LGBTQI+
Eine Welt, so bunt und laut
In New York sind die Straßen voll mit Menschen, die am Marsch der Vielfalt in den Häuserschluchten teilnehmen. Hier hat der "Pride Month" seinen Ursprung. In der Schwulenbar "Stonewall Inn" in der Christopher Street führte die Polizei 1969 eine Razzia durch. Homosexualität war verpönt, die WHO stufte sie als psychische Krankheit ein.
Der Abend in der Bar eskalierte, die homosexuellen und lesbischen Gäste und die trans Menschen wehrten sich gegen das harsche Vorgehen der Beamten. Am Tag darauf gingen Massen von Menschen auf die Straße und prangerten die Diskriminierung von Minderheiten an. Frauen, die Frauen lieben, und Männer, die Männer lieben, forderten Gleichberechtigung. Das tun sie bis heute.
Auch an der Westküste der USA liegt eine Metropole der LGBTQ-Community: San Francisco, Kalifornien. Die Stadt galt schon im 19. Jahrhundert, als Gold im "Golden State" entdeckt wurde, als Magnet für Menschen aus unterschiedlichsten Kulturen. Sie alle kamen, um hier ihr Glück zu finden.
Etwas weiter südlich von San Francisco, in Los Angeles, kommt es während des "Pride Month" jedoch auch zu Gegendemonstrationen. Zuletzt veranlassten die Republikaner vereinzelter US-Bundesstaaten Bücherverbote für Genderthemen, andere erließen Gesetze, die Auftritte von Dragqueens erschweren.
In München erregte im Juni ein ähnlicher Fall Aufsehen: Die Stadtbibliothek hatte eine Dragqueen und einen Dragking zu einer Lesung für Kinder geladen. Die Kritik daran kochte hoch, die AfD machte mobil, Gegner demonstrierten, Teilnehmer und Polizei gerieten aneinander. Die Lesung war zum Politikum geworden. Der Verein "München ist bunt" rief zur Solidaritätsdemo auf.
An einem anderen Ort zu einer anderen Zeit ein brasilianischer Ruf nach Akzeptanz: Queere Künstlerinnen und Künstler singen in Rio de Janeiro für ihre Rechte. Zwar gibt es in Brasilien seit 2013 die Ehe für alle (in Deutschland erst seit 2017), doch das bleibt kaum mehr als eine Notiz auf dem Papier. Ex-Präsident Jair Bolsonaro verschärfte mit seinem rechtsextremen Kurs die homophobe Politik. Mittlerweile regiert der Linke Lula da Silva, was die queere Community im Wahljahr 2022 aufatmen ließ.
In Tijuana, Mexiko, demonstrieren die Menschen in Regenbogenfarben, dem Symbol für eine bunte Welt. Ende der 1970er beauftragte der damals in San Francisco lebende Bürgerrechtler und erste offen schwule Politiker Harvey Milk den Künstler und Aktivisten Gilbert Baker, ein positives Zeichen für die Community zu gestalten: die "Pride Flag", die Regenbogenfahne.
El Salvador gilt als wenig offen gegenüber Minderheiten. Die dominante Kirche und Konservative lehnen Homosexualität ab. Auch dagegen marschieren die Menschen auf der Straße, hier in der Hauptstadt San Salvador.
Ähnlich ist die Lage in Polen: Regionen wie Świętokrzyskie im streng katholischen Süden des Landes erklärten vor wenigen Jahren ihre Gemeinden zu "LGBT-Ideologie-freien Zonen". In jenen Zonen sollte es Schwulen, Lesben, queeren und trans Menschen nicht erlaubt sein, offen Zuneigung und Zärtlichkeiten auszutauschen.
Nach massiver Kritik seitens der EU zogen einige Regionalverwaltungen ihre Beschlüsse zurück. Gegen Homophobie gehen Polinnen und Polen weiterhin auf die Straße, wie hier in Warschau.
"Corpo Politico", der Politische Körper: Aktivisten in Mailand, Italien, zeigen ihre Bäuche, machen sich im wörtlichen Sinne frei und sagen: Regierungen weltweit nehmen mit Gesetzen, wie etwa jenen gegen Schwangerschaftsabbrüche, den Individuen die Selbstbestimmung über ihre Körper.
Vor der Oper in Paris tanzen Teilnehmer der Pride-Parade leicht bekleidet in der Hitze der Sonne.
In Madrid, Spanien, treten Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim "High-Heel-Rennen" gegeneinander an. Die Veranstaltung findet jedes Jahr während der Pride-Woche im Juni statt. Mitmachen dürfen alle, die mit Absätzen von mindestens 15 Zentimetern antreten.
Seifenblasenwelten in Pristina: Im hochkonservativen Kosovo nutzt die Community den "Pride Month" und ruft zur Akzeptanz der Vielfalt auf.
