Der in Spanien festgenommene türkischstämmige Kölner Autor Doğan Akhanlı ist wieder frei. Er darf allerdings Madrid nicht verlassen. Das teilte sein Anwalt Ilias Uyar nach der richterlichen Anhörung in Madrid auf Facebook mit. "Der Kampf hat sich gelohnt", schreibt Uyar. Die Türkei habe jetzt 40 Tage Zeit, einen Auslieferungsantrag in Spanien zu stellen und zu begründen, sagte Uyar der Nachrichtenagentur dpa. Dann werde es in Spanien ein Auslieferungsverfahren mit Anhörung geben. Über den Zustand seines Mandanten sagte Uyar: "Er ist erschöpft."
Der 60-jährige Akhanlı war am Samstag während seines Urlaubs in Granada festgenommen worden, nachdem die Türkei bei Interpol einen internationalen Haftbefehl gegen ihn erwirkt hatte. Es ist allerdings nicht klar, was genau ihm vorgeworfen wird. Er steht der Regierung in Ankara kritisch gegenüber. Sein literarisches Werk behandelt unter anderem den Völkermord an den Armeniern und die Art, wie Informationen dazu in der Türkei unter Verschluss gehalten werden.
2010 gab es schon einmal ein Verfahren gegen Akhanlı. Damals wurde ihm unter anderem zur Last gelegt, Unterstützer einer linksterroristischen Organisation zu sein. Er wurde freigesprochen, der Freispruch jedoch 2013 wieder aufgehoben. Möglicherweise hängt die erneute Verhaftung mit dem damals verhängten Haftbefehl zusammen.
Akhanlı hat seit 2001 die deutsche Staatsbürgerschaft. Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) schaltete sich in den Fall ein und bat Spanien, den Autor nicht an die Türkei auszuliefern. Die zwischenzeitliche Freilassung begrüßte Gabriel: "Es wäre schlimm, wenn die Türkei auch am anderen Ende Europas erreichen könnte, dass Menschen, die ihre Stimme gegen Präsident Erdogan erheben, in Haft geraten würden." Er habe "vollstes Vertrauen in die spanische Justiz" und sei sich sicher, dass "unsere Freunde und Partner in der spanischen Regierung wissen, um was es geht."
Empörung über die Festnahme
Die Festnahme hatte große Empörung ausgelöst. SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz nannte es einen Skandal, dass in der Türkei willkürlich Menschenrechtsaktivisten und Journalisten verhaftet würden. Wenn der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan "dies nun auch außerhalb des Territoriums der Türkei versucht, müssen wir uns als Europäer dem entschlossen entgegenstellen".
Der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir forderte die EU auf, die polizeiliche Zusammenarbeit mit der Türkei dringend neu zu bewerten. Offensichtlich arbeite die türkische Justiz nicht nach rechtsstaatlichen Prinzipien, sagte er dem Tagesspiegel. Der Deutsche Kulturrat verlangte mehr Schutz für deutsche Kulturschaffende im Ausland.