Berliner Friedenstreffen:Steinmeier verteidigt Waffenhilfe für die Ukraine

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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zwischen Großimam Ahmad al-Tayyib (li.) und Sant'Egidio-Präsident Marco Impagliazzo. (Foto: Hannes P Albert/DPA)

Für Christen wie ihn seien Waffenlieferungen ein moralisches Dilemma, sagt der Bundespräsident auf dem Kongress einer katholischen Laiengemeinschaft. Aber im Fall der Ukraine begründet.

Von Robert Laubach, Berlin

Bei allen Menschen, die am Frieden interessiert sind, wirft der Ukraine-Krieg schwierige Fragen auf - das räumt Frank-Walter Steinmeier ein, als er beim Internationalen Friedenstreffen der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio spricht. Er selbst als bekennender Christ, sagt der Bundespräsident, hadere immer wieder mit der Frage, ob die Solidarität es gebiete, den Ukrainern zu helfen, oder ob es falsch sei, Waffen in ein Kriegsgebiet zu liefern.

Doch Steinmeier gibt darauf eine klare Antwort. "Russland verweigert sich dem Frieden. Putin hat es in der Hand. Wenn er seine Truppen abzieht, ist der Krieg vorbei", sagt er in Berlin. Stelle dagegen die Ukraine ihre Verteidigung ein, dann sei es das Ende der Ukraine. "Und das ist der Grund, warum wir Europäer und auch wir Deutsche die Ukraine unterstützen - auch mit Waffen", macht Steinmeier deutlich.

Für Dienstagvormittag ist Olaf Scholz angekündigt

Das Publikum in der Verti Music Hall applaudiert eher zögerlich. Offenbar haben sich viele Besucher des Friedenstreffens pazifistischere Aussagen gewünscht. Oder zumindest indirektere. Auch Andrea Riccardi, Gründer von Sant'Egidio und Professor für neuere Geschichte, spricht in seiner Eröffnungsrede den Ukraine-Krieg an. Die Namen der beteiligten Länder nennt er allerdings nicht: "Frieden bedeutet nicht, dem Angreifer die Hand zu reichen und die Freiheit anderer zu Schleuderpreisen zu verkaufen", sagt Riccardi. Er erhält deutlich mehr Applaus als Steinmeier.

Die von der katholischen Kirche anerkannte geistliche Gemeinschaft Sant'Egidio besteht seit 1968 und hat sich seither immer wieder für den Frieden eingesetzt. Unter anderem vermittelte die Organisation 1992 das Ende des Bürgerkriegs in Mosambik. In jüngerer Zeit vermittelte sie zwischen der Regierung des Südsudan und bewaffneten Oppositionskräften. Zum Friedenstreffen In Berlin sind Vertreter verschiedener Glaubensgemeinschaften eingeladen, so folgt auf die Rede Steinmeiers eine Ansprache von Ahmed al-Tayyib, dem Großimam der islamischen Wissenschaftsinstitution Al-Azhar in Ägypten. Der Islamgelehrte redet von den enttäuschten Hoffnungen nach dem Ende des Kalten Krieges und spricht sich gegen die Instrumentalisierung von Religion zu kriegerischen Zwecken aus.

Das Treffen läuft mit zahlreichen weiteren Veranstaltungen bis Dienstag. Für Dienstagvormittag ist ein Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz angekündigt. Er wird mit dem Präsidenten von Sant'Egidio, dem Historiker Marco Impagliazzo, über das Thema Frieden reden und Fragen aus dem Publikum beantworten.

Korrekturhinweis: In einer früheren Version dieses Artikels haben wir den Sant'Egidio-Gründer fälschlicherweise Andrea Ricci genannt. Er heißt jedoch Andrea Riccardi.

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