Tierhaltung:Sauwohl

Schweinehaltung in Kastenständen: Eine Muttersau steht in einem Stall neben ihrem Ferkelnachwuchs. (Archivbild) (Foto: dpa)

Die Ställe müssen modernisiert werden. Dieses Land ist reich genug, um es seinen Schweinen gutgehen zu lassen.

Kommentar von Michael Bauchmüller

Wie viel Platz verdient eine trächtige Sau? Diese Frage entscheidet sich nicht an ein paar Zentimetern. Es geht ums Prinzip. Auch deshalb hat der Bundesrat am Freitag abermals eine Entscheidung über die Käfige in der Sauenhaltung, die "Kastenstände", vertagt. Damit bleibt es einstweilen so eng für die Sauen wie bisher. Aber es verschafft Zeit, nochmals grundsätzlich darüber nachzudenken, was Tiere in diesem Land verdienen - und buchstäblich auch jene, die diese Tiere halten.

Letztere, die Bauern, werden in bessere Ställe investieren müssen. Experten legen nahe, ganz auf die Käfige zu verzichten, die Tiere stattdessen in Gruppen zu halten. Das kommt der Natur der Schweine näher als die engen Metallgitter. Doch dieser Umbau ist nicht nur teuer, er schmälert auch den Ertrag. Ohne Hilfe werden das viele Betriebe nicht schaffen. Es braucht Konzepte, die weit über den Kastenstand hinausgehen.

Ideen dafür gibt es. Eine Expertenkommission des Bundes hat kürzlich eine "Tierwohlprämie" vorgeschlagen. Ein paar Cent, die auf Fleisch- und Milchprodukte aufgeschlagen würden - und die dann in den art- und tiergerechten Umbau der Ställe fließen könnten. Sonst sparsame Verbraucher würden so automatisch in das Wohl der Tiere investieren, Bauern könnten ihre Ställe modernisieren. Kastenstände fänden sich sicher nicht mehr darin, dafür mehr Platz, frische Luft, vielleicht sogar Auslauf. Dieses Land ist reich genug, um es seinen Schweinen gutgehen zu lassen.

© SZ vom 06.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Bundesrat
:Grüne wollen Sauen besser schützen

Die Partei lehnt eine neue Verordnung ab, die mehr Platz in den Ställen schaffen sollte - und pocht stattdessen auf artgerechte Haltung für die Tiere. Der Bauernverband zeigt sich empört.

Von Michael Bauchmüller

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: