LGBTQ-Rechte:Parlament erlaubt die Ehe für alle in Thailand

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Noch im Juni 2023 demonstrierten Mitglieder der LGBTQ-Gemeinschaft für eine Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe. Jetzt stimmte das thailändische Repräsentantenhaus dafür ab. (Foto: Sakchai Lalit/dpa)

Lange wurde Thailand vorgeworfen, mit den LGBTQ-Rechten scheinheilig umzugehen, weil die gleichgeschlechtliche Ehe bislang nicht anerkannt war. Das könnte sich nun ändern.

Das thailändische Repräsentantenhaus hat ein Gesetz zur Anerkennung der gleichgeschlechtlichen Ehe verabschiedet. Wenn der Senat und der König zustimmen, wird Thailand das erste südostasiatische Land sein, das schwulen und lesbischen Paaren das Recht auf Ehe garantieren wird.

Das Repräsentantenhaus verabschiedete das Gesetz mit 400 Stimmen, es gab zehn Gegenstimmen und fünf Enthaltungen. Der gesetzliche Passus soll auf die Ehe als durch "einen Mann und eine Frau" auf "zwei Individuen" angepasst werden. Der offizielle Rechtsstatus von "Mann und Frau" soll auf "Ehepaar" geändert werden.

Zuvor musste sich die thailändische Regierung von Seiten der Menschenrechtsorganisation Fortify Rights den Vorwurf der Scheinheiligkeit gefallen lassen. Thailand rolle zwar regelmäßig den Regenbogenteppich für seine Pride-Veranstaltungen aus, gesetzgeberischen Fortschritt habe es aber nicht gegeben, schreibt die Organisation auf ihrer Internetseite. Mit dem Gesetz passt sich die Regierung nun der gesellschaftlichen Realität an: Hier sind Akzeptanz und Rechte für gleichgeschlechtliche Partnerschaften schon lange weit verbreitet.

Im vergangenen Jahr scheiterte ein ähnlicher Gesetzentwurf vor den Parlamentswahlen. Für schwule und lesbische Paare gibt es in Thailand viele Hindernisse: Ihnen ist es nicht erlaubt, im Krankheitsfall für den jeweiligen Partner zu entscheiden. Sie scheiden als Erben ihrer Lebenspartner aus, unabhängig davon, wie lange das Paar zusammen gewesen ist und ob es das Vermögen gemeinsam aufgebaut hat. All diese Hindernisse sollen mit dem neuen Gesetz entfallen.

Im Königreich werden rund 10 Prozent der Bevölkerung der LGBTQ-Bewegung zugerechnet und sind im öffentlichen Leben, insbesondere im Entertainment-Business, allgegenwärtig. Auch im Ausland ist Thailand für seine Offenheit im Umgang mit der LGBTQ-Gemeinschaft bekannt, umso drängender schien es der Bewegung, die konservativen Gesetze an die sozialen Fortschritte anzupassen. Die Ausdehnung der Schutzrechte dürfte auch im Einklang mit dem Vorhaben stehen, Thailands Ruf als LGBTQ-freundliches Reiseziel zu festigen. Wohl auch deshalb ist das Thema für die Regierung von Premierminister Srettha Thavisin wichtig.

Bislang sind Taiwan und Nepal die einzigen Länder in Asien, die die gleichgeschlechtliche Ehe anerkennen. In Hongkong steht eine solche noch aus. In Indien hingegen lehnte der Oberste Gerichtshof die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe wegen einer Zuständigkeitsfrage ab und erklärte, mit dem Anliegen müsse sich die Regierung befassen. Der Vorreiter in Südostasien bleibt demnach Thailand. Auf den Philippinen ist die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung verboten. Vietnam hob ein Verbot, gleichgeschlechtliche Beziehungen überhaupt führen zu dürfen, auf und untersagte die sogenannte Konversionstherapie.

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