechow, bei einer Diskussionsveranstaltung im Juli in Berlin. Britta Pedersen/dpa
Rettungskräfte waren am Abend noch im Einsatz, um das Feuer zu löschen, das nach dem Einschlag der Bombe zwischen der neunten und zwölften Etage ausgebrochen war. Sie suchten in den Trümmern zudem nach weiteren Opfern. Sie entdeckten die Leiche einer Frau unter den Trümmern.

Charkiw war vor dem von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskrieg die zweitgrößte Stadt der Ukraine mit mehr als einer Million Einwohnern.
Paulina Würminghausen
Paulina Würminghausen

Ukrainische Luftwaffe greift russische Kaserne an

Die ukrainische Luftwaffe hat wohl ein vom russischen Militär genutztes Kasernengebäude in der westrussischen Region Kursk angegriffen und zerstört. Die dem Militär in Kiew nahestehende Khorne-Gruppe veröffentlichte zu dem Angriff ein vermutlich von einer Drohne aufgezeichnetes Video. Der genaue Standort des Gebäudes wurde nicht genannt. Zu möglichen Opfern gab es zunächst keine Angaben. Die Darstellung der ukrainischen Seite konnte nicht unabhängig überprüft werden.

Die Attacke sei die Antwort auf den russischen Angriff gegen eine Militärschule in Poltawa. Von russischer Seite gab es zu dem Angriff zunächst keine Reaktion. Bei dem russischen Angriff auf ein Gebäude in Poltawa, in dem nach offizieller Darstellung eine Kommunikationsschule untergebracht war, kamen 53 Menschen ums Leben. Weitere 298 Menschen wurden bei dem Raketenangriff Anfang September verletzt.
Birgit Kruse
Birgit Kruse

Drohnen- und Raketenangriffe in der Nacht

Die Ukraine ist nach Angaben ihrer Luftwaffe in der Nacht von Russland mit 14 Drohnen angegriffen worden. Zehn davon habe die Luftabwehr zerstört. Außerdem sei ein Lenkflugkörper abgefangen worden. Weiter heißt es, dass Russland auch zwei ballistische Raketen abgefeuert habe. Was aus diesen wurde oder ob es Opfer gab oder Schäden infolge der Angriffe entstanden, teilt die Luftwaffe nicht mit.

Die russische Luftabwehr hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau in der Nacht über mehreren Regionen 29 Drohnen abgeschossen. Sie seien von der Ukraine aus gestartet worden. Die meisten Drohnen wurden demnach über der an die Ukraine grenzenden Region Brjansk abgefangen.
Denis Huber
Denis Huber

Wechselnde Erfolge bei Kämpfen um Kursk 

Die ukrainischen Streitkräfte haben bei ihrem Vorstoß in die westrussische Region Kursk neue Gebietsgewinne erzielt, aber auch Gebiete bei russischen Gegenangriffen verloren. Wie der regierungsnahe ukrainische Militärkanal Deep State berichtete, eroberten die ukrainischen Einheiten drei weitere Siedlungen. Russische Gegenangriffe wiederum drängten demnach die ukrainischen Truppen in der Umgebung der Ortschaft Snagost zurück. Auf einer bei Deep State veröffentlichten Karte ist ein tiefer Einbruch in die ukrainischen Verteidigungslinien zu erkennen. Die Angaben konnten von unabhängiger Seite nicht überprüft werden.

Anfang August waren ukrainische Truppen ins russische Grenzgebiet bei Kursk eingedrungen und brachten nach eigenen Angaben rund 1 300 Quadratkilometer und etwa 100 Ortschaften, darunter die Kleinstadt Sudscha, unter ihre Kontrolle. Beobachter gehen von geringeren Geländegewinnen aus. In dieser Woche hat das russische Militär den ersten ernsthaften Versuch zur Vertreibung der ukrainischen Truppen unternommen.
Dimitri Taube

Erneuter Austausch von Kriegsgefangenen

Russland und die Ukraine haben ein weiteres Mal Kriegsgefangene ausgetauscht. Jede Seite habe 103 Gefangene übergeben, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. "Alle russischen Soldaten befinden sich derzeit auf dem Gebiet der Republik Belarus, wo ihnen die nötige psychologische und medizinische Hilfe gewährt und zudem ermöglicht wird, mit ihren Angehörigen Kontakt aufzunehmen", heißt es in der Mitteilung. Die Soldaten würden in Kürze nach Russland zurückkehren. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij bestätigte den Austausch.

