Rot-Grün-Rot in Bremen:Premiere ohne Startschwierigkeiten

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Andreas Bovenschulte wird dem linken Parteiflügel der SPD zugerechnet. (Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa)

Dank der Grünen retten die Sozialdemokraten ihre Hochburg Bremen - mit der ersten rot-grün-roten Koalition im Westen. Der Aufstieg Andreas Bovenschultes illustriert ihren Wunsch nach einem bürgernahen Anführer.

Kommentar von Peter Burghardt

Jetzt ist die westdeutsche Premiere Rot-Grün-Rot in Bremen also weitgehend startklar, es war gar nicht so schwierig. Die Linken müssen noch ihre Mitglieder befragen, aber auch da dürfte es keine Probleme geben. Es gab kaum Zweifel, dass SPD, Grüne und Linke zusammenfinden würden, als sich die Grünen für diese linke Variante entschieden hatten und gegen Jamaika mit CDU und FDP. Die drei Parteien scheinen im tendenziell linken Bremen auch besser zueinander zu passen als das alternative Trio, obwohl Carsten Meyer-Heder von der CDU die Wahl gewonnen hatte.

Die Grünen haben den Genossen trotz deren historischer Niederlage ihre Hochburg an der Weser gerettet, sie konnten es sich aussuchen. Doch der scheidende Bürgermeister und Senatspräsident Carsten Sieling wusste, dass er nicht weitermachen kann, nachdem die Bremer SPD zum ersten Mal seit mehr als 70 Jahren die Wahl verloren hatte. Man mag es kurios finden, dass ihn nun ein Parteifreund ablöst, der bis vor wenigen Tagen der niedersächsischen Kleinstadt Weyhe bei Bremen vorstand und als Neuling der Bremischen Bürgerschaft gerade erst den SPD-Fraktionsvorsitz übernommen hatte. Ganz so exotisch ist das Manöver allerdings nicht.

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Andreas Bovenschulte war drei Jahre lang Bremer SPD-Chef, er galt schon länger als ein möglicher Kandidat für das Rathaus. Dennoch illustriert sein rasender Aufstieg jetzt, wie sehr sich die jahrzehntelang so verwöhnten Bremer Sozialdemokraten nach einem Anführer sehnen, der ihr Profil schärft und den Wählern möglichst so nah ist wie einst Henning Scherf. Sielings SPD und den Grünen gelang es, den monströsen Bremer Schuldenberg nicht noch größer werden zu lassen und mehr Geld vom Bund herauszuschlagen, eine beachtliche Leistung.

Bovenschultes SPD, die Grünen und die Linken müssen dringend sehen, wie sie trotz klammer Finanzlage Kinderarmut und Bildungsmisere bekämpfen und gleichzeitig Versprechen wie die Verkehrswende hinbekommen. Bremen ist das kleinste Bundesland, der Bremer Einfluss hält sich in Grenzen. Doch falls das Mitte-Links-Bündnis Erfolg hat, dann könnte es trotzdem größere Wirkung haben.

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