Zwischenfall auf Kanzlerfahrt:Eine ungeplante Umarmung

Zwischenfall auf Kanzlerfahrt: Reist in einer gepanzerten Limousine und im Sicherheitskonvoi - und ist vor Überraschungen dennoch nicht gefeit: Kanzler Olaf Scholz.

Reist in einer gepanzerten Limousine und im Sicherheitskonvoi - und ist vor Überraschungen dennoch nicht gefeit: Kanzler Olaf Scholz.

(Foto: Kay Nietfeld/DPA)

"Der Bundeskanzler hat sich zu keiner Zeit bedroht gefühlt", hieß es hinterher - aber überrascht ist Olaf Scholz schon, als plötzlich ein Mann auf ihn zustürmt und umarmt. Eine Lücke im Personenschutz?

Die deutschen Sicherheitsbehörden müssen sich mit einem peinlichen und potenziell gefährlichen Zwischenfall mit Kanzler Olaf Scholz befassen. Ein Mann hatte sich am späten Mittwochabend in Frankfurt mit seinem Privatwagen in den Konvoi des Kanzlers eingereiht und war so in den Sicherheitsbereich des Flughafens gelangte. Dort konnte er dann den Kanzler auch noch innig umarmen, bevor Sicherheitskräfte einschritten. Ein Sprecher des Innenministeriums bezeichnete den Vorgang am Freitag als "natürlich inakzeptabel".

Der Zwischenfall ereignete sich, nachdem Scholz vom Frankfurter Sitz der Europäischen Zentralbank zum Flughafen gefahren worden war. Der Wagen des Mannes konnte demnach trotz nicht angemeldeten Kennzeichens zusammen mit dem Kanzlerkonvoi die Sicherheitsschranke des Flughafens passieren. Als der Kanzler seine Limousine auf dem Rollfeld verließ, stürmte der Fahrer des Autos auf Scholz zu, schüttelte ihm die Hand und umarmte ihn. Erst in diesem Augenblick seien die Personenschützer auf die potenziell bedrohliche Situation aufmerksam geworden. Der Mann wurde danach ohne Widerstand von der Bundespolizei am Flughafen Frankfurt festgenommen.

Nach Informationen des Spiegel handelt es sich um einen 48-jährigen Griechen aus Hanau. Er soll unter Drogeneinfluss gestanden haben, ein entsprechender Schnelltest seit positiv ausgefallen.

"Auf den ersten Blick nicht ganz ersichtlich, wo der Fehler liegt."

Scholz geht nach Angaben eines Regierungssprechers gelassen mit dem Umarmungsvorfall um. "Der Bundeskanzler hat sich auch zu keiner Zeit bedroht gefühlt", sagte der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner am Freitag in Berlin. Weder Begegnung noch Umarmung seien von Scholz geplant gewesen. "Von daher war es überraschend für ihn, aber in der konkreten Situation kein großer Vorfall." Trotzdem stellten sich Fragen, die nun sorgfältig aufgeklärt werden müssten.

Es sei "auf den ersten Blick nicht ganz ersichtlich, wo der Fehler liegt", hieß es im Innenministerium. Deshalb werde die Situation analysiert. Betroffen seien Sicherheitsmaßnahmen von Landespolizei, Bundespolizei und Bundeskriminalamt. "Ziel der Aufarbeitung ist selbstverständlich, dass sich so ein Geschehen nicht wiederholen kann", hieß es.

Die Bild-Zeitung hatte zuvor Kanzleramtskreise mit den Worten zitiert: "Für Olaf Scholz war es in der konkreten Situation kein großer Vorfall, nur eine überraschend innige Umarmung. Im Rückblick stellt sich heraus, was da alles hätte passieren können." Scholz' BKA-Team habe intern zugegeben, dass es zu einer derartigen Situation nicht noch einmal kommen dürfe.

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