Syrien:Assad-Truppen erobern Aleppo zurück

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Ein Soldat der Regierungstruppen im zerstörten Aleppo. (Foto: AFP)
  • Nach jahrelangen Kämpfen geben die Rebellen ihren Widerstand auf. Sie verlassen Ost-Aleppo.
  • Die syrische Armee hat die Stadt zurückerobert, bestätigt der russische UN-Botschafter.
  • Zuvor war eine Einigung für die Evakuierung der umkämpften Stadtgebiete zustande gekommen.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Russland hat am Abend ein Ende der Kämpfe um Aleppo verkündet. Syriens Regierung kontrolliere die Stadt wieder vollständig. Die Rebellen und ihre Familien in den verbliebenen Gebieten Ost-Aleppos könnten die Stadt verlassen, sagte UN-Botschafter Witalij Tschurkin in New York. Zuvor hatten mehrere syrische Rebellengruppen von einer Einigung auf eine Waffenruhe und einen Abzug aus der Stadt berichtet. Die Feuerpause sei Dienstagabend in Kraft getreten, sagte Osama Abu Sajd, ein Rechtsberater der Freien Syrischen Armee. Er bestätigte damit Angaben der islamistischen Brigade Nureddin al-Zinki. Damit hat die Regierung von Präsident Baschar al-Assad einen wichtigen Sieg errungen und die in Teilen zerstörte Wirtschaftsmetropole vier Jahre nach dem Einmarsch der ersten Rebellen-Einheiten zurückerobert.

Die Details der Evakuierung waren zunächst unklar. Vertreter des lokalen Rates im Rebellengebiet sagten, fünf Busse mit Zivilisten würden die Stadt um fünf Uhr morgens an diesem Mittwoch verlassen. Dagegen teilte Ahrar al-Scham, eine islamistische Rebellengruppe, mit, das gesamte Gebiet werde in der Nacht vollständig geräumt. Tschurkin sagte, der Abzug beginnen "in den kommenden Stunden". Die Kämpfer würden freies Geleit erhalten. Die Zivilisten könnten selbst entscheiden, ob sie in der von der Regierung kontrollierten Stadt bleiben oder in andere Gebiete weiterziehen wollten. Niemand werde den Zivilisten etwas antun. Aus syrischen Armeekreisen hieß es zunächst, das Militär habe keine Informationen über eine Feuerpause.

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In den zurückeroberten Teilen der Stadt posieren Regierungssoldaten für Selfies. Für die Zivilisten in Ost-Aleppo ist die Zeit der Angst noch nicht vorbei.

Es hatte in den vergangenen Tagen indirekte Gespräche zwischen Rebellen-Vertretern und Russland gegeben, die von der Türkei vermittelt wurden, ebenso Gespräche zwischen den USA und Russland. Auch Kontakte zwischen den Rebellen und dem Regime gab es. Diese hatten angesichts ihrer sicheren Niederlage und der verzweifelten Situation der Zivilisten einen Abzug angeboten. Nichts davon hatte aber bis Dienstagabend zu einer Evakuierung der Rebellengebiete oder zu einer Waffenruhe geführt.

UN beklagen Massaker an der Zivilbevölkerung

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz und die Vereinten Nationen hatten an Assad und an Russland appelliert, die Rettung der Zivilisten zu ermöglichen. Frankreich hatte für den Abend eine Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrates beantragt. Die UN warfen dem Regime vor, Soldaten hätten mehr als 80 Zivilisten in vier Stadtvierteln getötet, die sie kurz zuvor erobert hatten. Es gebe Belege, dass Hunderte Männer nach ihrer Flucht in Regierungsgebiete verschwunden seien. Kreml-Sprecher Dimitrij Peskow tat die Vorwürfe als "Gute-Nacht-Geschichten" ab. Die US-Botschafterin bei den UN, Samantha Power sagte, Aleppo werde zu den Ereignissen der Weltgeschichte gerechnet werden, die das Böse in der modernen Zeit definieren wie Halabdscha, Ruanda oder Srebrenica.

Syrische Regierungstruppen und mit ihnen verbündete Milizen hatten bis Dienstag mehr als 90 Prozent der einst von Rebellen gehaltenen Viertel eingenommen. Das verbliebene Gebiet wurde aus der Luft bombardiert und mit Artillerie beschossen. Laut Rebellen waren dort Zehntausende Zivilisten eingeschlossen, dazu Hunderte oder Tausende Kämpfer.

© SZ vom 14.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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