Präsenzunterricht:Alle Schüler sollen in die Klassen zurückkehren

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Bald ist es so weit: Zumindest zeitweise sollen Schüler wieder Präsenzunterricht bekommen. (Foto: Ronny Hartmann/dpa)

Noch im März sollen auch weiterführende Schulen wieder Präsenzunterricht anbieten. Inzidenzwerte und Tests spielen dabei eine große Rolle. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Von Philipp Saul

Nach dem monatelangen Unterricht daheim sollen wieder mehr Schüler in die Klassenräume zurückkehren. Die Kultusminister wollen, dass noch im März jeder Schüler zumindest teilweise wieder Präsenzunterricht bekommen kann. Wie soll das ablaufen? Ein Überblick.

Wie ist die Situation der Schulen momentan?

Grundsätzlich ist es den Bundesländern überlassen, ob, wann und für wen die Schulen geöffnet sind. In den meisten Ländern sind die Grundschulen seit der letzten Februar-Woche geöffnet. Auch Abschlussjahrgänge durften teilweise in die Räume der Schulen zurückkehren. Die Kinder und Jugendlichen an weiterführenden Schulen sind bislang noch im Unterricht zu Hause.

Regional gibt es unterschiedliche Regelungen, was Maskenpflicht oder die Anzahl der anwesenden Schüler pro Klasse angeht. In einigen Ländern ist - abhängig von Inzidenzwerten - Präsenzunterricht in den Grundschulen erlaubt, andere Länder setzen auf Wechselunterricht. Damit ist gemeint, dass Klassen in zwei Hälften geteilt und abwechselnd vor Ort in der Schule und online zu Hause unterrichtet werden.

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Was wollen die Kultusminister?

Die Länder wollen nun einen Schritt weitergehen: Nicht nur Grundschüler, sondern auch die Kinder und Jugendlichen an weiterführenden Schulen sollen noch im März wenigstens ab und an wieder in die Klassenräume gehen können. Vorerst werde es im Regelfall Wechselunterricht geben, kündigte Britta Ernst an, die Präsidentin der Kultusministerkonferenz. Damit könnten Abstände in den Räumen gut eingehalten werden.

Teilweise könnten aber auch schon ganze Klassen in die Schulen zurückkehren, sagte Ernst. "Einige Bundesländer, in denen die Inzidenzwerte sehr niedrig sind, werden sich auch für Präsenzunterricht entscheiden."

Gibt es schon genauere Pläne?

Der genaue Zeitpunkt wird unterschiedlich geregelt. Dazu werden die einzelnen Länder nach und nach mehr Informationen bereitstellen. In Nordrhein-Westfalen etwa sollen vom 15. März an alle Schüler bis voraussichtlich zum Ende des Schuljahres im Sommer in halbierten Klassen im Wechselmodus unterrichtet werden. Länger als eine Woche solle kein Schüler ohne Präsenzunterricht sein. Bei kleinen Klassen dürfen die Schulleitungen selbst entscheiden, ob sie auf eine Teilung verzichten.

In Bayern soll die Art des Unterrichts an die Inzidenzen in den Landkreisen gekoppelt sein: Bei Werten von weniger als 100 gibt es von übernächster Woche an für alle Schüler in allen Jahrgangsstufen Wechselunterricht. Unter 50 soll es an Grundschulen und Förderzentren sogar reinen Präsenzunterricht geben. Über 100 bleibt es beim Distanzunterricht mit Ausnahme der Abschlussklassen. Hier können also nicht alle Schüler in die Klassen zurückkehren. Ministerpräsident Söder sagte aber, er wolle sich zusammen mit dem Kultusminister ein Angebot für diese Kinder und Jugendlichen überlegen.

In Thüringen ist man noch skeptisch, was die Rückkehr in die Schulen vor den Osterferien angeht. "Ob das jetzt im März alles noch klappt", sagte ein Sprecher des Bildungsministeriums in Erfurt, "das ist Glaskugelleserei". Man könne das "jetzt nicht zusagen", aber "auch nicht jetzt schon als Ziel abschreiben".

Wie können Tests helfen?

Personal und Schüler sollen mit regelmäßigen Massentests abgesichert werden. Bei der Ministerpräsidentenkonferenz wurde vereinbart, dass sie pro Präsenzwoche mindestens einen kostenlosen Schnelltest erhalten und eine Bescheinigung über das Testergebnis bekommen sollen. Diese Schnelltests werden von geschultem Personal vorgenommen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sprach in der Bundespressekonferenz am Freitag auch über die Selbsttests, die jeder allein machen kann. Von den sieben zugelassenen Herstellern könnten 20 Millionen Selbsttests pro Woche in Deutschland geliefert werden. Damit könne jeder Schüler zweimal in der Woche getestet werden.

Wo Schnell- und wo Selbsttests zur Anwendung kommen, liege an der jeweiligen Situation. Lehrer werden vielerorts schon in der Anwendung der Schnelltests geschult. In NRW macht nach Angaben von Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann etwa ein Drittel der Kita-Erzieher und Lehrer bislang von den angebotenen Schnelltests Gebrauch.

Für Schüler kämen indes eher Selbsttests infrage. Sie müssen nicht tief in Nase oder Rachen eingeführt werden, sondern es reicht ein Abstrich aus Mund oder Nase. Spahn bot sich den Ländern als "Kontaktbörse" an, um Kontakt zu Testherstellern zu vermitteln, damit Tests etwa für Schulen und Kitas bestellt werden könnten.

Wie lassen sich Lernlücken schließen?

Der monatelange Unterricht zu Hause hat wohl bei vielen Schülerinnen und Schüler Lücken gerissen. Zurück im Präsenzunterricht soll in NRW nicht "die Leistungsüberprüfung" im Mittelpunkt stehen, sondern die Aufarbeitung der Erfahrungen der vergangenen Wochen und "eine Vorbereitung auf einen zunehmenden Präsenzunterricht nach den Osterferien".

Doch natürlich wird die Frage eine wichtige Rolle spielen, wie die Unterschiede im Lernfortschritt aufgeholt werden können. Hierzu gibt es unterschiedliche Vorschläge, etwa den, das Schuljahr um ein halbes Jahr bis Weihnachten zu verlängern, um den verpassten Stoff nachzuholen. Eine andere Idee ist, alle Schüler das Jahr wiederholen zu lassen.

Unter den Kultusministern ist die Zustimmung zu diesen Ideen eher nicht so groß. Sie bauen im Großen und Ganzen eher darauf, dass Schüler ihre Defizite in Ferienkursen aufholen können und, nur wenn der Rückstand dennoch zu groß ist, die Klasse mit Zustimmung der Schulen wiederholen.

Nach den Sommerferien sollen Schüler verpassten Stoff am Nachmittag unter Aufsicht von Lehramtsstudierenden und pensionierten Lehrern aufholen können. Über ein entsprechendes Programm beraten Bund und Länder noch.

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