Russland gegen Ukraine:Moskaus Innenstadt erneut Ziel von Drohnenangriffen

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Ein Bürogebäude in Moskau ist bei Drohnenangriffen schwer beschädigt worden. (Foto: Mikhail Tereshchenko/Imago/Itar-Tass)

Bilder und Videos zeigen Explosionen in Hochhäusern, mehrere Stockwerke scheinen verwüstet zu sein. Die russische Regierung meldet auch Attacken auf der Krim. Im Süden der Ukraine nimmt die Intensität der Kämpfe zu.

Von Nicolas Freund, München

Moskau war erneut das Ziel von Angriffen mit mindestens drei Drohnen. Zwei sollen abgefangen worden sein, beim Absturz aber trotzdem Gebäude beschädigt haben; eine dritte dürfte am Sonntagmorgen ihr Ziel in der Innenstadt getroffen haben. Bilder und Videos zeigen jedenfalls Explosionen in Hochhäusern, mehrere Stockwerke scheinen verwüstet zu sein, ein Mensch soll verletzt worden sein. In manchen der Gebäude sollen sich auch Büros russischer Ministerien befinden. Der Flugverkehr auf dem Airport Wnukowo wurde zeitweise unterbrochen.

Es ist unklar, ob die ukrainische Armee oder andere Gruppen, möglicherweise auch innerhalb Russlands, die Drohnen gestartet haben. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij sagte am Sonntag: "Der Krieg kehrt auf das Territorium Russlands zurück." Das lässt sich so verstehen, dass der Angriff von ukrainischen Kräften verübt wurde. Laut russischem Verteidigungsministerium sollen außerdem 25 ukrainische Drohnen auf der Krim abgefangen worden sein. Für diese Meldung wurden aber keine Belege geliefert. Obwohl die ukrainische Armee immer wieder Angriffe auf der besetzten Halbinsel unternimmt, scheint diese Darstellung übertrieben. Sie wirft sogar die Frage auf, warum die Luftabwehr der russischen Hauptstadt schon von drei Drohnen überfordert zu sein scheint. Dieser Angriff im Zentrum der russischen Hauptstadt ist deshalb ein weiteres Problem für die Führung im Kreml.

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Am Wochenende zeigten sich Vertreter afrikanischer Staaten beim Russland-Afrika-Gipfel dankbar, aber wenig beeindruckt von der Ankündigung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, kostenlos Getreide an bedürftige afrikanische Länder zu schicken. Der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa hat sich für eine Wiederaufnahme der ukrainischen Getreideexporte über das Schwarze Meer eingesetzt. Moskau hatte vergangene Woche das Abkommen zum Export von Nahrungsmitteln aus der Ukraine aufgekündigt und angedroht, alle Frachtschiffe, die ukrainische Häfen anliefen, als Waffentransporter zu erachten. Auch Papst Franziskus appellierte am Sonntag, Russland solle dem Abkommen wieder beitreten.

Azali Assoumani, der Vorsitzende der Afrikanischen Union, und Vertreter mehrerer afrikanischer Staaten forderten zum Abschluss des Afrika-Russland-Gipfels außerdem einen Waffenstillstand in der Ukraine. Gipfelteilnehmer aus Afrika waren am Sonntag auch zu Gast bei der traditionell größten Marineparade, die am Sonntag in St. Petersburg stattfand. Dabei kündigte Putin den Einsatz von dreißig neuen Kriegsschiffen für die Seestreitkräfte in diesem Jahr an.

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Laut dem britischen Geheimdienst haben indessen die Kämpfe vor allem im Süden der Ukraine an Intensität zugenommen. Nach einer kurzen Pause setzten die russischen Truppen auch ihre seit Monaten anhaltenden Luftangriffe auf zivile Ziele in der Ukraine fort. Die ukrainischen Städte Saporischschja und Sumy sind am Wochenende von der russischen Armee mit Raketen beschossen worden. Mindestens vier Menschen sind nach ukrainischen Angaben dabei getötet und 20 verletzt worden. Mehrere Gebäude wurden nach Angaben von Behörden beschädigt, unter anderem ein Supermarkt und eine Berufsschule.

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