Kevin Kühnert tritt nicht an - das ist endlich eine Absage im Kandidaten-Casting der SPD, die den Sozialdemokraten gut zu Gesicht steht. Der 30-jährige Juso-Chef tut der Partei einen Gefallen. Da Finanzminister Olaf Scholz als Groko-Verteidiger und klarer Gegenspieler zu Kühnert ins Rennen um den Vorsitz geht, hätte Kühnerts Bewerbung die SPD zwangsläufig in eine Duellsituation getrieben: der Machtmensch aus dem Establishment gegen den jungen Rebellen.
Das wäre sicher ein großes Spektakel geworden - aber vor allem für jene, die der SPD beim Untergang zusehen wollen. In der Partei würde ein solcher Showdown nur noch tiefere Wunden reißen. Kühnert zeigt mit seinem Verzicht, dass ihm die Partei wichtiger ist als die große Bühne.
Für seine Anhänger gibt es überhaupt keinen Anlass, sich enttäuscht zu fühlen. Die Juso-Positionen haben längst andere Bewerberduos übernommen. Wer auch immer gewinnt, wird an der Spitze der SPD wohl eine deutlich linkere Politik vertreten müssen, und das Ende der Groko ist näher gerückt. So viel Einfluss haben die Jusos auch ohne einen Kandidaten Kühnert. Dass dieser einräumt, sich der Aufgabe nicht gewachsen zu fühlen, eine Partei mit immerhin noch mehr als 400 000 Mitgliedern zu führen, hat nichts mit Feigheit zu tun. Da ist nur einer ehrlich zu sich selbst.