Moskau bedankte sich bei den Vereinigten Arabischen Emiraten für die Vermittlung in dem Fall. Auf russischer Seite sind demnach viele Wehrpflichtige freigekommen, die von der ukrainischen Gegenoffensive im westrussischen Gebiet Kursk überrascht und dort gefangen genommen wurden.

Nach Angaben Selenskijs kamen auf ukrainischer Seite 82 Soldaten und 21 Offiziere frei. Neben Angehörigen der regulären Streitkräfte seien auch Grenzschützer, Nationalgardisten und Polizisten dabei gewesen, schrieb er auf Telegram. Dazu postete er Bilder der Freigelassenen mit ukrainischen Flaggen.

Schon am Vortag hatte Kiew einen Gefangenenaustausch vermeldet. Inzwischen haben beide Seiten mehr als 50 Mal Kriegsgefangene übergeben.
Dimitri Taube

Ukraine meldet landesweite Drohnenangriffe

Russland hat die Ukraine nach Angaben aus Kiew in der Nacht erneut großflächig mit Drohnen angegriffen. Insgesamt seien etwa 70 der unbemannten Flugobjekte gestartet worden, schrieb der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij auf Telegram. Ziel der Attacken waren demnach Objekte in den Gebieten Tscherkassy, Schytomyr, Winnyzja, Odessa, Sumy, Dnipropetrowsk, Poltawa, Cherson, Charkiw, Donezk, aber auch rund um die Hauptstadt Kiew. Die Mehrzahl der Angriffe sei abgewehrt worden, teilte er mit.

Die ukrainische Luftwaffe selbst meldete den Abschuss von 72 der insgesamt 76 gestarteten Drohnen. Über die Folgen des Angriffs machte die Luftwaffe keine Angaben.

Größere Schäden wurden vor allem aus der Schwarzmeerregion Odessa gemeldet. In einem Vorort der Gebietshauptstadt seien durch Drohnentrümmer mehrere Gebäude, darunter auch ein Wohnhaus beschädigt worden, schrieb Militärgouverneur Oleh Kiper auf Telegram. Im Landkreis Ismajil, über den die Ukraine Teile ihres Getreides verschifft, wurden demnach Lagergebäude getroffen.

Auch in Kiew gingen Behördenangaben zufolge mehrere Trümmerteile nieder. Getroffen worden sei ein städtisches Unternehmen, ein Brand sei aber nicht ausgebrochen, schrieb Bürgermeister Vitali Klitschko.
Kerstin Lottritz
Kerstin Lottritz

Stoltenberg: Hätten Ukraine früher stärken sollen

Der scheidende Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg bedauert im Rückblick, „dass die Nato-Verbündeten und die Nato selbst nicht mehr getan haben, um die Ukraine früher zu stärken“. Wäre das Land militärisch stärker gewesen, „wäre die Schwelle zum Angriff für Russland höher gewesen“, zitiert die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung den Norweger in einem Vorabbericht. Ob sie hoch genug gewesen wäre, könne man nicht sagen. Doch wäre es einfach gewesen, mehr zu tun. „Jetzt rüsten wir die Ukraine im Krieg aus, damals hätten wir die Ukraine ausrüsten können, um einen Krieg zu verhindern.“ Stoltenberg übergibt seinen Posten am 1. Oktober an den niederländischen Ex-Regierungschef Mark Rutte. 
Juri Auel
Juri Auel

USA und Großbritannien äußern sich zögerlich zu Einsatz von Langstreckenwaffen für die Ukraine

US-Präsident Joe Biden und Großbritanniens Premierminister Keir Starmer haben sich sehr vage zu der Frage geäußert, ob die Ukraine mit weitreichenden Waffen im russischen Hinterland angreifen darf. Nach dem Treffen sagte Biden angesprochen auf die Drohungen vom russischen Machthaber Wladimir Putin, er denke nicht sehr viel an Putin. Zugleich betonte Biden, der Kremlchef werde nicht siegen in dem Krieg, sondern die Ukraine. Starmer sagte: „Es geht hier nicht um eine bestimmte Entscheidung“, sagte der britische Premier. Aber man werde das Thema natürlich in wenigen Tagen bei der UN-Generalversammlung in New York mit einer größeren Gruppe von Personen wieder aufgreifen.

