Sportpolitik:Die Ruhe nach dem Gipfelsturm - IOC-Chef Bach wird 60

Berlin (dpa) - Jetzt ist erstmal Ruhe. Nach einem entspannten Weihnachtsfest mit der Familie feiert Thomas Bach auch seinen 60. Geburtstag am 29. Dezember im kleinen Kreis abseits vom großen Trubel. "An einem abgeschiedenen Ort" werde er den Tag genießen, ließ Bach mitteilen.

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Berlin (dpa) - Jetzt ist erstmal Ruhe. Nach einem entspannten Weihnachtsfest mit der Familie feiert Thomas Bach auch seinen 60. Geburtstag am 29. Dezember im kleinen Kreis abseits vom großen Trubel. "An einem abgeschiedenen Ort" werde er den Tag genießen, ließ Bach mitteilen.

Die große Feier steigt erst am 10. Januar in der Stadthalle Tauberbischofsheim mit 200 geladenen Gästen. Am 21. Dezember war er genau 100 Tage im Amt, und viele Mitarbeiter des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) stöhnen intern ob des Tempos, dass der neue Chef bei seinen Reformbemühungen vorlegt. Knapp zweimal hat er seit seinem Wahlsieg am 10. September in Buenos Aires den Globus umrundet. "Es ging in den ersten Monaten darum, Signale, inhaltliche Linien und den Ton zu setzen für die wesentlichen Linien", sagte der Fecht-Olympiasieger von 1976 in einem dpa-Interview.

Es ging in den ersten dreieinhalb Monaten aber vor allem auch darum, den reibungslosen Ablauf der problematischen Sotschi-Spiele zu sichern. Regelmäßig muss er das weltweit heftig kritisierte Prestige-Projekt von Kremlchef Wladimir Putin verteidigen. Und daran wird sich auch bis zur Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele am 7. Februar nichts ändern.

Das profitgierige Internationale Olympische Komitee (IOC) lasse sich von der russischen Regierung zu Propagandazwecken missbrauchen und spiele bei Putins Macht-Inszenierung brav mit, tönt es aus aller Welt. Bach weiß durch seine Erfahrung von bisher 22 Jahren als IOC-Mitglied ganz genau um die Probleme, die Abhängigkeiten von Geld und Macht auslösen können. Bundespräsident Joachim Gauck, US-Präsident Barack Obama und Frankreichs Präsident François Hollande verzichten auf eine Reise nach Sotschi. Die "Washington Post" interpretierte Obamas Entscheidung, keine hochrangigen Regierungsvertreter, dafür aber offen homosexuelle Athletinnen wie Tennis-Ikone Billie-Jean King als Teil der US-Delegation an die russische Schwarzmeerküste zu schicken als "gezielte Brüskierung" Putins.

Bach spricht lieber von "hervorragenden Sportstätten" und dem "ausgezeichneten Athletendorf". Der krisenerprobte Franke verteidigt die umstrittenen Reißbrett-Spiele in Sotschi bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Gleichzeitig betont er, es gelte die Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit der Ringe-Organisation zu stärken.

Bis Ende kommenden Jahres will er die Neuausrichtung des IOC, die er als "olympische Agenda 2020" verkauft, abgeschlossen haben. Sogar die Gründung einer Nachhaltigkeits-Kommission im IOC hat er angedeutet. Der kanadische IOC-Spitzenfunktionär Dick Pound, ehemaliger Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), wäre ein denkbarer Kandidat für den Vorsitz.

Die undankbaren Sotschi-Spiele hat er von seinem Amtsvorgänger Jacques Rogge geerbt. Für das IOC der Zukunft zeichnet Bach selbst verantwortlich. Nach der privaten Geburtstagsfeier geht seine Arbeit weiter.

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