Gipfel in Vietnam:Worüber Trump und Kim verhandeln könnten

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US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un während ihres ersten Gipfeltreffens in Singapur. (Foto: dpa)
  • Am 27. und 28. Februar will sich US-Präsident Trump mit Nordkoreas Machthaber Kim in Vietnam treffen.
  • Kritiker werfen Trump vor, er habe sich beim ersten Gipfel in Singapur von Kim über den Tisch ziehen lassen.
  • Beim zweiten Treffen müssen Trump und Kim nun konkret werden - und Kompromisse finden, die beide zu Hause als Erfolge verkaufen können.

Von Christoph Neidhart

Das Timing ist sicher kein Zufall. Einen Tag nachdem US-Präsident Donald Trump den neuen Gipfel mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un in seiner State-of-the-Union-Rede angekündigt hatte, reiste der amerikanische Sonderbeauftragte Stephen Biegun nach Pjöngjang. Am 27. und 28. Februar will sich Trump mit Kim in Vietnam treffen.

Die Vorbereitungen laufen bereits seit längerer Zeit. Im Januar verhandelte Biegun in Schweden mit Nordkoreas Vize-Außenministerin Choe Son-hui. An den Gesprächen nahmen auch Vertreter Südkoreas teil; sie übernahmen dabei die Rolle eines Vermittlers. Auch vor seiner Reise nach Nordkorea koordinierte sich Biegun in Seoul mit den Südkoreanern. In Pjöngjang traf er Kim Hyok-chol, Nordkoreas früheren Botschafter in Spanien.

Dieser ist kürzlich von Kim Jong-un zum neuen Sonderemissär für Verhandlungen mit den USA ernannt worden (die beiden sind nicht verwandt). Madrid hatte den Diplomaten im Herbst 2017 wegen Nordkoreas Raketentests ausgewiesen. Kim Hyok-chol hatte daraufhin Premier Mariano Rajoy vorgeworfen, er kusche vor Trump. Jetzt handelt er mit Trumps Emissär die Details des Gipfel aus. Sein Auftrag ist klar: Er soll dem Amerikaner einen möglichst hohen Preis für jeden Abrüstungsschritt abringen.

Abrüstung
:UN-Bericht: Nordkoreas Raketenprogramm ist "intakt"

Experten der Vereinten Nationen sind Medienberichten zufolge der Ansicht, dass das abgeschottete Land seine Raketen in zivilen Einrichtungen versteckt. Sanktionen gegen das Regime seien ineffektiv.

Kim Jong-un gibt sich entschlossen, sein Waffenprogramm zurückzustellen, um sich auf die Wirtschaft zu konzentrieren. Schon vor sechs Jahren hatte er das angedeutet; seither ist es stetig deutlicher geworden. Kim hat erkannt, dass er seine absolute Macht nur erhalten kann, wenn es ihm gelingt, den Lebensstandard der Nordkoreaner nach dem chinesischen Modell rasch zu verbessern.

Biegun lobt den ersten Gipfel als Durchbruch

Biegun hat kürzlich in einer Rede in Stanford versprochen, die USA würden eine komplette Denuklearisierung mit Wirtschaftshilfe belohnen: "Wir sind bereit, Investitionen zu mobilisieren, die Lebensmittelversorgung zu sichern und uns in einem solchen Maße für Nordkoreas Wirtschaft einzusetzen, dass die Nordkoreaner voll an der reichen Zukunft ihrer asiatischen Nachbarn teilhaben können." Kim habe US-Außenminister Mike Pompeo zugesagt, er sei bereit, "die Anlagen zur Uran- und Plutoniumanreicherung zu zerstören - und noch mehr", sagte Biegun.

Kritiker werfen Trump vor, er habe sich beim ersten Gipfel in Singapur von Kim über den Tisch ziehen lassen. Dieser habe nicht einmal die früheren Zusagen des Nordens bestätigt. Er habe diffus von der "kompletten Denuklearisierung der Halbinsel" gesprochen, aber nicht definiert, was gemeint sei. Das sieht Trump bekanntlich ganz anders.

Auch Biegun lobt den ersten Gipfel als Durchbruch. Im zweiten müssen Trump und Kim jedoch konkret werden - und Kompromisse finden, die beide zu Hause als Erfolge verkaufen können. Kim wird verifizierbare Abrüstungsschritte leisten müssen und dafür eine Lockerung der Sanktionen verlangen. Zur Diskussion stehen auch humanitäre Hilfe für den Norden und die Eröffnung eines Verbindungsbüros. In Seoul wird spekuliert, Washington könnte es zulassen, dass Süd- und Nordkorea ihren gemeinsamen Industriepark in Kaesong schon vor dem Gipfel wiedereröffnen. Das wäre ein positives Signal an beide Koreas.

© SZ vom 07.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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