Trotz eines von türkischen Behörden veranlassten Verbots demonstrierten bei der Pride-Parade in Istanbul Hunderte für die Rechte der LGBTQ-Community. Die Polizei hatte zuvor Teile der Stadt abgeriegelt, um den Marsch zu behindern. Es kam zu mehreren Festnahmen.
Nepal genehmigte bereits im Jahr 2015 die Angabe eines dritten Geschlechts im Reisepass. Statt "männlich" und "weiblich" können Menschen sich auch als "other" (andere) auf dem Dokument identifizieren. Jetzt hat der Oberste Gerichtshof des südasiatischen Landes das Recht auf gleichgeschlechtliche Ehe angeordnet.
Tel Aviv gilt laut der israelischen Menschenrechtsorganisation Aguda als LGBT-freundlichste Stadt Israels, wird gelegentlich aber auch gern im Superlativ als LGBT-freundlichste Stadt der Welt bezeichnet. Hier gibt es kein explizites Viertel, in dem sich die Community versammelt, wie etwa "The Castro" in San Francisco. In Tel Aviv können queere Menschen weitestgehend überall offen leben, für homosexuelle und queere Touristen ist die Stadt daher ein Magnet, besonders im Juni zum "Pride Month".
In Indien finden seit 1999 Pride-Paraden statt, wie hier in Mumbai. Schon das Erotiklehrbuch Kamasutra bildete gleichgeschlechtliche Beziehungen ab, inzwischen finden sich immer mehr LGBTQ-Paare in der Popkultur und in Bollywoodfilmen wieder.
Melony Munro steigt vor der Wahl zur "Miss International Queen" in Pattaya, Thailand, in turmhohe High Heels. Es ist der weltweit größte Schönheitswettbewerb für trans Frauen.
Die aus Uganda stammende Transgender-Frau Pretty Peter ist aus ihrer Heimat nach Nairobi geflüchtet, aus Sorge vor Diskriminierung. In Uganda hat das Parlament jüngst ein Anti-Homosexuellen-Gesetz verabschiedet, das Strafen für Menschen vorsieht, die homosexuelle Handlungen vollziehen.
Das Erbe der New Yorker Proteste in der Christopher Street: 2023 setzt sich fort, was 1969 begann. Auf den "Pride Month" im Juni folgen unzählige Christopher-Street-Day-Paraden im Juli.
LGBTQI+
Eine Welt, so bunt und laut
In New York sind die Straßen voll mit Menschen, die am Marsch der Vielfalt in den Häuserschluchten teilnehmen. Hier hat der "Pride Month" seinen Ursprung. In der Schwulenbar "Stonewall Inn" in der Christopher Street führte die Polizei 1969 eine Razzia durch. Homosexualität war verpönt, die WHO stufte sie als psychische Krankheit ein.
Der Abend in der Bar eskalierte, die homosexuellen und lesbischen Gäste und die trans Menschen wehrten sich gegen das harsche Vorgehen der Beamten. Am Tag darauf gingen Massen von Menschen auf die Straße und prangerten die Diskriminierung von Minderheiten an. Frauen, die Frauen lieben, und Männer, die Männer lieben, forderten Gleichberechtigung. Das tun sie bis heute.
Auch an der Westküste der USA liegt eine Metropole der LGBTQ-Community: San Francisco, Kalifornien. Die Stadt galt schon im 19. Jahrhundert, als Gold im "Golden State" entdeckt wurde, als Magnet für Menschen aus unterschiedlichsten Kulturen. Sie alle kamen, um hier ihr Glück zu finden.
Etwas weiter südlich von San Francisco, in Los Angeles, kommt es während des "Pride Month" jedoch auch zu Gegendemonstrationen. Zuletzt veranlassten die Republikaner vereinzelter US-Bundesstaaten Bücherverbote für Genderthemen, andere erließen Gesetze, die Auftritte von Dragqueens erschweren.
In München erregte im Juni ein ähnlicher Fall Aufsehen: Die Stadtbibliothek hatte eine Dragqueen und einen Dragking zu einer Lesung für Kinder geladen. Die Kritik daran kochte hoch, die AfD machte mobil, Gegner demonstrierten, Teilnehmer und Polizei gerieten aneinander. Die Lesung war zum Politikum geworden. Der Verein "München ist bunt" rief zur Solidaritätsdemo auf.
An einem anderen Ort zu einer anderen Zeit ein brasilianischer Ruf nach Akzeptanz: Queere Künstlerinnen und Künstler singen in Rio de Janeiro für ihre Rechte. Zwar gibt es in Brasilien seit 2013 die Ehe für alle (in Deutschland erst seit 2017), doch das bleibt kaum mehr als eine Notiz auf dem Papier. Ex-Präsident Jair Bolsonaro verschärfte mit seinem rechtsextremen Kurs die homophobe Politik. Mittlerweile regiert der Linke Lula da Silva, was die queere Community im Wahljahr 2022 aufatmen ließ.
