Sportpolitik:Hörmann bedauert Gaucks Verzicht auf Sotschi-Reise

Berlin (dpa) - Der neue DOSB-Chef Alfons Hörmann hat den Verzicht von Bundespräsident Joachim Gauck auf eine Reise zu den Olympischen Winterspielen in Sotschi bedauert.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Berlin (dpa) - Der neue DOSB-Chef Alfons Hörmann hat den Verzicht von Bundespräsident Joachim Gauck auf eine Reise zu den Olympischen Winterspielen in Sotschi bedauert.

"Selbstverständlich wäre es für uns ein schönes Signal gewesen, wenn er mit von der Partie wäre", sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) im "Morgenmagazin" von ARD und ZDF. Er betonte aber auch: "Zunächst einmal gibt es keinen Automatismus, dass der Bundespräsident zu Olympischen Spielen kommt."

Das Bundespräsidialamt hatte am Wochenende einen Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" bestätigt, dass Gauck nicht nach Sotschi fliegen werde. Gründe waren nicht genannt worden. Menschenrechtler hatten die Entscheidung begrüßt. Russland steht international wegen Menschenrechtsverletzungen sowie eines harten Anti-Homosexuellen-Gesetzes in der Kritik.

Hörmann kann diese Kritik nachvollziehen. "Aus heutiger Sicht gibt's sicherlich viele kritikwürdige Punkte an der Vergabe an Sotschi", sagte der 53-Jährige. "Die Art, wie die Spiele dort umgesetzt werden, erfährt an zahlreichen Stellen berechtigte Kritik." Er selbst werde sich mit den Kolleginnen und Kollegen und den Athleten in den kommenden Wochen selbst ein Bild vor Ort machen, meinte Hörmann und kündigte an: "Dann werden wir zu einer klaren und kritischen offenen Reflexion kommen, und selbstverständlich die Dinge auch mit dem IOC offen und klar bereden." Der Unternehmer war zuletzt in Wiesbaden zum Nachfolger von IOC-Präsident Thomas Bach an die Spitze des DOSB gewählt worden.

Grundsätzlich führten Olympische Spiele dazu, dass Themen in der Region diskutiert werden, glaubt Hörmann. "Das zeigen ja die aktuellen Szenarien. Und insofern ist damit den Nationen grundsätzlich geholfen." Viel wichtiger sei es, dass auch nach den Spielen entsprechende Diskussionen weiter stattfinden würden "und die Dinge, die nicht zu akzeptieren sind, auf der Agenda bleiben", so Hörmann. "Dafür müssen allerdings die zuständigen Politiker sorgen", fügte er hinzu und schloss sich damit der Meinung des DOSB-Athletensprechers Christian Breuer an.

In der stellvertretenden EU-Kommissarin Viviane Reding hatte am Montagabend nach Gauck eine weitere prominente Politikerin angekündigt, nicht nach Sotschi zu reisen. Die Luxemburgerin hatte als Grund dafür anders als das deutsche Staatsoberhaupt ausdrücklich die Menschenrechtslage in Russland genannt. "Ich werde sicher nicht nach Sotschi fahren, solange Minderheiten auf diese Weise von der derzeitigen russischen Regierung behandelt werden", schrieb Reding bei Twitter.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte Gaucks Verzicht nicht bewerten wollen. "Die Einladung von Staatsoberhäuptern bei Olympischen Spielen erfolgt ausschließlich durch die Gastgeberländer. Schon deshalb verbietet sich jeder Kommentar des IOC", hatte IOC-Präsident Bach der Nachrichtenagentur dpa gesagt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: