Russland:Tote bei Flugzeugabsturz - Wagner-Chef Prigoschin laut russischer Flugaufsicht auf Passagierliste

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Wagner-Chef Jewgenij Prigoschin (Foto: Uncredited/dpa)

Der Anführer der Söldnertruppe stand nach Angaben der Flugbehörde auf der Passagierliste eines Privatflugzeugs, das auf dem Weg von Moskau nach St. Petersburg abgestürzt ist. Dem Zivilschutz zufolge sollen alle zehn Insassen umgekommen sein. Eine Bestätigung für den Tod Prigoschins gibt es bisher nicht.

In Russland ist der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge ein Privatflugzeug abgestürzt, auf dessen Passagierliste auch der Söldnerchef Jewgenij Prigoschin stand. Die Embraer-Maschine auf einem Flug von Moskau nach St. Petersburg sei in der Region Twer nördlich der Hauptstadt niedergegangen, meldete die Agentur am Mittwoch unter Berufung auf das Katastrophenschutz-Ministerium.

(Foto: SZ-Grafik/OSM Contributors)

Die sieben Passagiere und drei Besatzungsmitglieder seien ums Leben gekommen. Die russische Flugaufsicht habe erklärt, dass Prigoschin auf der Passagierliste stehe, meldete Tass weiter.

An der Absturzstelle wurden am Abend acht Leichen geborgen. Das meldete die russische Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf Rettungsdienste. Eine offizielle Bestätigung, dass Prigoschin an Bord der Maschine war, blieb zunächst aus. Auch über eine mögliche Absturzursache gibt es bislang keine gesicherten Erkenntnisse. Telegram-Kanäle, die der Wagner-Gruppe nahestehen, behaupteten, die russische Luftabwehr habe das Flugzeug gezielt abgeschossen. Unabhängig überprüfen ließ sich diese Angabe zunächst nicht. Die russische Luftfahrtbehörde kündigte eine Untersuchung an, dazu sollen auch die Blackbox-Aufzeichnungen der Maschine ausgewertet werden.

Auf dem Telegram-Kanal Grey Zone, den Priogoschin üblicherweise für seine Videos nutzte, hieß es, es seien zwei Flugzeuge der Privatarmee Wagner in der Luft gewesen. Das zweite habe auf dem Flug nach St. Petersburg kehrt gemacht und sei im Flughafen Ostafjewo südlich von Moskau gelandet. Grey Zone zog die Behördenversion in Zweifel, wonach Prigoschin auf der Passagierliste der ersten Maschine gestanden habe und getötet worden sei. "Wo Jewgeni Prigoschin letztlich war, dazu gibt es im Moment keine genauen Informationen", hieß es.

Prigoschins Söldner hatten viele Monate lang an der Seite der regulären russischen Armee im seit Februar 2022 dauernden Angriffskrieg gegen die Ukraine gekämpft. Ende Juni mobilisierte Prigoschin seine Männer aus Frust über die seiner Ansicht nach zu uneffektive russische Militärführung für einen Marsch auf Moskau, den er allerdings einige Stunden später nach Verhandlungen wieder stoppte.

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Unter der Bedingung, ins Nachbarland Belarus auszuwandern, wurde Prigoschin vom Kreml Straffreiheit versprochen. Wenig später allerdings tauchte der 62-Jährige wieder in Russland auf - am Rande des Afrika-Gipfels in St. Petersburg Ende Juli. Dort zeigte er sich mit einem Vertreter aus der Zentralafrikanischen Republik. Sorge gab es zuletzt zudem auch darüber, dass der westafrikanische Niger nach dem kürzlichen Militärputsch nun näher an Russland rücken könnte. Prigoschin hatte den Umsturz im Niger begrüßt.

Vor zwei Tagen wurde schließlich ein Video mit dem Söldner-Chef veröffentlicht, das als bislang jüngstes Lebenszeichen von ihm galt. Der rund 40 Sekunden lange Clip, der Prigoschin in Tarnkleidung und mit Gewehr in der Hand zeigt, sei in einem afrikanischen Land aufgenommen worden, teilte der der Söldnergruppe Wagner nahe stehende Telegram-Kanal "Grey Zone" mit. Genauere Informationen wurden nicht genannt. Unabhängig überprüft werden konnte der Aufnahmeort zunächst nicht.

"Wir arbeiten. Die Temperatur beträgt mehr als 50 Grad", sagt Prigoschin in dem Video. Dann erklärt er, dass seine Wagner-Truppe Aufklärungsarbeiten durchführe - und fügt hinzu: "Sie macht Russland noch größer auf allen Kontinenten. Und Afrika noch freier." Die russischen Kämpfer, die für ihre Brutalität berüchtigt sind, sind in mehreren afrikanischen Staaten aktiv.

© SZ/Reuters/dpa/jael - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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