Treffen in Nordkorea:Kim empfängt Südkoreas Präsidenten Moon in Pjöngjang

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Es ist der erste Besuch eines südkoreanischen Präsidenten in Nordkorea seit elf Jahren. Moon will versuchen, die ins Stocken geratenen Atom-Verhandlungen zwischen Washington und Pjöngjang wieder in Gang zu bringen.

Südkoreas Präsident Moon Jae-in will bei seinem dritten Gipfel mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un die festgefahrenen Verhandlungen zwischen Washington und Pjöngjang im Atomstreit wiederbeleben. Zum ersten Besuch eines südkoreanischen Präsidenten seit elf Jahren traf Moon am Dienstag in der nordkoreanischen Hauptstadt ein.

Kim und seine Frau empfingen Moon und seine Gattin persönlich am Flugzeug, als beide die Rolltreppe herabstiegen. Hunderte Nordkoreaner - ausgestattet mit Plastikblumen, nordkoreanischen Nationalfahnen und Wiedervereinigungsflaggen - bejubelten die Begegnung am Flughafen, während eine Militärkapelle Marschmusik spielte. Ob Kim persönlich am Flughafen erscheinen würde, war bis zuletzt offen geblieben. Beide Führer umarmten sich bei der Begrüßung herzlich.

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Nach dem jüngsten Streit ist der US-Präsident offenbar wieder versöhnlich. Grund sind eine Militärparade und ein Brief von Machthaber Kim, der "sehr herzlich" gewesen sein soll.

Im Mittelpunkt des dreitägigen Gipfels stehen der Abbau des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms sowie eine dauerhafte Friedenslösung zwischen beiden Seiten, die sich seit dem Ende des Koreakrieges 1953 völkerrechtlich noch im Kriegszustand befinden. Er hoffe, dass sein Besuch zu einer Wiederaufnahme des Dialogs zwischen Nordkorea und den USA führen könne, zitierte ein Sprecher der südkoreanischen Regierung den Präsidenten.

Südkoreas Außenministerin telefoniert mit Pompeo

Kim hatte bei seinen Treffen mit Moon im April im Grenzort Panmunjom sowie anschließend mit US-Präsident Donald Trump im Juni in Singapur seine grundsätzliche Bereitschaft zur "Denuklearisierung" erklärt. Doch gab es bisher keine konkreten Zusagen, wie und bis wann abgerüstet werden soll. Ein Erfolg des Gipfels könnte möglicherweise auch den Weg für ein zweites Treffen zwischen Trump und Kim ebnen.

Die Gespräche zwischen den USA und Nordkorea stocken aber. Im August sagte Trump eine geplante Reise von US-Außenminister Mike Pompeo nach Pjöngjang ab, weil es aus seiner Sicht nicht genug Fortschritte gegeben habe. Vor dem Gipfel in Pjöngjang telefonierte Südkoreas Außenministerin Kang Kyung-wha noch mit Pompeo. Beide Seiten hätten bekräftigt, wie wichtig es sei, den Druck aufrechtzuerhalten, bis das gemeinsame Ziel "einer endgültigen, komplett nachweisbaren Denuklearisierung" erreicht sei, sagte eine US-Sprecherin.

Zutritt zum Gipfel nur für ausgewählte Journalisten

Nordkorea hatte nur ausgesuchte Journalisten bei dem Termin zugelassen. Wie viele andere ausländische Medien, die keine ständigen Büros in Pjöngjang unterhalten, hatte sich auch die Deutsche Presse-Agentur vergeblich darum bemüht, zur Berichterstattung über den Gipfel ins Land gelassen zu werden. Die Ankunft Moons in der abgeschotteten stalinistischen Diktatur war jedoch im südkoreanischen Fernsehen zu verfolgen. Es ist nach südkoreanischen Angaben die erste Live-Übertragung eines Gipfels in Pjöngjang in der Geschichte beider Koreas.

Der Gipfel findet vor dem Hintergrund von Spannungen zwischen den USA und Russland über die Umsetzung der Sanktionen gegen Nordkorea statt. Die USA beschuldigen Russland, die UN-Sanktionen zu umgehen. Russland habe die Weltgemeinschaft "betrogen, und nun sind sie erwischt worden", sagte die amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley am Montag.

© SZ.de/dpa/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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