Treffen im Weißen Haus:Ein Feind, eine Agenda

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US-Präsident Donald Trump hat den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman zum Auftakt seines Amerika-Besuches im Weißen Haus empfangen. (Foto: dpa)

Kronprinz Mohammed bin Salman stößt bei seinem Besuch im Weißen Haus auf offene Ohren.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Ein wohlwollender Empfang im Weißen Haus war Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman gewiss. "Wir sind sehr gute Freunde geworden", sagte Präsident Donald Trump am Dienstag zu Beginn der Gespräche, die den Auftakt bilden für den fast dreiwöchigen Amerika-Besuch des Kronprinzen. Einer Meinung ist man etwa beim Atomabkommen mit Iran. "Sie werden sehen, was ich mache", was nicht gerade danach klingt, als wolle Trump an diesem für ihn "schlechtesten Deal aller Zeiten" festhalten. "Wir werden darüber sprechen", sagte der Prinz. An der Tendenz herrscht kein Zweifel; Außenminister Adel al-Jubeir nannte das Abkommen schon tags zuvor "fehlerhaft". Die Bedrohung durch die Islamische Republik und damit verbunden die Kriege in Jemen und Syrien standen laut dem Weißen Haus auf der Tagesordnung, aber auch Geschäfte im Umfang von 35 Milliarden Dollar. 12 000 Jobs erwartet sich Trump davon. 12,5 Milliarden davon gibt Saudi-Arabien für Waffen und Rüstungsgüter aus. Als "großen Kunden" lobte Trump Saudi-Arabien - in seiner Gedankenwelt wohl das denkbar größte Kompliment.

Auch für seine Wirtschaftsreformen möchte der Königssohn Werbung machen

Neben der politischen Agenda will der oft nur nach seinen Initialen MBS genannte Königssohn auch Werbung machen für seine Wirtschaftsreformen und das Image des Königreichs polieren, das zuletzt etwa durch die Festnahme führender Geschäftsleute im Zuge einer hemdsärmeligen Antikorruptionskampagne gelitten hatte. Investoren erhoffen sich zudem mehr Klarheit über den vom Kronprinzen betriebenen Plan für einen Teilbörsengang des staatlichen Ölkonzerns Saudi-Aramco, der mit zunehmender Wahrscheinlichkeit auf 2019 verschoben werden muss. Überdies gibt es im Kongress scharfe Kritik an der Kriegsführung der saudischen Luftwaffe in Jemen, die für eine Vielzahl ziviler Opfer verantwortlich gemacht wird.

Ob der Senat die neuen Waffenlieferungen blockieren wird, ist allerdings äußerst fraglich.

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Mohammed bin Salman will es den Frauen seines Landes künftig selbst überlassen, ob sie die schwarze Abaya tragen. Es ist nicht sein erster Reformvorschlag - sondern Teil eines Plans, der die Monarchie bewahren soll.

Von Paul-Anton Krüger

Prinz Mohammed nutzte ein Interview mit dem Fernsehsender CBS, um sein Image als Verfechter gesellschaftlicher Reformen zu stärken. Auf die Frage, ob Frauen und Männer gleichgestellt seien, antwortete er: "Absolut. Wir sind alle menschliche Wesen, und es gibt keinen Unterschied." Das System der männlichen Vormundschaft, das für Frauen viele Entscheidungen vom Einverständnis ihres Mannes, Vaters oder eines anderen Verwandten abhängig macht, hat er zwar eingeschränkt, aber nicht abgeschafft.

Nach der strikten Kleiderordnung im konservativen Königreich gefragt, sagte er, es solle Frauen freigestellt sein, welche "dezente und respektvolle Kleidung" sie tragen; das islamische Recht schreibe weder eine schwarze Abaya, den körperverhüllenden Umhang, noch eine schwarze Kopfbedeckung vor, die in Saudi-Arabien oft in Form des Niqab getragen wird, des Gesichtsschleiers. Diese Worte aus dem Mund des Kronprinzen haben Gewicht, allerdings tragen Frauen dort seit mehr als zehn Jahren farbige Umhänge; die extravagante Gestaltung der Abaya und des für muslimische Frauen obligatorischen Kopftuchs zu einem Modetrend geworden. Die Pläne für eine Modernisierung der saudischen Gesellschaft spiegeln sich im Programm des Kronprinzen wider: Er soll die Chefs von Apple und der Google-Muttergesellschaft Alphabet treffen, die sich am Aufbau der geplanten Technologiestadt Neom beteiligen könnten. Auch Treffen mit Vertretern der Film- und Unterhaltungsindustrie sind geplant. Das Königreich vergibt erstmals seit 1979 wieder Kino-Lizenzen und hat eine Unterhaltungsbehörde gegründet, die Konzerte organisiert, bei denen auch Frauen im Publikum zugelassen sind. Eine eigene Unterhaltungsbranche soll dazu beitragen, die Wirtschaft unabhängiger vom Öl zu machen. Noch fließen Milliarden Dollar ins Ausland ab, wohin Saudis reisen, um sich zu amüsieren.

© SZ vom 21.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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