Schottland:Freiheit für Whisky

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Der Exportschlager auf der Insel Islay in Schottland ist Whisky. (Foto: David Cheskin/dpa)

Die Schotten sind in heller Aufregung, weil sie durch ein drohendes Werbeverbot ihr wichtigstes Exportgut bedroht sehen.

Von Alexander Mühlauer, London

Die schottische Insel Islay (sprich: Eila) ist nicht nur von erhabener Schönheit, sie ist auch Heimat von 3200 Menschen, 30 000 Schafen und neun Whisky-Brennereien. Destillerien wie jene von Lagavulin, Laphroaig oder Bruichladdich zählen zu den besten der Welt. So soll es weitergehen. Drei neue Brennereien sind jedenfalls schon genehmigt. Keine Frage, Whisky boomt. Nicht nur auf Islay.

Wie die Scotch Whisky Association mitteilte, wurde im vergangenen Jahr so viel schottischer Whisky exportiert wie nie zuvor. 2022 stieg der Wert der Ausfuhren um 37 Prozent auf 6,2 Milliarden Pfund, also umgerechnet sieben Milliarden Euro. Vor allem in Asien wird schottischer Whisky immer beliebter. Aber auch in vielen europäischen Ländern wurde mehr gekauft, darunter in Deutschland.

Whisky ist in Schottland nicht nur ein enormer Wirtschaftsfaktor, sondern Teil der Kultur. "Freedom an' whisky gang thegither", hieß es schon bei Robert Burns, dem schottischen Nationaldichter. Freiheit und Whisky gehören zusammen. Doch nun wähnen die Brennereien eben diese Freiheit in Gefahr. Der Grund ist ein drohendes Werbeverbot für Alkohol.

Die schottische Regionalregierung hat eine sogenannte consultation gestartet, eine öffentliche Beratung, die noch bis 9. März läuft. Zur Debatte steht ein weitreichendes Werbeverbot, und zwar nicht nur auf Tafeln und in Zeitungen. So könnte es den Herstellern von alkoholischen Getränken untersagt werden, Werbeartikel wie Gläser oder T-Shirts zu verkaufen. Geprüft wird auch, ob Brauereien und Destillerien künftig noch Sport- und Kulturveranstaltungen sponsern dürfen.

Höchste Todesrate in Schottland

Die Regierung in Edinburgh sieht jedenfalls akuten Handlungsbedarf. Laut den neuesten Daten sind im Vereinigten Königreich 2021 so viele Menschen wie nie zuvor an den Folgen schweren Alkoholkonsums gestorben. In Schottland war die Quote im Vergleich zu den anderen britischen Landesteilen am höchsten. Die Regionalregierung diagnostiziert auf ihrer Internetseite, dass "Schottland eine tiefe, langjährige und problematische Beziehung zum Alkohol" habe.

Die Pläne der Politik haben die Wirtschaft aufgeschreckt. In einem offenen Brief warnten gleich mehrere Unternehmen davor, Schottlands Getränkeindustrie ja nicht zu zerstören. Auch die Tourismusbranche fürchtet massive Einbußen. So wies die Association of Scottish Visitor Attractions darauf hin, dass gerade die Whisky-Brennereien wahre Touristenmagneten seien. "Die Destillerien befinden sich oft in Teilen von Schottland, die recht abgelegen sind", sagte Verbandschef Gordon Morrison, "sie bringen Besucher."

Auf Islay, der südlichsten Insel der Inneren Hebriden, können sich die Bewohner zumindest nicht darüber beschweren, dass zu wenige Touristen kämen. Die Whisky-Brennereien sind ein beliebtes Reiseziel für Menschen aus aller Welt. Und damit die auch Platz haben, hat ein Tochterunternehmen des französischen Luxuskonzerns LVMH, zu dem Louis Vuitton gehört, erst im Herbst ein Hotel auf Islay gekauft. Zufall ist das sicher nicht. LVMH besitzt mit Ardbeg bereits eine der berühmtesten Whisky-Brennereien der Insel.

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