Sportpolitik:Hamburg Feuer und Flamme für Olympia - wenig Zweifler

Hamburg (dpa) - Für Uwe Seeler ist die Sache ganz einfach. "Alle Hamburger sollten begeistert sein, weil Olympia sehr nachhaltig ist", sagt das Fußball-Idol zu der Vision 2024 mit Spielen an der Waterkant.

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Hamburg (dpa) - Für Uwe Seeler ist die Sache ganz einfach. "Alle Hamburger sollten begeistert sein, weil Olympia sehr nachhaltig ist", sagt das Fußball-Idol zu der Vision 2024 mit Spielen an der Waterkant.

Auch Bürgermeister Olaf Scholz, angesprochen auf seine Ambitionen als SPD-Kanzlerkandidat, sagt klipp und klar: "Mein größter Wunsch ist es, 2024 die Olympischen Spiele als Bürgermeister zu eröffnen." Er tritt mit dem Hamburger Konzept für "bürgernahe, kompakte Spiele" an, die auf keinen Fall zu einem finanziellen Desaster wie die Elbphilharmonie führen sollen.

"Wir wollen uns von London inspirieren lassen und das Olympiastadion zurückbauen. Ein Stadion, das nur 14 Tage benutzt wird, muss nicht Weltformat haben", begründet Scholz seinen Kurs. Hamburg könnte solch eine Image-Kampagne gut vertragen: "Wir können noch bekannter werden. So ist San Francisco kleiner, aber bekannter als wir."

Zweifel an der wirtschaftlichen Machbarkeit, die die Bundesgrünen zuletzt geäußert haben, will er in den laufenden Koalitionsverhandlungen in der Hansestadt ausräumen. Bis jetzt sind etwa 1,9 Milliarden Kosten für die reine Sportstättenplanung veranschlagt.

Besonders Feuer und Flamme ist die Hamburger Wirtschaft. Aus der Handelskammer heißt es: "Wer bereit ist, in Olympia zu investieren, hat auch eine Zukunft." Sport-Fan und Mäzen Alexander Otto sammelte 800 000 Euro für vielfältige Aktionen, er richtete in der O2 World einen Olympia-Gipfel aus, bei dem sich Sportsenator Michael Neumann mit 40 Persönlichkeiten auf die heiße Phase im Rennen mit Berlin einschwor. Die einhellige Meinung: die Spiele nützen mehr als sie kosten.

"Man darf nie vergessen: In den Geschichtsbüchern wird es immer bleiben, Olympische Spiele in London, in Los Angeles, Tokio, Moskau und hoffentlich auch in Hamburg", sagt Boxweltmeister Wladimir Klitschko. Der 38-Jährige soll internationaler Botschafter werden, falls die Stadt am 21. März vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) den Vorzug vor der Hauptstadt erhält.

Nach Zweiflern und Bedenkenträgern muss man in der Hansestadt geradezu suchen. Zu ihnen gehört Gunther Bonz, Präsident des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg: "Persönlich bin ich dafür und erwarte, dass es für die Stadt einen Schub gibt. Meine Sorge ist, dass die Verlegung der Betriebe mit zweieinhalbtausend Beschäftigten im Hafen zu bewältigen ist. Wir haben dafür nur neun Jahre Zeit."

Nicht voll hinter den Plänen steht auch Fabian Boll. "Ich bin etwas zwiegespalten. Hamburg braucht Geld an vielen Ecken", führt der ehemalige Kapitän des Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli an. Nur wenn der wirtschaftliche Plan gut sei und das Konzept auf Nachhaltigkeit aufgebaut sei, könne er dem zustimmen.

Ganz neue Wege beim Thema Nachhaltigkeit zu gehen, schlägt Polarforscher Arved Fuchs vor: "Ich verbinde mit Olympia eine große Chance. Wenn man immer pessimistisch veranlagt wäre, würde man zu Hause bleiben und nicht aufbrechen." Er sieht es als Möglichkeit, den olympischen Gedanken auf zeitgemäßere Formen zu bringen: "Ich glaube an die Strahlkraft der Jugend."

Ganz begeistert ist Theaterchef Corny Littmann, der die Kulturszene mobilisiert. "Olympia entwickelt eine unglaubliche Dynamik auch in der Kultur. Das packt uns", sagt der Ex-Präsident des FC St. Pauli.

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