Moskau:Russische Journalistin wegen Berichterstattung zu Nawalny verhaftet

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Journalistin Antonina Faworskaja (re.) wird in den Gerichtssaal des Moskauer Bezirksgerichts Basmanny eskortiert. (Foto: Dmitry Serebryakov/dpa)

Antonina Faworskaja hatte über Prozesse gegen Kremlkritiker Alexej Nawalny informiert, nun droht ihr eine jahrelange Haftstrafe. Ihr Arbeitgeber sagt, die Vorwürfe seien ein Vorwand, um sie zum Schweigen zu bringen.

Nach jahrelanger Berichterstattung über den im Februar verstorbenen Kremlkritiker Alexej Nawalny ist die Journalistin Antonina Faworskaja in Russland verhaftet worden. Das Basmanny-Gericht in Moskau begründete die Untersuchungshaft damit, dass sie sich angeblich für Nawalnys Anti-Korruptions-Stiftung engagiert haben soll, die Russland schon vor längerer Zeit als "extremistische Organisation" verboten hat.

Sowohl Faworskajas Medium "SotaVision" als auch Nawalnys Team weisen das als Vorwand zurück, um die kritische Journalistin zum Schweigen zu bringen. Ihr drohen bis zu sechs Jahre Haft. Anders als in der Anklage behauptet, habe Faworskaja nie Materialien für den Nawalny-Fonds FBK publiziert, schrieb Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch auf der Plattform X. "Eine Journalistin wird wegen ihrer journalistischen Tätigkeit beschuldigt", fügte sie hinzu. "Das ist keine Überraschung, aber was für eine Finsternis."

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Alexej Nawalny war immer klar, dass dem Kreml jedes Mittel recht sein dürfte, um ihn zu brechen. Trotzdem hörte er nie auf, sich gegen das Regime zu stemmen. Jetzt soll er am eiskalten russischen Polarkreis gestorben sein, in der gefürchteten Strafkolonie Nr. 3.

Von Silke Bigalke und Frank Nienhuysen

Seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine vor mehr als zwei Jahren geht Russland auch im eigenen Land immer repressiver gegen kritische Stimmen vor. Faworskaja hatte nach Angaben ihres Mediums über fast alle Prozesse berichtet, die gegen Nawalny auch nach seiner Inhaftierung Anfang 2021 weiter liefen. Am Tag vor Nawalnys Tod filmte sie seinen letzten Auftritt - als Zeuge in einem Prozess. Nach Nawalnys Tod am 16. Februar besuchte sie mehrfach das Grab des Oppositionspolitikers in Moskau und dokumentierte, wie Menschen nach der Beerdigung noch tagelang in Scharen kamen und Blumen ablegten.

Antonina Faworskaja hinter Sicherheitsglas im Gerichtssaal. (Foto: Dmitry Serebryakov/dpa)

Nach einem dieser Friedhof-Besuche wurde sie am 17. März von Polizisten in einem Café festgenommen und zunächst wegen angeblichen Widerstands gegen Polizeibeamte zehn Tage in eine Arrestzelle gesteckt. Am Tag ihrer geplanten Freilassung wurde Faworskaja dann erneut festgenommen - dieses Mal unter dem Vorwand der Mitwirkung in der Nawalny-Organisation. Auch mehrere Kolleginnen der Journalistin sowie ein Vertreter eines anderen kremlkritischen Mediums wurden festgesetzt. Dieser berichtete laut Bürgerrechtsorganisation OVD-Info später, dass er von Sicherheitsbeamten geschlagen und mit sexualisierter Gewalt bedroht wurde.

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