Bereits vor dem Treffen hieß es, dass sich die USA bei dem Thema nicht bewegen würden, sprich: Die Ukraine darf gelieferte Waffen weiter nur auf eigenem Territorium einsetzen oder in Grenznähe, von wo aus Russland die Stadt Charkiw angreift. "Ich würde nicht erwarten, dass heute eine Ankündigung über den Einsatz weitreichender Waffen innerhalb Russlands gemacht wird - ganz sicher nicht von den USA“, hatte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, gesagt.

Auf die Frage, ob die Ukraine überhaupt eine Erlaubnis der USA bräuchte, sagte Kirby lediglich, man spreche weiter mit Großbritannien und Frankreich und anderen Verbündeten über "die Art der Fähigkeiten, die der Ukraine zur Verfügung gestellt werden“. Auch auf die Frage, ob die US-Regierung es ankündigen würde, wenn es eine Änderung gebe, gab Kirby keine klare Antwort. „Ich werde mich nicht auf eine hypothetische Diskussion darüber einlassen, was wir zu einem bestimmten Zeitpunkt sagen oder nicht sagen werden.“

Die Ukraine fordert seit Längerem von den USA und Großbritannien, den Einsatz weitreichender Raketen im russischen Hinterland zu erlauben. Ihr erklärtes Ziel ist es, die russische Logistik zu stören und Militärflugplätze der Luftwaffe weit hinter der russisch-ukrainischen Grenze anzugreifen. Es hatte die vergangenen Tage Signale gegeben, dass die US-Regierung ihre Haltung zu dem Thema ändern und der Ukraine solche Einsätze erlauben könnte. 
Juri Auel
Juri Auel

Russland warnt Nato im Sicherheitsrat

Unter Verweis auf seine Atomwaffen warnt Russland die Vereinigten Staaten und die Nato vor einem möglichen ukrainischen Einsatz weitreichender westlicher Präzisionswaffen gegen Ziele tief in russischem Territorium. "Das hier ist kein Spiel. Tatsache ist, dass die Nato direkt an Feindseligkeiten gegen eine Atommacht beteiligt sein wird. Ich denke, Sie sollten das nicht vergessen und über die Konsequenzen nachdenken“, sagte der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen.

"Das Nato-Militär wird Raketensysteme programmieren. Wir sprechen hier nicht davon, Kiew Langstreckenangriffe auf Russland zu erlauben, sondern vielmehr davon, eine Entscheidung für direkte Angriffe aus dem Westen zu treffen“, so der Diplomat. Die Nato würde direkte Kriegspartei. Ähnlich hatte sich zuvor Russlands Präsident Wladimir Putin geäußert, dabei aber nicht auf das Arsenal an Atomwaffen verwiesen.

„Ich habe nie gesagt, und wir würden auch nie sagen, dass wir die Drohungen von Herrn Putin nicht ernst nehmen“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus, John Kirby. Dass Putin mit Atomwaffen drohe, nehme man ernst. Putin habe bewiesen, dass er zu Eskalation und Aggression fähig sei. „Wir nehmen diese Äußerungen also ernst, aber das ist nichts, was wir nicht schon einmal gehört hätten. Wir nehmen sie also zur Kenntnis.“
Juri Auel
Juri Auel

Selenskij: Keine ernsthaften russischen Erfolge im Gebiet Kurs 

Russische Truppen konnten bei Rückeroberungsversuchen im Gebiet Kursk nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij bisher kaum Fortschritte erzielen. "Sie wollten dort schnell durchbrechen. [...] Ernsthafte Erfolge sehen wir bislang nicht“, sagte der Staatschef bei einem Auftritt in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Moskau beabsichtige, 60 000 bis 70 000 Soldaten an dem Abschnitt einzusetzen. Aktuell seien dort etwa 40 000 konzentriert. „Unsere Militärs halten sich heldenhaft und tun alles Notwendige, was für unsere anderen militärisch-politischen Schritte nötig ist“, sagte Selenskij, ohne in Details zu gehen.

