Südafrika:Marine-Manöver mit den russischen Freunden

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Am Jahrestag des Angriffs auf die Ukraine kamen russische Kriegsschiffe zum Manöver: Die Fregatte "Admiral Gorschkow" im Februar in Richards Bay. (Foto: GUILLEM SARTORIO/AFP)

Russlands Marine ist zu einem Manöver mit China und Südafrika ans Kap gekommen, ihre Schiffe tragen das "Z". Die Regierung in Pretoria tut so, als wäre das ganz normal.

Von Bernd Dörries, Kapstadt

Auf die eine Seite des Schornsteins haben die Seeleute der Admiral Gorschkow ein "Z" gemalt und auf die andere ein "V", die beiden russischen Zeichen für den von der Propaganda versprochenen Sieg in der Ukraine: Die russische Fregatte liegt derzeit fernab der Heimat, im Hafen der südafrikanischen Küstenstadt Richards Bay.

Der Ort war bisher vor allem für seine guten Surfreviere bekannt. Nun darf die russische Marine hier ihre modernsten Waffen vorführen und beweisen, dass es durchaus noch Länder gibt, die an ihrer Seite stehen - oder sich zumindest mit ihr für ein Seemanöver verabreden. "Mosi", also Rauch, heißt die Übung in Südafrika, bei der am Mittwoch die Manöver auf See begannen: Aktionen gegen Seepiraten sollen einstudiert werden.

Südafrikas Marine ist weitgehend außer Gefecht

Die hat man hier am Kap von Afrika zwar schon länger nicht mehr gesichtet, aber darum geht es wahrscheinlich auch gar nicht. "Ich bin wirklich stolz darauf, dass wir ausgezeichnete diplomatische Beziehungen zu Ihrem Land unterhalten, das wir als einen geschätzten Partner betrachten", sagte Südafrikas Außenministerin Naledi Pandor beim Besuch ihres russischen Amtskollegen Sergej Lawrow vor wenigen Tagen. Außerdem teilte sie mit, Forderungen nach einer Verurteilung des russischen Angriffskrieges seien "infantil".

Am Dienstag schaute Präsident Cyril Ramaphosa am Hafen vorbei, am Mittwoch gab der südafrikanische General Andries Mahapa Auskunft über das Manöver: "Denken Sie daran, dass wir uns in Friedenszeiten auf den Krieg vorbereiten müssen", sagte er, was in Südafrika zu Irritationen führte, weil bisher wenig von einer unmittelbaren Kriegsgefahr bekannt ist.

Zudem weiß jeder Südafrikaner, dass die Marine des Landes weitgehend außer Gefecht ist. Von den einst nach dem Ende der Apartheid gekauften vier Fregatten und drei U-Booten soll sich derzeit keines in einem funktionstüchtigen Zustand befinden. Während Russland und China mit modernstem Material angereist sind, kann Südafrika nur ein Patrouillenboot und ein Versorgungsschiff aufbieten. Die Russen wollten ursprünglich ihre neuen Zirkon-Hyperschall-Raketen von der Admiral Gorschkow abfeuern, so hatte es die Nachrichtenagentur TASS vermeldet. Das war dem Gastgeber dann aber offenbar doch zu viel.

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Direktflug nach Moskau statt Zollfreiheit mit den USA?

Die Regierung versucht, das Manöver einerseits als eine normale Angelegenheit dazustellen: Südafrika ist mit Russland und China zusammen in der Staatengemeinschaft Brics. Außerdem gebe es auch mit Europa und den USA ähnliche Übungen. Man sei unabhängig, gehöre zu keinem der beiden Blöcke, sagte Außenministerin Pandor, die gleichzeitig aus ihrer Verachtung des "imperialistischen" Westens keinen Hehl macht. Nach einem Bericht des Economist soll sie EU-Außenpolitikchef Josep Borrell erklärt haben, der Westen könne Südafrika keine Lektionen erteilen, weil er dem ANC nie Waffen gegeben habe. Aus der Sowjetunion kamen jedoch Geld und Ausbildung - dass damals auch die Ukraine Teil der UdSSR war, wird gerne vergessen.

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Die internationale Kritik an Südafrikas immer deutlicherer pro-russischer Haltung hält sich bisher in Grenzen. Das könnte sich aber auch ändern. Nach einem Bericht der New York Times sollen einzelne US-Senatoren darüber nachdenken, das Land von der Liste jener afrikanischen Länder zu streichen, die ihre Waren zollfrei in den USA einführen dürfen - das wäre ein massiver Schlag für die Autohersteller am Kap, die vor allem in die USA exportieren. Die Vereinigten Staaten sind vor allem darüber verärgert, dass ein mit Sanktionen belegtes russisches Handelsschiff in Südafrika andocken durfte. Das Schiff soll dort Waffen entladen und möglicherweise auch neue Fracht an Bord genommen haben.

Vor wenigen Tagen verkündete dann der staatliche südafrikanische Flughafenbetreiber, man arbeite gerade daran, dass russische Flugzeuge im Land wieder betankt werden können. Wegen der internationalen Sanktionen verweigern die privaten Tankfirmen russischen Jets derzeit das Auftanken. Der Staat möchte das nun selbst übernehmen. Auch das wird die Beziehungen zu Europa und den USA - den weitaus größten Handelspartnern - nicht verbessern. Die ANC-Regierung arbeitet nach eigenen Angaben derzeit bereits an antiimperialistischen Alternativen: Von Moskau nach Kapstadt soll ein Direktflug eingerichtet werden.

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