Es sagt natürlich einiges über die US-Gesellschaft und ihre Politiker aus, dass über dieses Gesundheitsproblem erst so offen geredet wird, seitdem viele weiße Bürger betroffen sind. Anfang Januar gestand Ohios Gouverneur John Kasich, ebenfalls konservativer Präsidentschaftskandidat, dieses Versagen ein: "Manchmal frage ich mich, wie sich Afroamerikaner gefühlt haben müssen, als Drogen ihre Stadtviertel verwüstet haben und niemand hingeschaut hat."
Jahrzehntelang wurden Drogensüchtige als "moralisch schwach" abgestempelt, doch nun ändert sich auch im Wahlkampf die Wortwahl: Häufiger ist nun von "Krankheit" statt "Sucht" die Rede. Bisher schrecken die meisten Republikaner (anders als die Demokraten Hillary Clinton und Bernie Sanders) jedoch vor Forderungen zurück, die Strafen für den Besitz von Marihuana oder Crack zu verringern - diese werden häufiger von Latinos und Afroamerikanern konsumiert.
Doch allein die Tatsache, dass sich so viele Weiße im ganzen Land nicht mehr schämen, bei öffentlichen Veranstaltungen über ihre drogensüchtigen Verwandten und Kollegen zu sprechen, bietet die Chance, dass sich an Amerikas Umgang mit Drogen etwas ändert. Zu viele Bürger wollen die Politiker in Washington aufrütteln - und sie bekommen mehr Aufmerksamkeit denn je.
Linktipps:
Die Analyse der New York Times über die vielen Todesfälle unter jungen weißen Drogensüchtigen finden Sie hier.
Welche US-Bundesstaaten besonders betroffen sind, illustrieren diese Karten der New York Times.
Die US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention hat ihre Daten über Drogentote in den USA auf ihrer Website grafisch aufbereitet.