Deutsch-Französische Beziehung:Wieder ziemlich beste Freunde?

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Scholz und Macron bei einem gemeinsamen Spaziergang. (Foto: MICHAEL KAPPELER/AFP)

Der Kanzler und der französische Präsident hatten keinen besonders guten Start miteinander. Ein Spaziergang durch Scholz' Wohnort sollte helfen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in freundschaftlicher Atmosphäre in seinem Wohnort Potsdam zum Abendessen getroffen. Es war das erste Mal in seiner Regierungszeit, dass er einen Staats- oder Regierungschef in der Brandenburger Landeshauptstadt empfing.

Beide gingen am Dienstag nicht nur gemeinsam essen. Scholz zeigte Macron bei einem Spaziergang von mehr als einer halben Stunde das Zentrum Potsdams. Sie trafen sich am Alten Markt, setzten sich draußen ins Café des Museums Barberini und gingen auch über die Freundschaftsinsel, einen nahen Park.

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Von Daniel Brössler und Nicolas Richter

Das Essen in Potsdam dauerte fast drei Stunden - deutlich länger als geplant. Das Treffen war auch deshalb bedeutsam, weil der Kanzler und der Präsident nach dem Regierungswechsel in Berlin im Dezember 2021 zunächst keinen guten Start hatten. Die Beziehungen waren nicht ganz einfach. Ganz unter vier Augen war ihr Essen in Potsdam aber nicht: Die Delegationen beider Länder waren auch dabei, Scholz und Macron saßen jedoch an einem separaten Tisch. Als wahrscheinlich galt, dass beide über den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sprachen, aber auch über europäische Themen wie die Vorschläge der EU-Kommission für eine Reform der Schuldenregeln - ein besonders kontroverses Thema zwischen Deutschland und Frankreich.

Macron und Scholz hatten sich erst in der vergangenen Woche beim Europa-Gipfel in Moldau gesehen, bei dem sie einen gemeinsamen Vermittlungsversuch im Konflikt in Nord-Kosovo starteten. Mehr als 50 Menschen standen am Neuen Markt und beobachteten Scholz und Macron, als sie ins Restaurant "Kochzimmer" gingen.

Schau mal da, Emmanuel! Scholz zeigt dem französischen Präsidenten seinen Wohnort. (Foto: Michael Kappeler/dpa)

Macron dürfte die Ablenkung ganz gelegen kommen. In Frankreich gehen derzeit die Proteste gegen die zwar schon beschlossene, aber immer noch umstrittene Rentenreform des Präsidenten weiter.

Vom 2. bis 4. Juli kommt der französische Staatschef auf Einladung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum Staatsbesuch nach Deutschland. Neben Berlin sind bisher Stationen in Ludwigsburg bei Stuttgart und in Dresden vorgesehen. Mit Scholz wird Macron nach jetzigem Planungsstand nur frühstücken.

Bei Steinmeier im Schloss Bellevue ist ein großes Staatsbankett geplant. Es ist der erste Staatsbesuch eines französischen Präsidenten in Deutschland seit 23 Jahren. "Dieses besondere Ereignis markiert den Beginn eines neuen Kapitels in der jahrzehntelangen Freundschaft beider Länder", hieß es Anfang Mai in einer Mitteilung des Bundespräsidialamts und des Élysée-Palasts. Vielleicht half auch das Treffen in Potsdam dabei.

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