In Tijuana, Mexiko, demonstrieren die Menschen in Regenbogenfarben, dem Symbol für eine bunte Welt. Ende der 1970er beauftragte der damals in San Francisco lebende Bürgerrechtler und erste offen schwule Politiker Harvey Milk den Künstler und Aktivisten Gilbert Baker, ein positives Zeichen für die Community zu gestalten: die "Pride Flag", die Regenbogenfahne.
El Salvador gilt als wenig offen gegenüber Minderheiten. Die dominante Kirche und Konservative lehnen Homosexualität ab. Auch dagegen marschieren die Menschen auf der Straße, hier in der Hauptstadt San Salvador.
Ähnlich ist die Lage in Polen: Regionen wie Świętokrzyskie im streng katholischen Süden des Landes erklärten vor wenigen Jahren ihre Gemeinden zu "LGBT-Ideologie-freien Zonen". In jenen Zonen sollte es Schwulen, Lesben, queeren und trans Menschen nicht erlaubt sein, offen Zuneigung und Zärtlichkeiten auszutauschen.
Nach massiver Kritik seitens der EU zogen einige Regionalverwaltungen ihre Beschlüsse zurück. Gegen Homophobie gehen Polinnen und Polen weiterhin auf die Straße, wie hier in Warschau.
"Corpo Politico", der Politische Körper: Aktivisten in Mailand, Italien, zeigen ihre Bäuche, machen sich im wörtlichen Sinne frei und sagen: Regierungen weltweit nehmen mit Gesetzen, wie etwa jenen gegen Schwangerschaftsabbrüche, den Individuen die Selbstbestimmung über ihre Körper.
Vor der Oper in Paris tanzen Teilnehmer der Pride-Parade leicht bekleidet in der Hitze der Sonne.
In Madrid, Spanien, treten Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim "High-Heel-Rennen" gegeneinander an. Die Veranstaltung findet jedes Jahr während der Pride-Woche im Juni statt. Mitmachen dürfen alle, die mit Absätzen von mindestens 15 Zentimetern antreten.
Seifenblasenwelten in Pristina: Im hochkonservativen Kosovo nutzt die Community den "Pride Month" und ruft zur Akzeptanz der Vielfalt auf.
Trotz eines von türkischen Behörden veranlassten Verbots demonstrierten bei der Pride-Parade in Istanbul Hunderte für die Rechte der LGBTQ-Community. Die Polizei hatte zuvor Teile der Stadt abgeriegelt, um den Marsch zu behindern. Es kam zu mehreren Festnahmen.
Nepal genehmigte bereits im Jahr 2015 die Angabe eines dritten Geschlechts im Reisepass. Statt "männlich" und "weiblich" können Menschen sich auch als "other" (andere) auf dem Dokument identifizieren. Jetzt hat der Oberste Gerichtshof des südasiatischen Landes das Recht auf gleichgeschlechtliche Ehe angeordnet.
Tel Aviv gilt laut der israelischen Menschenrechtsorganisation Aguda als LGBT-freundlichste Stadt Israels, wird gelegentlich aber auch gern im Superlativ als LGBT-freundlichste Stadt der Welt bezeichnet. Hier gibt es kein explizites Viertel, in dem sich die Community versammelt, wie etwa "The Castro" in San Francisco. In Tel Aviv können queere Menschen weitestgehend überall offen leben, für homosexuelle und queere Touristen ist die Stadt daher ein Magnet, besonders im Juni zum "Pride Month".
In Indien finden seit 1999 Pride-Paraden statt, wie hier in Mumbai. Schon das Erotiklehrbuch Kamasutra bildete gleichgeschlechtliche Beziehungen ab, inzwischen finden sich immer mehr LGBTQ-Paare in der Popkultur und in Bollywoodfilmen wieder.
Melony Munro steigt vor der Wahl zur "Miss International Queen" in Pattaya, Thailand, in turmhohe High Heels. Es ist der weltweit größte Schönheitswettbewerb für trans Frauen.
Die aus Uganda stammende Transgender-Frau Pretty Peter ist aus ihrer Heimat nach Nairobi geflüchtet, aus Sorge vor Diskriminierung. In Uganda hat das Parlament jüngst ein Anti-Homosexuellen-Gesetz verabschiedet, das Strafen für Menschen vorsieht, die homosexuelle Handlungen vollziehen.
Das Erbe der New Yorker Proteste in der Christopher Street: 2023 setzt sich fort, was 1969 begann. Auf den "Pride Month" im Juni folgen unzählige Christopher-Street-Day-Paraden im Juli.