Anfang August waren ukrainische Truppen ins russische Grenzgebiet bei Kursk eingedrungen und brachten nach eigenen Angaben rund 1300 Quadratkilometer und etwa 100 Ortschaften, darunter die Kleinstadt Sudscha, unter Kontrolle. Beobachter gehen von geringeren Geländegewinnen aus.

In dieser Woche hat das russische Militär den ersten ernsthaften Versuch zur Vertreibung der ukrainischen Truppen unternommen. Zwar berichtete der Kommandeur der tschetschenischen Spezialeinheit Achmat, Generalmajor Apti Alaudinow, auf seinem Telegram-Kanal zunächst von angeblich großen Erfolgen, eine Bestätigung blieb jedoch bislang aus.

Selenskij zeigte sich daher insgesamt mit den bisherigen Ergebnissen des Einsatzes zufrieden. "Im Gebiet Charkiw ist der Feind gestoppt, sein Vormarsch im Gebiet Donezk wurde verlangsamt“, betonte der Präsident. Moskau habe Kräfte aus dem ostukrainischen Gebiet Charkiw und dem Süden in den Abschnitt Kursk verlegen müssen. "Der Vormarsch (der Russen) im Abschnitt Pokrowsk, wie auch insgesamt im Osten, war vor der Kursker Operation sogar schneller“, sagte Selenskij. Ihm zufolge ist die Ukraine Angriffen der russischen Armee im nordostukrainischen Gebiet Sumy und auch in der Nachbarregion Tschernihiw zuvorgekommen.
Kassian Stroh
Kassian Stroh

Nordrussische Region Murmansk meldet erneut Drohnenangriff der Ukraine

Die Region Murmansk in Nordrussland ist an die 2000 Kilometer von der Ukraine entfernt. Dennoch gehen die dortigen Behörden erneut von einer Gefahr durch ukrainische Drohnen aus. Zur Sicherheit werde der Luftraum gesperrt, schrieb Gouverneur Andrej Tschibis auf Telegram. Bereits am Mittwoch hatte er von einem Angriff auf das Gebiet geschrieben, bei dem drei Drohnen abgeschossen worden seien. 

In Murmansk befinden sich die Nordflotte sowie ein Luftwaffenstützpunkt, von dem aus strategische Bomber zu Angriffen auf die Ukraine aufsteigen. Russlands Nordflotte nimmt seit Montag auch an einem strategischen Großmanöver der Marine in den Gewässern der Arktis teil. Bereits Ende Juli hatte der ukrainische Militärgeheimdienst einen Angriff gegen einen russischen Luftwaffenstützpunkt bei Murmansk für sich reklamiert. 
Nadja Tausche
Nadja Tausche

Raketenlieferungen: EU plant neue Sanktionen gegen Iran

Die 27 EU-Staaten wollen neue Sanktionen gegen Teheran verhängen. Sie werfen Iran vor, Raketen an Russland zu liefern. „Die Europäische Union hat den Iran wiederholt nachdrücklich vor der Weitergabe ballistischer Raketen an Russland gewarnt“, hieß es in einer Pressemitteilung. Die Lieferung sei eine direkte Bedrohung für die Sicherheit und stelle eine erhebliche Eskalation dar. Die Reaktion werde rasch erfolgen und umfangreiche Sanktionen umfassen. Unter anderem werden offenbar restriktive Maßnahmen für den iranischen Luftfahrtsektor erwägt.

Zuvor hatten bereits Deutschland, Frankreich und Großbritannien neue Sanktionen gegen Iran verhängt, unter anderem gegen die staatliche Fluggesellschaft Iran Air. Die Sanktionen der westlichen Regierungen werden seit einigen Tagen erhoben. Das britische Verteidigungsministerium teilte am Freitag nun erstmals Details mit: Es handele sich um ballistische Kurzstrecken-Raketen vom Typ Fath-360, die auch als BM-120 bekannt seien. Sie können demnach einen 150 Kilogramm schweren Sprengkopf bis zu 120 Kilometer weit transportieren und ihr Ziel mit einer angeblichen Genauigkeit von 30 Metern treffen. Teheran weist die Vorwürfe zurück.
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