Russland:Empörung über Mord an Menschenrechtlerin

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Der Mord an der Journalistin Natalja Estemirowa hat weltweit für Bestürzung gesorgt. Menschenrechtler beschuldigen den tschetschenischen Präsidenten.

Der Mord an der russischen Menschenrechtlerin Natalja Estemirowa (50) hat international für Bestürzung gesorgt. Die Europäische Union verurteilte die Tat auf das Schärfste, ebenso wie Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier.

Die russische Journalistin und Menschenrechtlerin Natalja Estemirowa - hier ein undatiertes Foto - ist entführt und wenige Stunden später tot aufgefunden worden. (Foto: Foto: dpa)

In einer in der Nacht zum Donnerstag verbreiteten Erklärung der schwedischen EU-Ratspräsidentschaft werden die russischen Behörden aufgefordert, den Mord "schnell und gründlich aufzuklären" und die Täter zur Verantwortung zu ziehen. "Der Mord an Natalja Estemirowa im Nordkaukasus richtet die Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeit, Menschenrechtler in Russland zu schützen", heißt es in der EU-Erklärung weiter.

Steinmeier würdigt "mutige Kämpferin"

Bundesaußenminister Steinmeier zeigte sich "bestürzt" über die Ermordung und verurteilte "diese feige Tat auf das Schärfste". Estemirowa sei eine mutige Kämpferin für die Menschenrechte im Nordkaukasus gewesen. Auch Russlands Präsident Dmitrij Medwedjew reagierte mit Empörung auf die Tat.

Die wichtigste russische Menschenrechtsorganisation Memorial hat den Kreml-treuen tschetschenischen Machthaber Ramsan Kadyrow beschuldigt, für den Mord verantwortlich zu sein. Memorial-Chef Oleg Orlow erinnerte daran, dass Kadyrow Estemirowa "beleidigt" und als "seine persönliche Feindin" bezeichnet habe.

Ansehen "in den Dreck gezogen"

"Wir wissen nicht, ob er selbst den Befehl gegeben hat oder einer seiner engen Vertrauten, um ihm zu gefallen", hieß es in der Erklärung der Organisation. Kadyrow hatte die Tat zuvor in einer Reaktion als "unmenschlich" verurteilt. Er warf den Tätern vor, sie hätten mit diesem Verbrechen das Ansehen der Völker der Republiken Tschetscheniens und Inguschetiens "in den Dreck gezogen".

Die Menschenrechtlerin und Memorial-Mitarbeiterin war am Mittwochmorgen in Grosny, der Hauptstadt der russischen Teilrepublik Tschetschenien, entführt worden. Wenige Stunden später wurde ihre Leiche in der Nachbarrepublik Inguschetien entdeckt. Die Aktivistin galt, ähnlich wie die 2006 getötete regierungskritische Tschetschenien-Reporterin Anna Politkowskaja, als Kämpferin für die Menschenrechte im Nordkaukasus.

Die Aktivistin hatte sich mit kritischen Berichten über das Verschwinden von Zivilisten in Tschetschenien wiederholt den Zorn der moskautreuen Machthaber zugezogen. Wie Politkowskaja schrieb sie regelmäßig Beiträge für die oppositionsnahe Zeitung Nowaja Gaseta.

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